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Inhalt

Das Künstlerpaar Tony und Christine reist zur Bergman-Woche auf die Insel Fårö. Inspiriert vom Geist der großen Regielegende wollen die beiden Filmemacher hier den Sommer verbringen und ihre neuen Drehbücher schreiben. Während Tony, bereits ein gefeierter Regisseur, schnell mit seiner Arbeit vorankommt, hadert die 25 Jahre jüngere Christine mit ihrer Geschichte. Ihre Zweifel belasten die Beziehung und Christine flüchtet sich mehr und mehr in ihr Drehbuch. Langsam beginnen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion zu verschwimmen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

„Es muss ja nicht gleich Persona sein“, rät Filmemacher Tony (Tim Roth, Reservoir Dogs) seiner Ehefrau Chris (Vicky Krieps, Der Seidene Faden) als Aufmunterung für ihre Drehbuchpläne. Das Künstlerpaar ist soeben auf der Insel Fårö angekommen und bestaunt die Landschaft der abgelegenen schwedischen Insel von keinem geringeren Platz als vom Schreibtisch des legendären Filmemachers Ingmar Bergman (Wilde ErdbeerenFanny und Alexander), der Jahre seines Lebens auf Fårö verbrachte, hier Inspiration für seine Filme fand, seine Filme teilweise sogar hier drehte und seine Beziehung zu der Insel selbst in zwei Dokumentarfilmen verarbeitete. Große Schuhe, die es hier zu füllen gibt: Während Tony sich von der Umgebung inspirieren lassen will scheint Chris eher unterzugehen und fühlt sich zunehmend erdrückt von dem Geniekult um den Geist des gefeierten Regisseurs, sehr zu leiden ihres Drehbuchs. Man bekommt das Gefühl, Regisseurin Mia Hansen-Love (Der Vater meiner Kinder, Eine Jugendliebe), die zwar selbst angab von Bergman „besessen“ zu sein, hatte ganz ähnliche Gefühle. Ob dies ihrem Film zugutekam, sei erst einmal dahingestellt. 

Hansen-Love bewies sich in ihren letzten Filmen als unsagbar talentiert darin, ihre Hauptfiguren beim Versinken in künstlerischen oder thematisch-didaktischen Sujets zu beobachten. Dies geschieht entweder auf trivialem, pop-kulturellen Boden wie in ihrer DJ-Odyssee Eden oder aber im gehobenen, philosophischen Milieu der europäischen Akademie in Alles was kommt. Ausgerechnet aber in der Gegenwart ihrer primären Beschäftigung, des Filmemachens, verliert Hansen-Love jeden fruchtbaren Boden aus den Augen. Ihr Bergman Island beginnt augenscheinlich als verschrobene Satire auf die Tourismus-Industrie um einen überstilisierten Filmemacher bei der es von Tourguides, Bussen mit Bergmans Namen versehen und exklusiven 35mm Screenings von seinen Filmen nur so wimmelt. Hansen-Love trifft zwar durchaus einen Nerv mit diesen Beobachtungen, wenn sogar Bergmans verstörendes Drama Wie in einem Spiegel im Bus als nebenbei Unterhaltung in der Dauerschleife läuft. Doch diese Beobachtungen sind nicht genug als das etwas Nahrhaftes dabei entstehen könnte. Stattdessen lässt Hansen-Love Tony eine Fun-Fact über Bergman und einen Name-Dropping seiner Filme nach dem nächsten wiederholen, sodass es irgendwann so wirkt als wäre ihr Film selbst Teil jener energischen Kommerzialisierung. Konsequent wäre es hier eventuell gewesen, Tony und Chris nach dem Screening von Schreie und Flüstern noch beim loggen des Filmes auf Letterboxd zu zeigen, so sehr bemüht sich ihr Film beim Anbiedern an eine selbsternannte Cinephile Kultur.

Nicht helfen tut dabei die Tatsache das sich Bergman Island nur vordergründig für Bergman interessiert. Das Schaffen des Filmemachers hier ist vergleichbar mit der Insel Fårö selbst: Es bleibt eine einzige Kulisse. Weder thematisch noch filmisch scheint sich Hansen-Love groß für Bergman zu interessieren. Vielmehr evoziert das entschlackte Tempo des Filmes das Werk von jemandem wie Eric Rohmer und die zunehmenden Meta-Spielereien, sowie einige Eifersucht Plotlinien, lassen eher an Woody Allen erinnern (zugegeben: einer von Bergmans größten Fanboys). Letzterer Aspekt nimmt besonders in der zweiten Hälfte des Filmes überhand, wenn schließlich Mia Wasikowska (Only Lovers Left Alive) und Anders Danielsen Lie (Oslo, 31. August) als imaginäre Kopfgeburten auf einer Metaebene ebenfalls durch Fårö tänzeln dürfen. Hier scheint Bergman Island, nach den eher bemühten Kunstdiskursen zwischen Tony und Chris, zunächst an Fahrt aufzunehmen, verflacht dann aber in austauschbare Beziehungsdramen, bei denen man sich nicht mehr sicher ist, ob diese nun dem Drehbuch von Chris oder dem von Hansen-Love zu verschulden sind. Es ist keineswegs unintelligent was der Film hier versucht, präsentiert er doch das Verhältnis zwischen Fakt und Fiktion als Suche nach den eigenen Überschneidungen, ähnlich wie die Gesichter von Alma und Elizabeth in Bergmans oben erwähnten Persona sich schließlich vereinen. Was bei Bergmann jedoch in einer markanten, verstörenden Fratze endet mündet bei Hansen-Love nur in einer selbstgerechten Schnitzeljagd aus Referenzen und Arthouse-Klischees bei der jede zwischenmenschliche Beobachtungen in der eigenen Beliebigkeit untergeht. Damit beantwortet der Film auch unfreiwillig Chris größte Frage um Bergman: „Warum hat er denn eigentlich nie fröhliche Filme gedreht?“

Fazit

„Bergman Island“ ist cinephiler Erholungsurlaub. Wohltuend und entspannend aber auch genauso schnell wieder vergessen und ohne zurückbleibende Inspirationen versehen. Was sich mit dem Namen eines Altmeisters schmückt ist nicht mehr als eine Fußnote im Werk der eigenen Filmemacherin. Ein Film der nirgendwo hin will außer als Blu-Ray in den Souvenirshop im Bergman Museum auf Fårö.

Kritik: Jakob Jurisch

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