Inhalt
Nach Ende des Algerienkrieges planen ein zynisch gewordener junger Arzt und ein ehemaliger eiskalter Söldner den Bruch eines Tresors. Dafür lassen sie sich über die Weihnachtstage heimlich in dem Gebäude einschließen. Zu spät merken sie, dass sie hereingelegt wurden…
Kritik
Maskuliner geht es kaum. Alain Delon (Der eiskalte Engel) und Charles Bronson (Spiel mir das Lied vom Tod) Ende der 60er Jahre in einem Film über eine wahrhafte Männerfreundschaft. Man kennt sich aus dem gemeinsamen Einsatz in Algerien, der den einen, Barran (Delon), zum verbitterten Zyniker gemacht hat und den anderen, Propp (Bronson), zum skrupellosen Verbrecher, dem nichts zu schade ist, um an Geld zu kommen. Zunächst können sie sich kaum auf den Pelz gucken und ihre Wege trennen sich nach einem kleinen Waffendeal. Doch dann erhält Barran ein etwas merkwürdiges Jobangebot. Er nimmt im Auftrag der mysteriösen Isabelle (Olga Georges-Picot, Der Schakal) eine Stelle als Arzt in einem großen Geschäftsgebäude an. Der Grund: Die Praxis befindet sich direkt neben einem Tresorraum, dessen Kombination sie ausspionieren wollen. Doch Isabelle will nicht den Inhalt des Tresors, sie will von ihr gestohlene Aktien unbemerkt wieder dort deponieren. Das Ganze funktioniert nicht wie erhofft und so lässt sich Barran über die Weihnachtsfeiertrage dort einschließen, um durch schlichtes Ausprobieren die noch fehlenden Zahlen des Codes herauszufinden. Plötzlich steht Propp ungebeten auf der Matte und macht sich zum Partner wider Willen. Im Gegensatz zu Barran ist er sehr wohl am vermutlich stattlichen Inhalt des Safes interessiert und notgedrungen muss man erstmal miteinander auskommen. Zeit genug, um über den holperigen Weg doch noch echte Kumpel fürs Leben zu werden.
Der Plot um einen ungewöhnlichen Einbruch klingt an und für sich ganz vielversprechend – für Heist-Movies dieser Art war das französische Kino schließlich bekannt - und mit Alain Delon und Charles Bronson als Hauptdarstellerduo sollte da vermutlich nicht all zu viel schiefgehen. Erstaunlicherweise funktioniert der Film von Jean Herman (u.a. Drehbuchautor des Klassikers Das Verhör) von Beginn an nicht, was zunächst an der löchrigen und oberflächlichen Charakterzeichnung liegt. Man wird mit den beiden Protagonisten überhaupt nicht warm. Weder auf der Sympathie-, noch auf der Empathie-Ebene. Kurzum: Es fällt nicht nur schwer sie zu mögen, noch versteht man wirklich, was genau sie antreibt und wieso sie tun, was sie tun. Anfangs mag man da noch mit Geduld herangehen können, doch auch die Geschichte wirkt oft unglaubwürdig konstruiert und baut zudem nur sehr bedingt Spannung auf. Der gesamte Coup macht schon vom ersten Moment an wenig Sinn, zumindest, wenn man nicht von einem abgekarterten Spiel ausgehen soll. Die Durchführung wirkt ebenso unprofessionell (10.000 mögliche Kombinationen einfach ausprobieren? Gute Idee…) und die dadurch entstehende „Bindung“ der zunächst unfreiwilligen Komplizen ist ebenso an den Haaren herbeigezogen. Wenn zwei Männer mit nacktem, schwitzendem Oberkörper zwei Tage auf engstem Raum festsitzen, sind sie danach eben Best Friends Forever, kennt man ja.
Mit einem gewitzten Finale hätte man sicherlich noch etwas Boden gut machen können, aber auch da bleibt man dem vorher präsentierten Stil treu. Delon & Bronson wirken sichtlich bemüht ihren Figuren wenigstens durch ihre Präsenz Profil zu verleihen, mehr als das bleibt aber kaum positiv hängen. Die Pointe ist vorhersehbar, die Abläufe unspektakulär. Richtig miserabel ist Du kannst Anfangen zu beten niemals, er ist allerdings überwiegend belanglos und lässt insbesondere beim Drehbuch Raffinesse und Plausibilität schmerzhaft vermissen. Ein Genrefilm muss nicht immer glaubwürdig sein, muss das dann aber zwingend über andere Attribute auffangen. Dafür ist das hier alles zu dünn, speziell bei den recht ansprechenden Voraussetzungen. Wer einen Alain Delon-Film über echte Männerfreundschaft sehen will, greift lieber zum direkt vorher erschienen Die Abenteurer und in Kombination mit Charles Bronson wäre der schräge Western Rivalen unter roter Sonne auch die eindeutig interessantere Wahl.
Fazit
Trotz zwei cooler Typen nur eine sehr mäßige Ode an eine Männerfreundschaft harter Jungs, die sowohl unter diesem Aspekt wie als Heist-Movie per se ziemlich enttäuscht. Das ist maximal ausreichend und wäre ohne die prominente Besetzung wohl endgültig von der Bildfläche verschwunden.
Autor: Jacko Kunze