Inhalt
Wie viele Seiten hat die Medaille? Eine verflixte Scherzfrage, Batman! Ein neues Gerät ist eigentlich dafür entwickelt worden, das Böse aus den Verbrecherköpfen zu entfernen – doch als es aus dem Ruder läuft, wird Gotham Citys Staatsanwalt Harvey Dent in den zwielichtigen Two-Face verwandelt, dessen Persönlichkeit gespalten ist! Als dann auch noch der Joker, der Pinguin und der Riddler kräftig auftrumpfen, drohen Batman und Robin im kriminellen Chaos unterzugehen. Ist vielleicht die schüchterne Catwoman in der Lage, diesen verfluchten Fall zu entwirren, unseren Helden eine helfende Kralle zu leihen und Two-Faces manische Machenschaften zu vereiteln?
Kritik
Du Dummerchen, ich kann Katzrate – Catwoman
Es gibt wohl wahrlich kein schöneres Denkmal für Adam West (1928 – 2017) als noch einmal das Cape über die Schulter zu werfen und mit blanken Fäusten auf Verbrecherjagd zu gehen – dabei natürlich stets auf Gentleman Art mit ebenso hanebüchenen Moralvorstellungen wie Sprüchen. Willkommen zurück in den 60er Jahren! Denn mit Batman hat West, auch über 50 Jahre später, nachhaltig die Popkultur beeinflusst und klar ein wenig farbenfroher gemacht. Die Swing-Musik ist dabei ebenso hängen geblieben wie eben die TV-Erziehungsmaßnahmen der damaligen Dekade. Für Warner Bros. Animation und DC Comics war es so wohl im Zuge ihrer neuen Filmoffensive eine kleine Selbstverständlichkeit, auch einen der berühmtesten Batman zurück auf den Bildschirm zu holen. Und mit was für einer Meisterleistung: Denn die Hommage Batman: Return of the Caped Crusaders war nicht nur plumpes nacherzählen von alten Geschichten, sondern bot mit der eigenwilligen Interpretation des Flower-Power-Batmans eine ungemeine Stärke, die zu überraschen vermochte. Die Mischung aus naiver früher Comic-Unterhaltung und durchaus ernsten philosophischen Tönen wusste zu gefallen. Nun folgt mit Batman vs. Two-Face der letzte Film von Adam West. Eine erneute knallbunte Odyssey in eine längst vergessene Zeit, wenn dieses Mal auch weniger brisant.
Zumindest am Stil hat sich aber wenig geändert: Während die Figuren einen kernigen Spruch nach dem anderen auf die Zuschauer werfen – Potz Blitz Batman – bringt dies nicht nur den Zuschauer zum Lachen, sondern es wirkt auch einfach wie aus einer anderen Zeit gefallen. Allerdings übertreibt es Batman vs. Two-Face dann doch ein wenig, sodass es durchaus vorkommen kann, dass die Augen mitrollen, wenn Robin (im Original von Urgestein Burt Ward gesprochen) scheinbar die Contenance verliert und fast anfängt zu fluchen. Nun, beide Adam West Animationsfilme bleiben eben doch ein wenig eine Zeitmaschine, wo gewisse Gesetzmäßigkeiten akzeptiert werden müssen. Dies umfasst dabei auch klare Kawumm, Puff und Pow Momente, wie eben Bösewichte, die wenig Interesse daran haben wirklich gemein zu sein. Hier gibt es dann wohl auch die größte Schwäche des Films von Michael Jelenic und James Tucker: Denn wenn Two-Face (im Original von William Shatner gesprochen) seinen genialen Plan ausheckt und ein Puzzle nach dem anderen lüftet – was nach einer halben Stunde richtig an Fahrt gewinnt – ist es eben doch am Ende arg lächerlich, wenn sich die Schurkenhelfer mit Kniffen und Tricks überlisten lassen und sogar Gothams gesamte boshafte Elite kläglich scheitert. Zumindest Two-Face bietet aber klare Highlights.
Denn der ambivalente Schurke – eine Comic-Version von Dr. Jekyll und Mr. Hyde – ist besonders im Finale immer wieder dazu fähig Batman an seine Grenzen zu führen und sogar Loyalität und Freundschaft in die Geschichte reinzubringen. Zwar wird dies von einem scheinbar gefühlsduseligen Robin flankiert – immerhin gibt es dafür die berühmte Batman-Schelte – funktioniert aber dennoch prächtig und macht Spaß. Gleiches gilt für die gezeigten Comic-Bösewichte der 60er Jahre: Egal ob der Bücherwurm oder gar König Tut, hier gibt es für Fans einiges zu entdecken. Nostalgie pur. Das reicht allerdings nicht, um die kurzweiligen 72 Minuten mit Energie und Tiefe zu füllen. Was bleibt ist somit etwas Ernüchterung, wenn Batman mit grellen Farben und markigen Sprüchen scheinbar doch nur zur Kopie wird – nur eben dieses Mal als Animationsfigur. Zumindest Musik, Stil, Dialoge und auch der Zeichenstil bleiben aber über jeden Zweifel erhaben. Wer noch einmal Adam West in Action erleben möchte, ist hier trotz der klaren Schwächen genau an der richtigen Adresse.
Fazit
"Batman vs. Two-Face" ist trotz der Nostalgie, der wirklich gut durchdachten Hommage und den markigen Moralsprüchen eine kleine Enttäuschung geworden. Zu sehr dreht sich Batman im Kreis und bietet wenig Neues gegenüber der Kultversion der 60er Jahre. Eine gewisse Lächerlichkeit trifft auf eine im Versuch boshafte Geschichte. Fans dürfen allerdings noch einmal Adam West, Burt Ward und Julie Newmar hören, die zudem von einem fantastischen William Shatner ergänzt werden. Alleine dafür lohnt sich dann doch ein Blick. Etwas mehr Mut beim letzten Abenteuer des lila Rächers wäre aber schön gewesen.
Autor: Thomas Repenning