Inhalt
Die unglaubliche, aber wahre Geschichte von Gilbert Galvan (Josh Duhamel), der aus einem US-Gefängnis ausbricht und unter neuer Identität in Kanada untertaucht. Als er die attraktive Andrea (Elisha Cuthbert) kennen und lieben lernt und unter notorischer Geldnot leidet, beschließt er, sich wieder darauf zu konzentrieren, was er seit frühester Kindheit am besten kann: lügen und betrügen. Der charmante „Gentleman-Räuber“ startet mit Hilfe des alternden Gangsterbosses Tommy Kay (Mel Gibson) einen Rekord-Raubzug durch über 60 kanadische Banken und Juwelierläden und wird von der Bevölkerung als „Flying Bandit“ gefeiert. Doch die Ermittler kleben dem meistgesuchten Bankräuber des Landes unaufhaltsam auf den Fersen.
Kritik
„Niemand wird böse geboren, wie alles andere braucht es Übung“
Das wahre Leben liefert oft die besten und unglaublichsten Geschichten und sie werden deshalb gerne als Vorlage für Filme genommen. Die wahre Geschichte des Gilbert Galvan ist geradezu prädestiniert, um sie für die Leinwand umzusetzen, wobei der Film von Allan Ungar (Gridlocked) hierzulande es nicht ins Kino schaffte. Galvan entwickelte früh einige kriminelle Energie, die ihn dann letztendlich wegen Scheckkartenbetrugs ins Gefängnis brachte. Dort hielt er es aber nicht lange aus und floh nach Kanada. Mit seiner neuen (gestohlenen) Identität wollte er sich ein rechtschaffenes Leben aufbauen, was ihm aber nicht lange gelang. Also besann er sich auf das, was er konnte und nutzte seine Fähigkeiten, um mit illegalen Mitteln an Geld zu kommen. Das kanadische Bankensystem machte es ihm auch sehr einfach, denn seinerzeit in den 80ern gab es kaum Sicherheitsvorkehrungen und das Personal wurde angewiesen, den Aufforderungen der Bankräuber genaustens Folge zu leisten. So genügte es Galvan unter Verwendung zahlreicher Verkleidungen einen Zettel mit seiner Forderung vorzulegen und eine Schusswaffe zu präsentieren. Damit begann ein unfassbarer Raubzug durch ganz Kanada, bei dem Galvan mangels großer Sicherheitskontrollen bei Inlandsflügen es ohne große Mühen und ohne Aufzufallen, sogar schaffte Geld und Waffen quer durchs Land zu fliegen. First Class – versteht sich!
Daher wurde er auch der Flying Bandit genannt. Nun gibt es immer wieder Filme, die sich vom wahren Leben inspirieren lassen, doch Bandit – Catch Him If You Can konnte hier in vollen Zügen die wahre Geschichte übernehmen, ohne zu viel hinzufügen zu müssen. Viele Details von Anfang bis Ende der Handlung haben sich so zugetragen. Lediglich einige Namen wurden abgeändert und schon hatte man ein starkes Grundgerüst für einen spannenden Film. Hinzu kommt mit Josh Duhamel (Transformes) ein spielfreudiger Hauptdarsteller, der wohl selten besser war als in der Rolle des Gilbert Galvan aka Robert Whiteman. Mit viel Energie, Witz und Charisma verkörpert er seine Rolle, gibt den Erzähler aus dem Off und wendet sich auch direkt an das Publikum, indem er die vierte Wand durchbricht. Galvan bzw. Whiteman ist durchweg sympathisch und trotz seiner kriminellen Taten ist man klar auf seiner Seite und Duhamels Spiel trägt hierzu erheblich bei. Es ist eine Mischung aus der Dreistigkeit, der Unbedarftheit und der stets vorhandenen Höflichkeit, die Galvan zum Sympathieträger macht. Die flapsigen Sprüche und Dialoge wissen ebenso zu unterhalten, sodass die 126 Minuten Laufzeit wie im Fluge vergehen. Klar darf man nun nicht Shakespeare (Macbeth) oder Tarantino (Pulp Fiction) erwarten, aber zu einer locker leichten Gaunerkomödie passt es und Stimmigkeit ist letztendlich das, was einen Film abrundet. Außerdem packt man einige der dreistesten Episoden um den echten Galvan in den Film, die zwar übertrieben wirken, sich aber so zugetragen haben sollen.
Für den Spannungsaufbau hat man sich dann aber doch getraut, Veränderungen vorzunehmen. Die von Elisha Cuthbert (Happy Endings) verkörperte Freundin und spätere Ehefrau Andrea war wohl im wahren Leben etwas naiver, als die im Film durchaus aufgewecktere Gattin. Aber sei es drum, irgendwie musste man zumindest im Beziehungsleben für mehr Spannung sorgen, denn auf Dauer sind die Raubzüge dank immer wechselnder Verkleidungen und der immer dreister werdenden Vorgehensweise, zwar abwechslungsreich, jedoch nicht mehr so interessant, wie noch zu Beginn. Gilbert Galvan ist halt kein Frank William Abagnale, mit immer neuen Betrugsmaschen, die es Steven Spielberg ( Minority Report) und seinem Darsteller Leonardo DiCaprio (Blood Diamond) sichtlich einfacher machten den Spannungsbogen aufzubauen. In der Art und Weise ihrer unverfrorenen Vorgehensweise ähneln sich die beiden Charaktere vielleicht, aber das war es dann auch schon, genügte dem deutschen Verleiher aber offensichtlich, um einen Titel in Anlehnung an Catch Me if You Can zu wählen. Der wohl mal wieder als Zugpferd eingesetzte Mel Gibson (Hot Seat) als Gangsterboss erhält indes wenig Screentime, die er jedoch wie eh und je souverän ausfüllt. Gut getan hätte dem Film in jedem Fall, wenn man Galvans Gegenspieler von der Polizei John Snydes (Nestor Carbonell, Bates Motel) mehr Präsenz gegeben hätte und die Jagd nach dem meistgesuchten Kriminellen Kanadas ab einem gewissen Zeitpunkt noch stärker in den Fokus gerückt hätte.
Fazit
„Bandit – Catch Him If You Can“ ist ein unterhaltsames Stück Kriminalgeschichte. Die True-Crime-Story funktioniert als Gaunerkomödie mit Witz und Humor und vor allem einem gut aufgelegten Josh Duhamel in der Hauptrolle wunderbar. Der kurzweilige Film mag nicht perfekt sein, er ist aber eine positive Überraschung.
Autor: Andy Mieland