6.2

MB-Kritik

Anna und die Apokalypse 2017

Comedy, Horror, Fantasy, Musical

6.2

Ella Hunt
Malcolm Cumming
Sarah Swire
Christopher Leveaux
Marli Siu
Ben Wiggins
Mark Benton
Paul Kaye
Sean Connor
John Winchester
Euan Bennet
Ella Jarvis
Myfanwy Morgan
John McGeachie
Janet Lawson
Ruth McGhie

Inhalt

Teenagersein ist kein Zuckerschlecken – davon kann auch Anna ein Lied singen. Genau das tut sie auch, als in ihrem britischen Heimatörtchen endlich mal was los ist. Pünktlich zu Weihnachten steht der Weltuntergang in Gestalt hirnhungriger Zombies vor der Tür. Anna, ihr bester Kumpel John und ihre Schulkameraden und -feinde nehmen den Kampf mit den Zombies auf. Für ein Lied zwischen ist trotzdem noch Zeit, denn ein blutiger Baseballschläger ziert jede Choreografie. 

Kritik

Zombies sind wie geschaffen für Musicals. Seit Michael Jacksons Thriller sind die tanzenden Toten festetablierte Repertoirefiguren, die sogar der supersaubere Disney Channel zu Gesangnummern herum wanken ließ. Nichts liegt da näher, als den verflachten Tropus in ein zweites notorisch seichtes Subgenre zu integrieren: Das High-School-Musical. In einem tristen Vorstadt-Setting wie dem von John McPhails (Where Do We Go from here?, V for Visa) Splatterkomödie sind sowieso fast alle hirntot. Dafür hält Autorenduo Alan McDonald (One Night in Sutherland Hill) und Ryan McHenry (Zombie Musical) auch ihr Zielpublikum, zumindest ein wenig. Sonst würden sie statt offensichtlicher Parallelen lieber die Hintergrundgeschichten ihrer Figuren ausarbeiten.

Dass die wenig originellen Konflikte der Protagonisten dennoch interessieren, liegt vor allem am sympathischen Ensemble. Ella Hunt (Robot Overlords, Les Misérables) holt viel aus der schematischen Rolle der Titelheldin, die doppelt und dreifach um ihr Leben kämpfen muss: gegen die Universitätslaufbahn, die ihr Hausmeister-Vater (Mark Benton, Eddie the Eagle, Das Kabinett des Dr. Parnassus) ihr aufdrücken will, die romantischen Sehnsüchte ihres in der Friendzone gefangenen Verehrers John (Malcolm Cumming, Pierrot le Fish) und wandelnde Leichen. Letzte sind dankbare Verkörperung der kleinstädtischen Bedeutungslosigkeit, die Anna, ihre beste Freundin Lisa (Marli Siu), deren Freund Chris (Christopher Leveaux, The Wicker Tree, 1066 - Die Schlacht um England) und Austauschschülerin Steph (Sarah Swire, God Help the Girl) fürchten.

Der Kampf junger Menschen um Selbstbestimmtheit manifestiert sich als ein mit allerhand ulkigen improvisierten Waffen ausgefochtener Krieg gegen Zombiehorden. Die sind erwartungsgemäß reichlich ungruselig, denn obwohl einige Liter Kunstblut vergossen und ein paar Köpfe zermanscht werden, bewegt sich die selbstironische Coming-of-Age-Comedy stets auf dem vertrauten Terrain braver Familienunterhaltung. Dazu gehören leider auch der verklemmte Umgang mit Stephs Homosexualität, der starke Beschützer, der Anna mit Schulbully Nick (Ben Wiggings, Stay Still) angehängt wird, und ein austauschbarer Popsoundtrack. Immerhin bleibt der Spaß an Weihnachtsgemetzel neben weltvergessenen Tanzeinlagen.

Fazit

Das dahin geträllerte Versprechen, dass es „no such thing as a Hollywood ending“ für die Helden gäbe, kann die fröhlich-bunte Parodie einer ganzen Reihe verkrusteter Subgenres zwar nicht halten, aber dank der talentierten Jungdarsteller und einem ironischen Bewusstsein für eigene Mankos hält das aufgedrehte Independent-Musical trotzdem stand. Wenn zu den Feiertagen unvermeidlich Besinnlichkeit, Banalität und Bigotterie die Kinos fluten, ist die klassische Kombination von Toten und Tanz definitiv die unterhaltsamere Wahl.

Autor: Lida Bach
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