Inhalt
Andrea, eine Polizistin auf dem Land, will ihre unglückliche Ehe hinter sich lassen und Kriminalinspektorin in der Stadt werden. Doch nach einer Geburtstagsfeier läuft ihr der Noch-Ehemann betrunken vors Auto. Im Schock begeht Andrea Fahrerflucht.
Kritik
Es gibt auf Film-Festivals und besonders auf der Berlinale, wo Josef Haders (Wilde Maus) launige Land-Dramödie Premiere hat, immer wieder Schauspielende, die man gefühlt andauernd sieht (was bei den Guten nicht unbedingt schlecht ist, allerdings kurios). Oft waren das Lars Eidinger oder Franz Rogowski. Diesmal ist es Birgit Minichmayr (Mit Einem Tiger Schlafen). Das liegt nicht an der Menge der Filme, derer es nur zwei sind, sondern ihrer darstellerischen Präsenz. Die allein trägt schon einen Film, der sonst schnell vergessen wäre.
Einen Film wie das gewohnt kauzige Kriminalstück, das zugleich Milieu- und Moralskizze ist, dabei aber nie thematisch überfrachtet wirkt. Die Probleme in dem äußerlich adretten Dorf, gegenüber dem das nahegelegenen St. Pölten schon wie die große weite Welt wirkt, sieht und hört man überall. Aber Hader nimmt sie gerade ernst genug, um den moderaten Spannungsbogen mit karikaturesker Kritik zu untermauern. Eigentlich sind sie doch alle hier ganz nett: der Waffennarr, der alte Rassist, der Alkoholiker …
Letzter ist der von Hader verkörperte Religionslehrer Franz, den Schuldgefühle über einen Unfalltod rückfällig werden ließen. Dabei hat nicht er, sondern Minichmayrs Polizistin Andrea ihren Noch-Ehemann (Thomas Stipsits, Griechenland oder Der laufende Huhn) versehentlich überfahren und versucht nun, ihre anvisierte Kripo-Karriere in St.Pölten mit ihren Gewissensbissen zu vereinen. Franz‘ Bußbereitschaft macht das nicht leichter und ist einer der gelungeneren Gags der Story. Die funktioniert vor allem dank des gut aufgelegten Ensembles, trotz der TV-Optik.
Fazit
Eigentümliche, aber trotzdem glaubhafte Charaktere, herber Humor und ein bizarrer Zu-, Ermittlungs- und Unfall mit fatalen Folgen sind solides Material für eine Krimikomödie, die Josef Hader mit geübter Hand zusammenbaut. Im Vordergrund steht nicht die Tat, die nicht einmal die Bewohnenden des Landschauplatzes schockt, sondern die Gemüter der Gegend. Deren hässliche Seiten - Rassismus, Chauvinismus, Frust und Verwahrlosung - betrachtet die eher dröge Optik jedoch zu nachsichtig. Mehr Biss hätte nicht geschadet.
Autor: Lida Bach