Inhalt
Zehn Jahre saß John Falcon im Gefängnis, nachdem ihn der eigene missratene Bruder und seine mit diesem heimlich verbändelte Ehefrau bei einem sorgfältig geplanten Überfall fies in die Falle laufen ließen. Jetzt ist der Tag der Entlassung gekommen, und damit auch der Tag der kühl kalkulierten Rache. Falcon besorgt sich ein schnelles Auto und ein paar Schusswaffen aus dem dafür angelegten Versteck und stattet jedem Mitglied seiner Bande nacheinander einen unangemeldeten Besuch ab. Bald breitet sich in der Unterwelt Panik aus.
Kritik
Rache. Trotz Filmen wie „Lady Snowblood“ oder „Thriller“ gibt es wohl nichts Maskulineres als Rache im Film. Rache ist eben ein Gericht, welches man am besten kalt serviert und da Frauen ja in die Küche gehören, würden sie die Rache vermutlich doch nur wieder aufwärmen. Nach diesem Motto - das antiquierte wie dümmliche Frauenbild inklusive - verfährt dann auch „American Muscle“ und schickt einen bulligen, tätowierten Glatzkopf auf einen gnadenlosen Trip mit seiner Pump Gun. Er hinterlässt eine grobe Blutspur, dargestellt durch noch gröbere Bilder. Tja, „American Muscle“ ist halt ein echter Film für echte Männer, für die ganz harten Kerle, die wissen, dass sie die Pump Gun in der Hand aber den Raketenwerfer in der Hose haben.
Die einfache Geschichte vom Knacki, der frisch aus dem Knast kommt und sofort seinen Rachefeldzug beginnt, erinnert etwas an den leider gefloppten „Faster“ mit Dwayne Johnson und Billy Bob Thornton aus dem Jahre 2010. Dem gelang das, woran „American Muscle“ scheitert: eine klare Geschichte für ein erwachsenes Publikum schnörkellos und ohne Mätzchen zu erzählen. Der Low-Budget-Actioner von Regiedebütant Ravi Dhar ist erzählerisch schnell beim eigentlichen Punkt angekommen, was Dhar aber nicht daran hindert, alle offenen Fragen via Flashbacks zu beantworten. Notwendig ist das aber zu keiner Zeit. Man muss schon wirklich sehr treu doof sein, um nicht zu kapieren, bzw. zu erkennen warum der mies gelaunte John mit seiner Pump Gun nach seinem Bruder Sam sucht.
Doof ist in Bezug auf „American Muscle“ aber in vielen Belangen die richtige Beschreibung. Die ganze schwerfällige Inszenierung, die mal mit amüsant-miserablen, dann wieder mit wirklich nur desolaten Aufnahmen „glänzt“, rennt den dreckigen, cineastischen Vorbildern aus der Grindhouse-Ecke lediglich hinterher ohne jemals in die Nähe zu gelangen. Selbst deren Windschatten wird nicht erreicht. Besonders auffällig ist allerdings, wie scheinbar überzeugt die Macher von ihrem B-Movie sind. Wenn Rächer John mit seinem gelben Dodge Charger los düst, dann wird versucht daraus etwas Ikonisches zu machen. Das Ergebnis erinnert dann aber eher an Kai-Uwe Kampmann, der mit seinem alten Opel Astra zu den Klängen harter Heavy Metal Musik im Stau steht, aufs Lenkrad trommelt und sich vorstellt, er wäre cool, während hinten auf der Astra-Heckscheibe die Aufkleber „Böhse Onkelz“ und „Jeremy an Bord“ um die Aufmerksamkeit des Hintermannes buhlen.
„American Muscle“ ist hart, schnell erzählt, so misogyn dass der Begriff Frauenfeindlich noch untertrieben ist und größtenteils wirklich erstaunlich öde. Ein Rachefeldzug dessen Existenz wahrscheinlich deswegen zu Stande kam, weil ein paar Freunde, die ihr Geld im Filmbusiness verdienen, zu viel Freizeit hatten. Autor John Fallon hätte vielleicht mal Nebendarsteller Todd Farmer fragen sollen, ob er ihm bei seinem Script hilft. Schließlich ist Farmer selbst Autor und erschuf zusammen mit Regisseur Patrick Lussier kurzweilige wie stupid-spaßige No-Brainer wie das Remake von „My Bloody Valentine“ und das Nic Cage-Vehikel „Drive Angry“. Die inszenatorische Zug- und Durchschlagskraft dieser „anything goes“-Filme fehlt „American Muscle“ leider komplett, auch wenn das digitale Blut immer wieder gegen die Kameralinse spritzt. Was bleibt sind steife Akteure mit der Ausstrahlung von Parkuhren, eine unnötig aufgeblähte Geschichte und der krampfhafte Versuch vom längst verschimmelten Grindhouse-Kuchen noch einen Bissen abzubekommen.
Fazit
Ein echter Kerl und seine Pump Gun gehen auf einen Rachefeldzug. Sie finden viele Leute die man töten muss. Außerdem noch diese Dinger ohne Penis, die vorne so zwei Polster haben und die man so einfach flachlegen kann (ich glaube der politisch korrekte Terminus ist Bitches). Ja, „American Muscle“ ist ein Film für alle die, die immer noch glauben das nacheifern mieser B-Movie-Ware wäre modisch und unverbraucht. Ein Werk ohne Talent und Hirn, dafür aber mit viel Gewalt und Titten. Wer braucht da schon einen guten Film?
Autor: Sebastian Groß