Inhalt
Ende der 70er im schillernden New York: Irving Rosenfeld besitzt mehrere Waschsalons, aber sein Geld verdient er mit dubiosen Geldgeschäften und Kunstfälschungen. Mit Hilfe seiner Geschäftspartnerin und verführerischen Geliebten Sydney Prosser hat er es zu einem kleinen Vermögen gebracht. Als der überambitionierte FBI-Agent Richie DiMaso den beiden brillanten Trickbetrügern auf die Schliche kommt, lässt sich das Gaunerpaar auf einen ungewöhnlichen Deal ein: DiMaso setzt die beiden als Lockvögel auf die Politikprominenz New Jerseys an. Vor allem auf den Bürgermeister von Camden, Carmine Polito, hat er es abgesehen. Hinter dessen Saubermann-Image vermutet er Korruption und Mafiaverbindungen. Am Ende könnte es allerdings Irvings unberechenbare und eifersüchtige Ehefrau Rosalyn sein, die die gesamte Operation zum Platzen bringt...
Kritik
Schlaghosen, Dauerwellen, Blumenmuster, enge Nylonhemden gepaart mit üppigem Brusthaar – die 70er Jahren sind für viele stilistische Kuriositäten bekannt und vielleicht gerade deshalb so beliebt. Das Ende dieses Jahrzehntes nimmt sich David O. Russell für seine neuste Regiearbeit vor, der dank feinem Händchen nun schon mit dem dritten Werk hintereinander für viel Aufmerksamkeit bei den Oscarverleihungen sorgt. Dank geschickter Promotion, nahezu ausschließlich guter Kritiken und einem illustren Cast, der mehr oder weniger aus seinen beiden Vorgängern The Fighter und Silver Linings zusammengewürfelt wurde, geht das Werk mit seinen 10 Nominierungen (der einzige Film, der für die „Big Five“ [1] nominiert ist) als großer Favorit in das Rennen um das begehrte Goldköpfchen. Doch wird AMERICAN HUSTLE den Vorschusslorbeeren gerecht, der mit den vagen Worten „Einige dieser Begebenheiten sind tatsächlich passiert“ eingeleitet wird?
Christian Bale mit Plauze, Amy Adams und Jennifer Lawrence offenherzig wie selten und Bradley Cooper als Lobbyist für die Lockenwicklerbranche - der Film gibt sich alle Mühe die großen Namen werbewirksam in die 70er Jahre zu versetzen. Nicht nur die Stars wurden zeitgemäß gekleidet, auch das ganze Setting wirkt bis ins kleinste Detail wie aus der Zeitmaschine entsprungen. Dabei wirkt die Umgebung jedoch in keinster Weise steril, auch die Außenaufnahmen geben den Flair der Zeit perfekt wieder. Dazu passend ist der Soundtrack von Danny Elfman, der eine Auswahl an hervorragenden Liedern aus dem reichhaltigen musikalischen Fundus dieses Jahrzehntes schöpft.
Der Film erzählt die Geschichte rund um das Gaunerpärchen Irving Rosenfeld (Christian Bale) und Sydney Prosser (Amy Adams), die auf Druck des FBI-Agenten Richie DiMaso (Bradley Cooper) den Bürgermeister Carmine Polito (Jeremy Renner) und andere hoher Tiere betrügen sollen, um sie der Korruption zu überführen. Als ob das nicht genug wäre, legt Rosenfelds labile Ehefrau Rosalyn (Jennifer Lawrence) ihm immer wieder weitere Steine in den Weg.
Die Story bietet eine Mischung aus Drama und Heist-Komödie, bei der immer einen Hauch der Undurschaubarkeit mitschwingt. Doch die große Stärke ist tatsächlich das Darstellerensemble, dass mit Haut (Bale) und Haar (Cooper) in die Rollen schlüpft und die Kulisse zum Leben erweckt. Jennifer Lawrence zeigt hier imposant, dass sie im Moment zu Recht Everbody’s Darling ist und macht mit fast schon erschreckender Leichtigkeit den Altersunterschied zu ihrem Filmgatten vergessen. Doch auch Amy Adams spielt ihren Part sehr überzeugend und verleiht der Rolle eine gewisse ‚erotische Intelligenz‘. Den neben den tiefen Dekolletés beindruckt sie viel mehr durch ihr ambivalentes Spiel. Dabei hat sie einen gelungenen Karrierewandel vollzogen, der sie in wenigen Jahren von einem x-beliebigem RomCom Püppchen zur einer ernstzunehmenden Schauspielerin werden lies (das weibliche Pendant zu Matthew McConaughey). Jedoch die interessanteren Charaktere sind in Männerhand – Irving Rosenfeld, der Betrüger, der trotz ergaunertem Geld nichts handfestes im Leben vorzuweisen hat und FBI-Agent Richie DiMaso, der sich auf dem steilen Weg nach oben in der Karriereleiter die Flügel verbrennt.
Die Handlung des bisher kaum in Erscheinung getretenen Drehbuchautors Eric Warren Singer (The International) kann dagegen nicht über die gesamten 138 Minuten überzeugen. Zwischen den wirklich spannenden, dramatischen und stellenweise extrem lustigen Szenen fühlt sich der Film an manchen Stellen recht zäh an. Die Auflösung des Heist-Parts ist dabei wenig überraschend – das Ende kann der Erwartungshaltung eines „ganzes großen Coups“ leider nicht gerecht werden. Dabei schleichen sich noch einige kleine Ungereimtheiten hinzu, die den Spaß für die Filmfans etwas trüben.
[1] Als Big Five werden bei den Oscars die für einen Film fünf wichtigsten Kategorien Bester Film, Beste Regie, Bester Hauptdarsteller, Beste Hauptdarstellerin sowie Bestes Drehbuch bezeichnet.
Fazit
Die Mischung aus feiner Charakterzeichnung gepaart mit fähigen Darstellern ergibt eine amüsante Reise in die 70er Jahre. Allein die schwächelnde Spannungskurve und das überraschungsarme Ende verwehren dem Film den Sprung in höhere Bewertungssphären.
Autor: Manuel Schäfer