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Im April 2011 wird der chinesische Künstler und Aktivist Ai Weiwei von den Behörden an einen geheimen Ort verbracht. 81 Tage später wird er wieder freigelassen, und doch unter Hausarrest gestellt. Der Mann, der als unaufhaltsamer Verfechter der Redefreiheit bekannt ist, ist nur noch ein Schatten seiner selbst und leidet unter Schlafschwierigkeiten und Gedächtnisverlust. 18 Kameras überwachen sein Haus und sein Atelier, Polizisten verfolgen jeden seiner Schritte. Und schließlich ist er noch mit einem gigantischen Gerichtsverfahren konfrontiert, das schon bald nur der "Fake Case" genannt wird. Ai Weiwei wurde auch die Knie gezwungen, doch er ist nicht bereit, seinen Kampf für Menschenrechte aufzugeben.
Kritik
Er ist einer der bekanntesten chinesischen Künstler der Gegenwart, der 1957 in Peking geborene 艾未未, in lateinischer Schrift Ai Weiwei. Dabei ist er nicht nur für seine Kunst bekannt, die ihn bereits um die ganze Welt, unter anderem auch nach Berlin und Kassel führte, sondern für seine regierungskritischen Aktionen gegen die kommunistische Einparteienregierung des bevölkerungsreichsten Landes unserer Erde. Weiwei, der 12 Jahre in den USA lebte, ist ein "Pain in the ass", ein Stachel im jährlich fülliger werdenden Machtaperats Chinas.
Der Film "Ai Weiwei - The Fake Case" beginnt mit einem einschneidenden Erlebnis für den Künstler und seiner Familie. Physisch und psychisch gezeichnet kehrt Weiwei nach einer 81-tägigen Gefangenschaft, deren Hauptgrund wohl die Statuierung eines Exempels darstellt, nach Hause zurück. Grund für die Inhaftierung wird seitens der Regierung mit steuerlichen Unstimmigkeiten bei der Beijing Fake Cultural Development Ltd. (Fake ltd.) angegeben, deren Co-Besitzer Ai's Frau Lu Qing ist und für die Ai als Berater arbeitet. Der Fall erregte im Jahr 2011 eine große mediale Aufmerksamkeit, da die Verhaftung Ais und weitere Mitarbeiter staatlich gesteuerte Entführungen glich. Der Staat ist der Feind des Freigeistes, auf diese Grundaussagen-Fundament ist die dänische Produktion gebaut. Den Feind zu Gesicht bekommt man aber nur äußerst selten. Wie ein unsichtbares Damoklesschwert schwebt die Gefahr über Weiwei und seiner Familie. Aus Vorsicht vor möglichen Repressalien ist Weiwei auch äußerst darauf bedacht, wenig Unverfängliches von sich zu geben. So schwingt die Regimekritik im Großen und Ganzen in der Lächerlichmachung der Autoritäten mit. Da sind beispielsweise zwei arme Schweine, die als Soldaten permanent mit Weiwei zwecks Überwachung mit eingesperrt sind und über deren Tricks zum Wachhalten Witze gerissen werden.
Ansonsten verfolgen wir den Künstler bei seiner "normalen" Arbeit. Durch die Regierung unter Beobachtung gestellt, muss er sich telefonisch anmelden, will er sein Haus verlassen. Wir sehen ihn bei Besprechungen mit anderen Künstlern und der Konzeption neuer Werke. So interessant die Arbeit eines Künstler unter der Fuchtel der Regierung auch ist, für den eher durchschnittlich Kunstinteressierten offenbaren sich hier die größten Schwächen des Films. Diese liegen in der Tatsache begründet, dass Weiwei ein viel gefragter und viel beschäftigter Mann der Öffentlichkeit ist. Der Film wirkt an vielen Stellen eher wie das dritte Rad am Wagen, eine vielleicht sogar eher lästige Begleitung. Daran tragen die Macher natürlich nicht die Schuld, störend wirkt es stellenweise aber dennoch. Wieviele Tage Weiwei vom dänischen Kamerateam begleitet wird erfährt man zwar nicht, die lassen sich aber sicher nicht an zwei Händen abzählen.
Was die Verantwortlichen der chinesischen Regierung bei Weiweis Inhaftierung wohl nicht bedachten ist der öffentliche Sturm der Entrüstung und die gesteigerte weltweite Aufmerksamkeit auf die Verhältnisse in China. Der Film ist so gesehen ein Resultat der unterdrückten Bevölkerung Chinas durch die Regierung. Frei nach dem Motto, "Wer anderen eine Grube gräbt..." wird eine Steilvorlage sondergleichen geliefert, die es nur filmisch umzusetzen galt. Das ist trotz Abzügen in der B-Note gelungen.
Fazit
Man darf nicht erwarten, dass hier das Rad neu erfunden wird. Das öffentlich vermittelte Bild eines Staates, der die Meinungsfreiheit mit Füßen tritt, bekommt bewegte Bilder verpasst. Ein Unrechtsstaat - check, ein international bekannter Künstler - check, ein juristisch hingebogener Fall - check. Ready for take off.
Autor: Magnus Knoll