Inhalt
"ABCs of Superheroes" ist ein wilder Superhelden-Episodenfilm: Für jeden Buchstaben des Alphabets gibt es einen Superhelden, einen Superbösewicht oder eine Superheldengruppe, von A wie „Almighty Ape“ bis hin zu Z wie „Zee-Man“. Mit garantiert politisch unkorrekten Superkräften.
Kritik
Es ist immer wieder schön, wenn Filmemacher aus Leidenschaft heraus Projekte nach ihren Vorstellungen verwirklichen, ohne sich von großen Studios irgendetwas aufzwingen zu lassen. So geschehen auch bei "ABCs of Superheroes", einem Trashwerk bestehend aus mehreren Episoden zu reichlich skurrilen Superhelden. Jens Holzheuer und Oliver Tietgen, die beiden Regisseure des Films, finanzierten das Werk aus eigener Tasche und stellte eine fast fertige Version erstmals auf dem Fantasy Filmfest 2015 vor. Fast fertig? Laut der anwesenden Crew müsste wohl noch an einigen Stellen der Sound abgemischt und nachkorrigiert werden, ansonsten hat man, quasi in allerletzter Minute, den Film schnell noch für das Programm fertiggestellt.
Bevor wir nun näher auf "ABCs of Superheroes" eingehen sei ein wichtiger Punkt klargestellt: Der Film wird aus Sicht eines Nicht-Trashfans bewertet. Ein Fan sollte man aber unbedingt sein, denn "ABCs of Superheroes" ist purer, sehr extremer und auch unglaublich flacher Trash, der es Leuten außerhalb seiner Zielgruppe schwer macht, in seine Welt hineinzufinden. Vom Publikum des Fantasy Filmfests wurde der Film von einigen Zuschauern zumindest lautstark gefeiert, was darauf hindeutet, dass er Fans solch spezieller Genre-Werke durchaus gefallen könnte. Nun könnte man behaupten, es sei unfair, den Film zu zerreißen, wenn man mit Trash selbst nichts anfangen könnte. Ja, vielleicht. Aber ein guter Film sollte auch außerhalb seiner Zielgruppe funktionieren, nicht nur für einen engen Kreis. Oder zumindest auch von dort heraus betrachtet werden. Die "Twilight"-Filme werden schließlich auch nicht nur von pubertären Mädchen rezensiert.
Als Episodenfilm ergibt sich rein aus der Struktur heraus für "ABCs of Superheroes" bereits keine Möglichkeit, irgend eine Form von Tiefgang zu erzeugen. Will (und könnte) "ABCs of Superheroes" aber auch gar nicht. Daher ist es eigentlich nur clever, sich für viele kurze Episoden entschieden zu haben, denn dadurch kaschiert man diesen Umstand und das Werk erscheint kurzweilig, kann durchgehend ein hohes Tempo aufrechterhalten und sollte eine der Episoden dem Zuschauer nicht gefallen, gibt es nach wenigen Minuten auch schon die nächste zu sehen. Diese sind, das muss man dem Film zu Gute halten, voller abgedrehter Ideen, bei denen man merkt, dass alle Beteiligten reichlich Spaß am Set gehabt haben dürften. Sei es die Electric Eel Woman, die aus einem Zitteraal entsteht, das Instant Girl, das Milch aus ihren Brüsten abfeuert, ein farbiger Jesus, der fremde Planeten bereist, Menstru Girl, das mit übergroßen Tampons um sich schlägt oder der gigantische Orgasmic Octopus, der am Rande des ganzen Wahnsinns kurz angeteasert wird: "ABCs of Superheroes" dürfte für Hardcore-Genrefans eine bunte Wundertüte an spaßigen Einfällen sein. Doch für Außenstehende? Nichts weiter als grauenhaft spielende Menschen, die in billigen Kostümen behämmert und ohne Plan durchs Bild agieren, unterstützt von furchtbar schlechten Effekten. Lustig ist das chaotische Treiben dann leider auch nicht, denn abgefahrene Einfälle sind leider nicht mit cleveren Einfällen gleichzusetzen. Und so reduziert sich der Humor lediglich auf reichlich Titten, viel Gore und flachen Witzen.
Dass es beim Dreh auch gar nicht den Anspruch dafür gab, ernsthaft zu schauspielern, gestehen die Macher wenigstens sogar selbst ein. Sei es der eingeblendete ironische Hinweis gleich zu Beginn auf der Leinwand ("With many talented actors") oder das Statement der Macher auf dem Fantasy Filmfest, dass man quasi jedes Take so genommen hat, wie es entstand, ohne großartig Szenen zu wiederholen, macht das Werk zwar irgendwo sympathisch, qualitativ gut aber noch lange nicht.
Übrigens: Trash kann auch sehr stylisch, spektakulär und humorvoll in Szene gesetzt werden, das bewies zuletzt das Kickstarter-Projekt "Kung Fury". Auch hier standen nur begrenzt Mittel zur Verfügung, auch hier findet viel Blödsinn seinen Platz. Doch das Konzept dahinter war durchtdachter, der Humor cleverer und die Produktion spürbar professioneller. Daher schieben wir die Schuld auch nicht einzig auf das sehr spezielle Genre zu, die Ausführung ist der springende Punkt.
Fazit
"ABCs of Superheroes" bedient einen ganz engen Kern von Hardcore-Trashfans, die hiermit womöglich auch einigen Spaß haben dürften. Allen anderen, die mit Trash nichts anzufangen wissen, sei aber dringend davon abgeraten, sich den Quatsch anzutun, denn die Wahrscheinlichkeit, dem billig-bunten Treiben in nüchternem Zustand etwas abgewinnen zu können, ist extrem gering.
Autor: Sebastian Stumbek