Inhalt
In den französischen Banlieues wünschen junge Menschen sich Geld und Erfolg. Selbst die Luftschächte der Klimaanlagen sind von ihren Träumen verstopft, sodass es überall zu tropfen beginnt. Was wohl passiert, wenn man Licht schluckt?
Kritik
Die durch die Titelziffer angedeutete Endlosspirale verweist in Verbindung mit der von modernistischen Metaphern gespickten Handlung wie ein verstecktes Rebus auf die Unentrinnbarkeit des Betonghettos, in dem die desillusionierten Charaktere Anaïs-Tohé Commarets experimenteller Exkursion hausen. Anstelle einer Handlung beschreibt die Regisseurin die niederschmetternde Stimmung von Widerwillen, Realitätsflucht und Sinnlosigkeit in einem der hässlichen Hochhausblöcke, die so viele Ausläufer europäischer Metropolen markieren. Verspielte Allegorien wie die der auf Zettel notierten Träume einer Heranwachsenden, die den Lüftungsschacht verstopfen, vermitteln eine schmerzliche Realität. Darin sind Wünsche und Hoffnungen störender Ballast im sozialen Getriebe sind. Selbst die Gedankenfluchten scheitern schließlich an der medialen Mauer.
Fazit
Für wenige Minuten entführt Anaïs-Tohé Commaret das wohlhabende Berlinale-Publikum in einen der ärmeren Randbezirke, vielleicht nicht unähnlich dem Pariser Vorort, in dem die Regisseurin aufwuchs. In Wohnquartieren, die so trist und unästhetisch sind als wollte die Stadtplanung die dorthin abgeschobene Unterschicht für ihre prekäre Lage bestrafen, wünschen sich die Figuren in andere Dimensionen oder sehen unwissentlich den Träumen der nächsten Generation beim Sterben zu. Eine in ernüchterten Kinderaugen reflektierte Impression der klaustrophobischen Enge systemischer Sackgassen.
Autor: Lida Bach