Inhalt
Lord Noritsugu (Kantarô Suga) muss sterben: Zulange hat der Halbbruder des Shogun das Volk ausgebeutet, seinen Hass über die Ehre eines Edelmannes gestellt und seiner Rachsucht gefrönt. Selbst vor Vergewaltigung, Mord und dem brutalen Niederschlagen von jeglicher Gegenwehr, schreckt der grausame Regent nicht zurück. Eine öffentliche Bestrafung von Noritsugu ist für den Shogun jedoch aufgrund der Familienehre nicht hinnehmbar. Deshalb wird Polizeipräsident Shinzaemon Shimada (Chiezo Kataoka) damit beauftragt, sich der Angelegenheit im Geheimen anzunehmen. Gemeinsam mit 12 weiteren Kriegern, stellt er dem Lord und seiner Leibgarde eine tödliche Falle, aus der es kein entrinnen gibt…
Kritik
In den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts, erlebte das japanische Kino durch Regisseur Akira Kurosawa einen wahren Boom. Fortan waren Filme aus Japan nicht nur international ein großer Erfolg und durchaus gefragt, sondern auch die Filmindustrie selbst wurde durch das neue Selbstvertrauen ungemein gestärkt. Filme wie Masaki Kobayashis Meisterwerk "Harakiri", Kenji Mizoguchis "Ugetsu" oder Kurosawas "Die sieben Samurai", wurden zum Aushängeschild des meisterlich erzählten Historien-Kostüm-Kinos. Bis in die 60er hinein, erlebte dieses Genre eine Blütezeit, die viele Meisterwerke hervorbrachte und vor allem viele kommende Regisseure in ihrem Schaffen prägte. Selbst andere Genres, wie die des Western, wurden durch diese Filme stark beeinflusst. Eines dieser herausragenden Werke dieser Zeit, stellt das Schlachtenepos "13 Assassins" aus dem Jahr 1963 dar. Mit viel Liebe zum Detail, einer fabelhaft ruhigen Erzählweise und einem ebenso rasanten wie actionreichen Finale, erschuf Regisseur Eiichi Kudo nicht nur einen Klassiker, sondern gleichzeitig auch eine Hommage an Akira Kurosawa selbst.
Dass sich Regisseur Eiichi Kudo hierbei auch bei dem Meister für sein eigenes Werk bedient hatte, lässt sich bereits an der Grundkonstellation der Geschichte erkennen. So wird wie schon in "Die sieben Samurai" eine Gruppe von Samurai zusammengestellt, die sich einer großen Aufgabe stellen, aus der es vermutlich keinen Ausweg gibt. Sie kämpfen gegen einer gewaltigen Übermacht, stets mit der Gewissheit, dass die Chance auf einen Sieg gering ist. Ebenfalls wird der letzte der 13 Samurai durch einen Zufall aufgelesen, wobei selbiger auch wieder einen sehr ruppigen Charakter besitzt. Spätestens wenn jedoch die Samurai ein Dorf in eine Festung verwandeln, lassen sich die Ähnlichkeiten nicht mehr verleugnen. Doch anstatt nur dreist zu kopieren, vermag es Eiichi Kudo durchaus seine eigene Geschichte zu erzählen und so mit vielen glorreichen Ideen zu überzeugen. Bemerkenswert ist hierbei die beeindruckende ruhige Erzählweise, mit der Kudo seine Geschichte voran treibt. So lässt er sich viel Zeit für die Hintergründe, für die Hauptfiguren und für das platzieren dieser. Es dauert so durchaus 50 Minuten, bis die 12 Krieger (der letzte stößt erst später hinzu), ihre erste Aktion gegen den Lord ausführen. Zwar ist besonders zum Anfang eine gewisse Unübersichtlichkeit bezüglich der Charaktere vorhanden, dieses gibt sich jedoch schnell. Für viele Zuschauer wird allerdings die gemächliche Struktur von "13 Assassins" eine eher ungewöhnliche Art darstellen, da bis zuletzt auf groß angelegte Aktionen verzichtet wird. Was zählt sind die dramatischen Momente, die Dialoge und vor allem die Bildsprache, welche nicht nur konsequent ist, sondern auch meisterlich inszeniert wird.
Der Rest der Geschichte konzentriert sich auf die jeweiligen zwei verschiedenen Lager. Zum einen wäre hier Polizeipräsident Shinzaemon Shimada und seine 12 Krieger, die den richtigen Moment für ihren Angriff abwarten, und zum anderen Noritsugu und seine Gefolgschaft rund um Hanbei Onigashira (Ryôhei Uchida), welche stets versuchen den Assassinen einen Schritt voraus zu sein. Die Szenerie zeigt sich wie eine gefährliche Partie Schach, bei der es keine zweite Chance auf einen Sieg gibt. Hervorragend ist dabei, dass der Fokus nicht nur auf den 13 Kriegern liegt, sondern auch auf Lord Noritsugu selbst, der wie ein Scheusal dargestellt wird. So werden nicht nur die Sympathien in die richtige Richtung gelenkt, sondern auch die Spannung auf ein sehr hohes Level gebracht. Man fiebert regelrecht mit und wartet darauf, dass endlich die Falle zuschnappt und der Lord seine gerechte Strafe bekommt. Während so einige der Figuren ein ausgereiftes wie tiefes Profil bekommen, werden wiederum andere jedoch stark vernachlässigt. Besonders die 13 Krieger bleiben so relativ blass. Zwar sind Streitereien sowie kleinere Dialoge unter ihnen gut gelungen, doch spätestens im tödlichen Finale, fehlt einfach die Verbindung, um den einzelnen Samurai hinterher zu trauern.
Da sich Regisseur Eiichi Kudo lange auf die Konstellation der Figuren konzentriert, wird die Finale Schlacht bis zum Ende hin lange hinausgezögert. Ist es dann jedoch endlich soweit, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Das dreißigminütige Finale ist eines der größten, das jemals im Bereich des Samurai-Film gezeigt wurde. Die Straßen in dem als Festung ausgebauten Dorf werden zum Schauplatz für ein riesiges Massaker, welches zwischen 53 ausgebildeten Leibwächtern und 13 Samurai ausgetragen wird. So werden Massen durch das Dorf gescheucht, kleinere Scharmützel wechseln große ab und an jeder Ecke wartet eine tödliche Falle auf das Gefolge von Lord Noritsugu. Hier wird nichts beschönigt, nichts pompös mit Musik inszeniert, sondern still und blutig wird die Szenerie präsentiert. Speere, Pfeile, Schwerter, riesige Baumstämme, panische Menschen und der ständig lauernde Tod ergeben einen Showdown, den man so schnell nicht vergisst.
Wie in einem historienfilm aus dieser Zeit üblich, sind die Kostüme, Kulissen, Bewegungen und der Detailgrad über jeden Zweifel erhaben. Die so minimalistisch präsentierte Welt, bietet eine hervorragende Atmosphäre, um in die Zeit des feudalen Japans einzutauchen. Dass hierbei "13 Assassins" niemals übersetzt wurde und nur mit deutschen Untertiteln erhältlich ist, schadet indes in keiner Weise. Im Gegenteil, so wirkt der Film noch authentischer. Die historische Genauigkeit ist einfach enorm. Besonders gelungen ist hier die Welt der Samurai. Diese hat nichts magisches, keine tief verwurzelte Ehre, sondern spiegelt ein grausames Leben wieder, welches vor allem Brutalität, Armut und Härte zeigt. Wie auch schon in Akira Kurosawas Filmen, sind zudem die Kämpfe chaotisch, gehetzt, voller Panik und Todesangst. Hier gibt es keinen coolen Schwertschwingenden Hollywood-Helden, sondern die verzweifelten Versuche von Menschen, eine große blutige Schlacht auf irgendeine Weise zu überleben. Schlussendlich zeigt Regisseur Eiichi Kudo so auch, dass es nichts Ehrenvolles an einem Kampf gibt oder an dem Leben eines Kriegers. Das einzige was gewiss ist, ist der unrühmliche Tod auf dem Schlachtfeld. Und wer jemanden das Leben nimmt, hat so schon selbst sein eigenes verwirkt.
Fazit
Regisseur Eiichi Kudo ist es gelungen, ein fantastisches Action-Abenteuer auf die Leinwand zu zaubern, das besonders von seiner ruhigen Art, seinen herausragenden Bildern und seiner ungeschönten Präsentation lebt. Zwar lassen sich kleine Schwächen erkennen, doch im Gesamtbild stellt der Kampf der 13 Assassinen einen Klassiker dar, welchen man nicht nur als Fan durchaus mal eine Chance geben sollte. Wer allerdings mit schwarz-weiß-Filmen aus den 60ern nichts mehr anzufangen weiß, kann auch auf das Remake von Regisseur Takashi Miike aus dem Jahr 2011 zurückgreifen.
Autor: Thomas Repenning