Inhalt
Monatelang hat Lewis Cathy beobachtet. Jetzt schlägt er zu. Auf einem Parkplatz fesselt er sie und wirft sie wie ein Paket in seinen Kofferraum. Zuhause steckt er sie in einen schalldichten Raum und beginnt sie zu verhören. Er fragt sie nach ihrer Familie, ihrer Kindheit, ihrem Beruf und immer wieder nach ihrem Namen. Er scheint eine Menge über Cathy zu wissen, doch ihre Antworten machen ihn nur noch wütender. Zwischen Kidnapper und Opfer beginnt ein atemloses Duell das die Situation bis zum Zerreißen anspannt...
Kritik
Für das Regiedebüt kann man bereit sein ein Risiko einzugehen, oder man bewegt sich auf sicherem Terrain und schleicht sich nur minimal aus der Komfortzone. Suzi Ewing entscheidet sich in ihrem ersten Spielfilm für letztere Variante und holt dafür sogar zwei bekannte Schauspieler an Bord. Luke Evans (Der Hobbit: Smaugs Einöde) schlüpft in die Rolle des Entführers Lewis, während Kelly Reilly (True Detective) das Opfer Cathy mimt. In 10x10, was übrigens für die Größe der eigens gebauten, schalldichten Zelle steht, wirft Lewis die Frau, die er seit Monaten beobachtet, nachdem er sie auf einem Parkplatz erfolgreich kidnappen konnte. Per se keine schlechte Prämisse, die jedoch von einer ungewollten Sterilität strotzt, die das Fundament für altbekanntes und Klischees bildet. Handwerklich sauber gedreht und mit talentierten Akteuren an Bord, spricht nur wenig dagegen, dass der Film ein gelungenes Erstlingswerk wird. Doch der Knackpunkt ist die humpelnde Geschichte, das löchrige, vorhersehbare Drehbuch und die abgedroschenen Dialoge, die es unmöglich machen, die Spannungskurve in die gewünschten Bahnen zu lenken.
So ist 10x10 wohl eher eine Achterbahnfahrt mit niedrigen Höhen und abgrundgleichen Tiefen, die ihr Potenzial nicht auszuschöpfen vermag. Die Reduzierung des Spielraums auf Lewis' lichtdurchflutetes, modernes Haus, insbesondere der Zelle, hätte der Nährboden für ein beklemmendes Erlebnis sein können. Hätte. Denn Ewing scheint fast Panik vor den räumlichen Schranken zu haben, die sie geschaffen hat und ein um das andere Mal flüchtet Cathy aus der Zelle und die Handlung dehnt sich auf das komplette Haus aus. Inwieweit die verknüpften Actionszenen unglaubwürdig oder lächerlich wirken, sei dahingestellt: Sobald Adrenalin eine Rolle spielt, können ungeahnte Kräfte entfesselt werden. Ungelenk wirken sie insofern, dass beide Schauspieler auf Stunt-Double im Drehprozess verzichteten.
Eine desaströse Charakterzeichnung haftet den 88 Minuten des Films an: Noel Clarke (Streets of London – Tag der Vergeltung) versieht seine handelnden Personen mit wenigen Eigenschaften und man könnte dies als Minimalismus bezeichnen, wenn die gezeigten Charakterzüge nicht genau darauf ausgelegt wären, bestimmte Reaktionen der Zuschauer zu forcieren. Evans und Reilly müssen hier mit Mitleid, platten Wortwechseln und bösen Blicken jonglieren, starten ungewollt komische Actionszenen und schaffen es dabei leider so gut wie nie etwas aus dem Drehbuch herauszuholen – zu limitiert ist die Handlungsfreiheit für beide. Mit einer nichtssagenden musikalischen Untermalung von Christopher Holmes, dümpelt das durchschnittliche Werk durch die schon kurze Laufzeit dahin und das einzig erwähnenswert ist wohl ein Twist, den Ewing in 10x10 einbaut, welcher jedoch durch das buchstäbliche Winken mit dem Zaunpfahl für den geübten Zuschauer mehr als offensichtlich ist.
Fazit
Ein ängstliches Werk von einer ängstlichen Regisseurin, die sich nicht traut, aus altbekannten Mustern auszubrechen und mit ihrem Erstlingswerk etwas zu erschaffen, das sich aus der breiten Masse an Entführungsfilmen auf dem Markt abhebt.
Autor: Miriam Aissaoui