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Wir gucken "Game of Thrones": 7.1 Dragonstone

von Sandra Scholz

Willkommen zurück, falls ihr bisher schon treu mitgelesen habt. Und willkommen an Bord, falls ihr Moviebreak erst im letzten Jahr entdeckt habt und euch bisher der "Game of Thrones" Wahnsinn, der sich hier regelmäßig abspielt, entgangen ist. Offensichtlich ist alles, was nach diesem kleinen Absatz steht, voller Spoiler. Falls ihr die Episode also noch nicht gesehen habt und eine Allergie gegen besagte Spoiler habt: Husch husch mit euch, weg von hier. Alle anderen: nehmt euch ein gutes Glas Wein (keine Angst, wir servieren heute einen guten, dornischen Tropfen) und lasst den Staffelauftakt nochmals Revue passieren.

Und was für ein Auftakt. Nach einer kurzen Auffrischung der Erinnerung befinden wir uns an einer Tafel mit allen Freys. Ihr wisst schon, das miese Pack, auf dessen Konto die Red Wedding ging. Was sich zunächst anfühlt wie ein Flashback, offenbart sich mit jeder Sekunde zu einer ganz schön perfiden Angelegenheit. Spätestens, als Walder Frey seine Söhne lobt, weil sie eine schwangere Frau und eine Mutter von fünf Kindern ermordet haben. Wahre Helden, Applaus! Dahinter steckt natürlich Arya und sie sorgt so für einen Staffelauftakt, den wir so schnell wohl nicht vergessen werden. Der Name Frey jedenfalls dürfte damit ausgelöscht sein, und ich will verdammt sein, wenn diese Szene nicht extrem befriedigend war. Erst dann setzt das Intro ein, und es macht sich Gewissheit breit: Wir haben die lange Wartezeit wirklich überstanden.

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Bleiben wir gleich bei Arya und gehen in den Recaps nach Figuren vor. In ihrer nächsten Szene sehen wir sie, wie sie im Wald auf fünf junge Männer trifft. Lannister-Soldaten, der Feind also. Ed Sheeran ist mit dabei, und natürlich singt er, aber das ist bei weiten nicht das Auffälligste an der Szene. Die Männer sind gastfreundlich, Arya setzt sich zu ihnen, Essen und Wein werden geteilt. Man unterhält sich über Kings Landing und die unhaltbaren Zustände, und die Szene ist zu Ende. Ein Moment voller Ruhe und Freundlichkeit, keine Falle, keine Toten: Das fühlt sich ungewohnt an. Ändern sich die Dinge in Westeros vielleicht doch? Mindestens aber werfen sie Arya in einen ersten Moment, in dem ihre innere Haltung in Konflikte gerät. Ihr erster Instinkt ist klar, sich der Soldaten zu entledigen. Doch im Gesprächsverlauf taut sie auf, und für einen kurzen Moment kehrt Normalität ein.


Auch an der Wall wird für einen Moment durchgeatmet. Während eine Armee voller Untoter (und Zombie-Riesen!) ihren stillschweigenden Marsch gen Süden vollzieht, sind Meera und Bran am Tor von Castle Black angekommen. Dort, wo die Serie damals ihren Anfang nahm. Fast fühlt es sich an, als sei alles zwischen diesen beiden Szenen reine Ablenkung gewesen. Ab jetzt wird sich auf das Wesentliche konzentriert. Mit nur noch insgesamt 13 Episoden fühlt sich in dieser Episode alles nach der Vorbereitung des finalen Schachzugs an. Nach einem kurzen, verbalen Schlagabtausch werden Meera und Bran hineingelassen und scheinen vorerst in Sicherheit. 

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In Oldtown arbeitet sich Sam langsam den beschwerlichen, von vollgeschissenen Bettpfannen und eklig aussehender Suppe gepflasterten Weg hin zum dringend benötigten Wissen hinauf. Während einer Obduktion (Hallo und Willkommen an Bord, Jim Broadbent!) erklärt Archmaester Marwyn dem Neuling gleich mal die Regeln. Eigentlich gibt es derer nur eine, und die lässt sich mit "Es ändert sich sowieso nichts" gut zusammenfassen. Bevor wir alle zu dieser Weisheit gelangen, sorgt eine gefühlt ewig lange Schnittmontage dafür, dass wir auch ja nicht vergessen, wie beschissen Sams Job wirklich ist. Doch wer so fleissig putzt, der wird belohnt, und so schleicht Sam sich in die verbotene Abteilung der Bibliothek und findet prompt den wichtigen Hinweis. Unter Dragonstone, der Festung am Meer, in der Stannis sich zuletzt eingenistet hatte, scheint ein nahezu unerschöpfliches Vorkommen an Dragonglass zu warten. Im Halbdunkel gibt es dann noch ein Wiedersehen mit Jorah Mormont. Der hat sich wohl klugerweise gedacht, die Heilung für seinen Greyscale-Befall liegt am ehesten dort, wo das geballte Wissen der Welt versammelt ist. Allerdings sah mir sein Arm nicht sonderlich gesund aus. Jedenfalls, unterm Strich ist hoffentlich klar, dass Jon nach Dragonstone muss, um seine Tante zu besuchen. 

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Ganz richtig gelesen, denn Daenerys hat endlich den Weg nach Westeros gefunden. Damit dürften wir Essos hoffentlich endgültig hinter uns gelassen haben. In einer angemessen langen Szene macht sie sich mit einem kleinen Gefolge auf den langen Weg vom Strand in ihr Schloss, den Ort ihrer Geburt, auf. Am Thron geht sie allerdings vorbei, um zum Tisch zu gelangen, der einer Karte von Westeros nachempfunden ist. "Shall we begin?" fragt sie Tyrion, doch ihr Tonfall macht klar: Eigentlich handelt es sich nicht um eine Frage. Daenerys ist nach Westeros gekommen, um zu herrschen. Ihr Erscheinen in Dragonstone wirft auch ein ganz neues Licht auf die Festung. Ich kann mich nicht daran erinnern, sie jemals bei Tageslicht gesehen zu haben. Alles war immer düster, kaum sichtbar und in Schatten verborgen. Ein klares Anzeichen für einen Wechsel also.

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Natürlich dürfte Cersei, Königin über drei bis sieben Reiche (die Anzahl ist, wenn man Jaime glaubt, diskutierbar), etwas gegen diese Pläne haben. Selbst für Cersei ungewohnt kühl setzt sie sich über den Tod der restlichen Familie hinweg, um den Fortbestand des Hauses Lannister notfalls mit zwei Geschwistern zu sichern. Auf der Suche nach Verbündeten stellt sie schnell fest, dass auf allen Seiten Feinde warten. Wie gut, dass Euron Greyjoy die Tour seiner erwachsen gewordenen Emo-Band unterbrochen hat, um in Kings Landing ein Gastspiel zu geben. Mit losem Mundwerk hält er um Cerseis Hand an. Sie lehnt allerdings ab, woraufhin er ihr ein Geschenk verspricht. Immerhin dürften Cersei und Euron sich aber blendend verstehen, die beiden teilen sich eine Menge an Moralvorstellungen. Irritierend hingegen ist, dass Jaime so wenig Widerstand leistet. Er spricht Tommen kurz an, doch seine eigenen Ziele zu diesem Zeitpunkt sind absolut im Nebel versunken. Schwieriger gestaltet sich das vor allem, weil auch sonst niemand mehr in Kings Landing ist, der zum jetzigen Zeitpunkt relevant für die Geschichte wäre.

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Im Norden wird derweil rege diskutiert. Jon und Sansa haben den Norden versammelt, um das weitere Prozedere zu planen. Die beiden sind sich nicht immer einig und es kommt zu Spannungen. Sollen die Umbers und Karstarks begnadigt werden, oder doch lieber aus ihren Burgen geworfen werden? Wenn es nach Sansa gehen würde, dann würde Verrat bestraft, doch Jon weigert sich, die Nachkommen für die Fehler ihrer Väter büßen zu lassen. Littlefinger hat an diesem Zwist seine Freude, doch die beiden Starks raufen sich vorerst zusammen. In absehbarer Zeit wird also der ganze Norden, Männer und auch Frauen, an den Waffen trainieren, um sich gegen die White Walker stellen zu können. 

 

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Ein Rabe aus Kings Landing lenkt das Gespräch der Starks dann kurze Zeit später auf den Süden und Cersei. Sansa beweist, dass sie in ihrer Zeit in Kings Landing doch so einiges gelernt hat, sehr zum offensichtlichen Missfallen von Jon, der ihr vorwirft, Cersei zu bewundern. Es ist ein spannender Clash zwischen den beiden, beruhend auf vollkommen unterschiedlichen Erfahrungen. Wo Sansa von Ehre und noblem Verhalten selten bis nie etwas Gutes zurückbekam, lernte Jon als Lord Commander, trotz unterschiedlicher Ansichten auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Auch wird deutlich, dass Jon sich in einer besseren Position sieht. Zwar lässt er auch die Frauen im Norden trainieren, doch dass Sansa ihm offen und auch im Gespräch unter vier Augen die Stirn bietet, irritiert ihn sichtlich. Littlefinger scheint (noch?) nicht zu bekommen, was er will, doch er sorgt mindestens dafür, dass Sansa Dinge anzweifelt. 

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Weit weg von Zweifeln scheint sich hingegen der Hound zu bewegen. Unterwegs mit der Brotherhood without Banners und im konstanten Schlagabtausch mit Beric Dondarrion und Thoros of Myr (nennen wir ihn ab sofort Top-Knot? Hand hoch, wer dafür ist!) trifft er auf alte Bekannte aus seiner Vergangenheit. Der Vater und seine Tochter sind gestorben, vielleicht würden sie noch leben, wenn der Hound sie nicht ausgeraubt hätte. Wer weiß das schon? Nachts beerdigt er die beiden, es scheint als hätte die Zeit mit Septon Ray ihre Spuren hinterlassen und den Hound auf einen besseren Weg gebracht. Hier wird erneut deutlich, dass Rory McCann klar zu den heimlichen Assen im Ärmel dieser Show gehört. Wo bei Stannis der reine Größenwahn sprach, wenn er meinte, etwas in den Flammen zu sehen, lässt die gleiche Szene mit dem Hound die Haare zu Berge stehen. Er sieht die Zukunft in den Flammen, ein untotes Heer auf dem Weg nach Süden. 


Während die Episode als Ganzes also in großen Teilen dem typischen Anknüpfen an die vorherige Staffel entspricht, ist die Anzahl der Figuren, jedenfalls im Verhältnis zu vorherigen Staffeln, fast auf ein Minimum geschrumpft. Dass das Ende nahe ist, war selten so greifbar. Und doch schafft der Auftakt zum Ende es, den Ernst der Lage zu vermitteln. Die Zeiten rascher, unüberlegter Handlungen sind vorbei. Verluste und Allianzen werden überall gezählt, das große Finale liegt in der Luft. Dass es dabei nicht nur um den Thron gehen wird, das müsste den meisten Figuren allerdings noch klar werden. Ist am Ende Jon Snow wenigstens ein Mal derjenige, der Bescheid weiß? Die kommenden Wochen werden es zeigen.



Notizen aus dem Goldenen Buch

Eine Anmerkung noch in eigener Sache: Die nächsten beiden Episoden werden voraussichtlich mit zwei Wochen Verspätung nachgeholt, da ich im Urlaub bin. Die guten News dabei für euch? Ich werde mich auf eine Island-Rundreise begeben und vielleicht ein paar White Walker treffen. Wer mag, der folgt mir auf Instagram und bekommt dort, so der Wlan-Gott will, ein paar Eindrücke. Alle anderen bekommen einen Reisebericht, sobald ich wieder da bin.

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