Bildnachweis: © OneGate Media GmbH | Szene aus "Blue Crush"

Wilder Wellenritt: Kritik zu "Blue Crush" und "Blue Crush 2

von Yuliya Mieland

Blue Crush

Inhalt

Das Leben war für Anne Marie (Kate Bosworth) bislang ein Traum voller unerreichbarer Wünsche, doch nun könnte ein Wunsch Wirklichkeit werden: Die Pipe Masters Surfmeisterschaft in North Shore auf Oahu. Während die Uhr unaufhörlich diesem Ereignis entgegentickt, steht für Anne Marie mehr auf dem Spiel, als nur in einer der gefährlichsten, aggressivsten und von Männern dominierten Sportarten mitzumischen. Sie muss auch den inneren Kampf mit sich selbst gewinnen, um ihre tiefsten Ängste zu überwinden.

Kritik

Surfen war lange eine reine Männerdomäne, deswegen war ein Film wie Blue Crush zum Zeitpunkt seiner Entstehung im Jahre 2002 schon nahezu revolutionär, weil endlich die surfenden Damen, die Aufmerksamkeit bekamen, die sie verdienen. In dem Film spielen mehrere professionelle Surferinnen mit, darunter Keala Kennelly und obwohl die Hauptdarstellerinnen viele Surfszenen selbst gedreht haben, wurden die gefährlichen Surfstunts von den professionellen Sportlerinnen ausgeführt und die Gesichter der Schauspielerinnen später digital hinzugefügt. Trotzdem verdienen die Schauspielerinnen Kate Bosworth (Still Alice) und Michelle Rodriguez (Resident Evil) großen Respekt, weil sie vor den Dreharbeiten keinerlei Erfahrung mit dem Surfen hatten und alle Surfgrundlagen von null auf gelernt haben. Dabei wurden sie stets von den professionellen Rettungsschwimmern begleitet. Man sieht den Ladys sowohl vor der Kamera aus auch hinter der Kamera an, wie viel Spaß sie bei dem Dreh hatten und das kann man ihnen nicht verdenken. Traumhafter Strand, schönster Sonnenschein und riesige wunderschöne Wellen. Was will man mehr?

Wenn man sich Blue Crush ansieht, dann kommt man augenblicklich in Urlaubsstimmung. Man spürt förmlich die Sonnenstrahlen auf der Haut und den Sand zwischen den Zehen und kann das Meersalz auf der Zunge schmecken. Optisch ist Blue Crush großartig inszeniert. Man blickt sogar in die Wellen hinein, sieht sie brechen und spürt ihre unbändige Kraft, die von allen Seiten auf Anne Marie (Kate Bosworth) einwirkt. Jeder, der schon mal von mehreren Wellen überrollt wurde, weiß, wie es sich anfühlt von allen Seiten unter Wasser gedrückt zu werden und dieses Gefühl wird mit Blue Crush zu hundert Prozent authentisch wiedergegeben. Die Natur ist unberechenbar und die Wellen haben ihren eigenen Kopf, so war bei den Dreharbeiten die wichtigste Regel für den Regisseur John Stockwell (Verrückt/Schön) sich an die aktuellen Begebenheiten anzupassen, weil das Meer das Drehbuch nicht gelesen hatte und man das Beste aus jeder Situation machen musste und das ist dem Regisseur allemal gelungen. Es sind krasse Naturaufnahmen entstanden, die einfach überwältigend sind.

Hinzu kommt noch, dass auch die Handlung des Films clever aufgebaut ist. Zunächst könnte man denken, dass es nur ein weiterer Teeniefilm ist, bei dem ein unterprivilegiertes Mädchen à la Pretty Woman  davon träumt, von ihrem reichen Prinzen gerettet zu werden. Doch weit gefehlt. Es geht um die Unabhängigkeit, Selbstverwirklichung und innere Stärke. Natürlich gehören ein paar Plottwists und Umwege dazu, doch im Endeffekt mausert sich der Film nicht nur zu einem starken Sportfilm, sondern zu einem Statement für die Emanzipation.

Fazit

Trotz simpler Story überzeugt „Blue Crush“ mit seiner genialen Optik: riesige Wellen, Sonne, Strand und surfende Ladys. Mit diesem Film zollt man Respekt allen Surferinnen und rückt sie völlig zu Recht ins Scheinwerferlicht.

Blue Crush 2

Inhalt

Dana (Sharni Vinson) aus Los Angeles ist ein Freigeist wie ihre verstorbene Mutter und steht lieber auf dem Surfbrett als auf der Karriereleiter. Als sie sich darüber mal wieder so richtig mit ihrem Vater zofft, packt sie kurzentschlossen ihre Siebensachen und jettet nach Südafrika, um dort all jene Surfspots abzuklappern, von denen ihre vom Kap stammende Mutter ihr als Kind immer erzählte. Dabei erlebt sie nicht nur gefährliche Abenteuer, sondern schließt  Freundschaften fürs Leben.

Kritik

Fortsetzungen haben es meistens schwer, besonders, wenn sie nur auf der Erfolgswelle ihrer Vorgänger-Filme reiten wollen. Genauso ergeht es auch Blue Crush 2, mit dem man nur versucht an den Erfolg von Blue Crush  anzuknüpfen. Tatsächlich haben die beiden Filme überhaupt nichts miteinander zu tun. Die einzige Gemeinsamkeit, die sie haben, ist die, Tatsache, dass es ums Surfen geht, mehr aber auch nicht. Genauso könnte man Dirty Dancing als Fortsetzung von Flashdance verkaufen, nur weil sich beide Filme ums Tanzen drehen. Wenn man sich aber schon an einen anderen erfolgreichen Film klammert, dann muss man auch dem Vergleich standhalten. Blue Crush 2 hat bei weitem nicht die gleiche Energie wie Blue Crush, sondern bewegt sich in flachen Gewässern und das nicht nur im übertragenen Sinne: Die Wellen sind kleiner und die Surfaufnahmen sind weniger spektakulär.

Man spürt nicht diese unbändige Kraft des Meeres, wie im Teil 1, dafür führt man mehr Kunststückchen mit Sprüngen und Drehungen in der Luft vor. Die Sprünge sind sicherlich anspruchsvoll, aber bei den kleinen Wellen fühlt man nicht, dass sich die Surfer in Gefahr begeben wie bim ersten Teil. Man dreht einige nette Szenen, in, bei denen die jungen Leute Spaß im Wasser haben, aber die große Aufregung bleibt definitiv aus. Die Filmemacher merken wohl selbst, dass die Surfsequenzen alleine den Film nicht tragen können und überladen die Handlung mit einigen überflüssigen Handlungssträngen wie Wilderei und illegale Strandbesetzung. Überhaupt wirkt die ganze Story arg konstruiert und auf Dauer anstrengend. Man merkt eben, dass Blue Crush 2 eine direkte DVD Produktion ist.

Auch beziehungstechnisch werden alle Themen einfach lehrbuchhaft abgearbeitet: Eine gut aussehende junge Frau (Sharni Vinson, Dragon Blade) wird schon im Flugzeug von einem unbekannten Surfer-Boy (Chris Fisher, Black Sails) angequatscht, und sofort als ein Surfer-Girl identifiziert. Selbstverständlich trifft man sich später rein zufällig in Südafrika wieder, weil Südafrika im Prinzip nur ein kleines Dorf ist und prompt findet die Hauptfigur am Tag ihrer Anreise auch noch zufällig ihre beste Freundin fürs Leben, die ihr sofort vorschlägt, dass sie bei ihr einziehen soll. Im Prinzip eine ganz realistische Story, die genauso jedem schon mal passiert ist, der in ein fremdes Land gereist ist. Bei Blue Crush  war die Handlung wesentlich realistischer und, wenn man Streit in die Geschichte eingebaut hat, dann kam er nicht wie aus dem Nichts wie bei Blue Crush 2, bei dem man den Eindruck hat, dass man nur die einzelnen Punkte im Drehbuch nach und nach abgehackt hat. Deswegen ist Blue Crush 2 trotz netter Naturaufnahmen nur den ganz großen Hardcore-Surfing-Fans zu empfehlen, weil dieser Film abgesehen von den Wellen, Sonnenschein und Strand nicht viel zu bieten hat. Man sieht aber immerhin wunderschöne Orte, die passabel in Szene gesetzt werden und das ist ein großer Pluspunkt bei dieser ansonsten recht enttäuschenden Fortsetzung. 

Fazit

Eine enttäuschende Fortsetzung, die im Grunde keine Fortsetzung ist, weil sie nichts außer Surfen mit dem ersten Teil gemein hat. Das einzig Positive an diesem Film ist die schöne Optik samt Wellen und passablen Surfstunts, ansonsten kann man die arg konstruierte Geschichte getrost vergessen und sich lieber nochmal "Blue Crush" ansehen. 

Technischer Part

OneGate Media GmbH veröffentlichte die DVDs Blue Crush 1 & 2 am 13. Oktober 2023 auf zwei Discs in hervorragender Bild- und Tonqualität auf Deutsch und Englisch (jeweils in 5.1 Dolby Digital bei Blue Crush 1, bei Blue Crush 2 ist die englische Fassung in 2.0 Dolby Digital) mit deutschen Untertiteln. Es sind zahlreiche sehenswerte Bonusmaterialien vorhanden:

Blue Crush 1 : Making-of, Blue Crush Promo Clip, Revolution Frauen Surfen, Skateboarding, Unveröffentichte Szenen, Der Ritt auf den Wellen, Wipe Out

Blue Crush 2 : Alternatives Opening, Unveröffentlichte Szenen, Gag Reel, Die Jagd nach Wellen, Making-of Blue Crush 2, Ripping it! – Dreh der Surfszenen, Surf Safari – Filmaufnahmen in Südafrika

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