Devil's Doorway
(empfohlen von Lida)
Allein an Genre-Parametern gemessen mag Aislinn Clarkes (Fréwaka) vielschichtiges Spielfilm-Debüt wenig innovativ oder inspiriert erscheinen. Das Found Footage Konzept passt nur bedingt zur Story, die oberflächlich generisch klingt. Die katholischen Priester Thomas Riley (Lalor Roddy, Bodkin) und John Thornton (Ciaran Flynn, The Survivalist) besuchen im Auftrag des Vatikans im Irland der frühen 60er eine kirchliche Wäscherei, in der eine Marien-Statue Bluttränen vergießen soll. Das mutmaßliche Wunder ist eine treffende Metapher für die ideologische Ikonisierung von Gewalt wie der des schaurigen Schauplatzes, einer der berüchtigten Magdalene Laundries.
Die Internierungsstätten für weibliche Gefangene Waren eine Mischung aus Zwangsarbeitsstätte und Gefängnis, mit dem Unterschied, dass die dort unter elendigen Bedingungen eingekerkerten Frauen und Mädchen kein Verbrechen begangen hatten. Sie waren Waisen, mental gehandicapt, Opfer sexuellen Missbrauchs, erwarteten ein uneheliches Kind oder galten als aufmüpfig. Die Kirche verdiente ein Vermögen an den Arbeitssklavinnen, die sich wortwörtlich tot schufteten, an den menschenunwürdigen Zuständen in den Wäschereien, wo Gewalt und Missbrauch die Norm waren, umkamen oder umgebracht wurden. Verantworten musste sich nie jemand dafür. Die letzte Magdalene Laundry schloss Ende 1996, dem Zeitalter von MTV und Tamagotchi.
Der reale Schrecken ist der beklemmende Katalysator der atmosphärischen Inszenierung. Deren kirchenkritische Konsequenz wirkt umso beeindruckender angesichts des religiösen Reaktionismus des Okkult-Horrors, das christlichen Glauben gewohnheitsmäßig als letzte Bastion gegen das Böse zeigt. Der düstere Historien-Horror hingegen konfrontiert die Protagonisten - und einen Teil des Publikums - mit deren moralischer Mitverantwortung. So absurd die Märchen von brennenden Büschen und schwerkrafttrotzendem Wasser sind, die Hölle, die existiert. Die Kirche selbst hat sie geschaffen.