Bildnachweis: Star Film

Warum ich keine Katastrophenfilme mag

von Thomas Repenning

Wer den ersten Katastrophenfilm der Geschichte sehen möchte, sollte sich "Éruption volcanique à la Martinique" von Georges Méliès aus dem Jahre 1902 ansehen. Wer der französischen Sprache mächtig ist, hat bemerkt, dass es um einen Vulkanausbruch geht. Méliès, der Erfinder des narrativen Films, ist wohl einer der größten Filmpioniere des vergangenen Jahrhunderts und genießt große Aufmerksamkeit durch sein 16-minütiges Werk Le Voyage dans la lune (die Reise zum Mond), der erste Science-Fiction-Film, den jeder gesehen haben sollte, um sich einen Einblick in die Ursprünge der Filmkunst zu machen. Auch die zwölfteilige Aktualitätenfilmreihe L' Affaire Dreyfus von 1899 stammt von ihm. Man könnte Méliès als Vorbereiter des heutigen Katastrophenfilms bezeichnen, oder wenigstens als jemand, der die Lukrativität dieses Genre vor allen anderen entdeckt hat, denn: 

Der Zuschauer entwickelte über die Jahre hinweg ein unfassbar ansteigendes Interesse für komplexe Unglücke. Dort erleidet man keinen Schaden, sondern sieht nur zu, wie andere Menschen Schaden erleiden, was den Zuschauer schlichtweg unterhält; so kommt es 1936 erstmals zu Kassenschlagern wie San Francisco. Der Desasterfilm erlebt in der Blüte des 20. Jahrhunderts drei Hochphasen: Während den 50ern, als aufwendige Filmsujets dazu genutzt wurden, um das derzeitige TV zu übertreffen: Auch Werke wie Tarantula von 1956 versuchten sich diesem Klischee zu bedienen, allgemein fertigte Jack Arnold viel Filme, die den Zenit zu sprengen versuchten. Wenn ich an Jack Arnold denke, denke ich nicht nur an Tarantula, sondern auch an Der Schrecken vom Amazonas und It Came From Outer Space. Sie sind klassisch-, kubistischer Horror, aber definitiv auch Katastrophe. In den 70ern, als sich das Kino mit Spektakelwerken gegen New Hollywood auflehnte, um einen opulenten Bombast zu poträtieren, wurde die Renaissance des Chaos fortgesetzt; letztendlich heutzutage, wo moderne CGI-Animation verwendet wird, um den Zuschauer ein postapokalyptisches Szenario zu bieten, und Hollywood reihenweise Weltuntergangsprophezeiungen nutzt (2012, Das ist das Ende). 

Klingt alles ganz gut soweit, oder? Nun stellt sich die Frage, wieso ich mal wieder solch polarisierende Töne in der Überschrift anschlage. Die Antwort ist so leicht, wie sie komplex ist.

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