Was ist Liebe? Diese eigentlich recht simple Frage lässt sich auf den zweiten Blick gar nicht so leicht beantworten. Vor allem nicht für Violet, die eigentlich als Waffe einzig den Krieg, Effizienz und Loyalität kannte. Genau mit dieser spannenden Ausgangslage konnte das japanische Animationsstudio Kyoto Animation mit Violet Evergarden – basierend auf der Light Novel von Autorin Kana Akatsuki und Zeichner Akiko Takase – vollends überzeugen und ein Denkmal aus liebevollen, differenzierten und charmanten Charakteren sowie einer melancholisch tiefgreifenden Geschichte erschaffen. Herausgekommen ist eine feinfühlige, detailverliebte und unglaublich traurige aber gleichsam wunderschöne Reise. Eine Serie rund um Liebe, Hoffnung, Sein und das Leben an sich. Und nachdem wir Violet bereits in den ersten drei Folgen als Autonome Korrespondenz Assistentin begleiten konnten, folgt nun mit Violet Evergarden - St. 1 - Vol. 2 – seit dem 14.09.2018 dank Universum Film GmbH im Handel erhältlich – die Fortsetzung. Drei weitere Folgen und erneut ein eintauchen in eine gefühlvolle Welt, in der Violet die Gefühle erst für sich verstehen und entdecken muss. Wir haben einen Blick riskiert.
Story
Violet wurde im Krieg einst als "Waffe" eingesetzt - sie kennt keine Emotionen und handelt ausschließlich nach Befehlen. Nach dem Krieg wird sie mit neuen, metallenen Armen aus dem Hospital entlassen und ihrem ehemaligen Vorgesetzten Hodgins übergeben. Dieser vermittelt Violet eine Anstellung in einem Postunternehmen als sogenannte "Autonome Korrespondenz Assistentin", wo sie für die größtenteils analphabetische Bevölkerung Briefe verfasst. Dabei lernt sie viel über die Formen von Gefühlen, Emotionen und Liebe. Jeder Auftrag bringt sie dabei ihrem Ziel näher: die Worte zu begreifen, die ihr ein ganz besonderer Mensch einst auf dem Schlachtfeld anvertraute …
Kritik
Durch die sehr limitierte Veröffentlichung ergibt sich bei Violet Evergarden - St. 1 - Vol. 2 schnell ein Problem: Insgesamt drei Folgen sind schlichtweg zu wenig, um gekonnt in die Welt von Violet einzutauchen, sodass der Zuschauer fast geneigt ist komplett von vorne zu beginnen. Schlimm ist dies natürlich nicht, jedoch ist es schade, dass erneut nur drei Folgen auf die Fans warten. Eingepackt in eine wirklich tolle Veröffentlichung, zieht es dieses Mal Violet hinaus in die Welt. Wo zu Beginn vor allem die Figureneinführung im Vordergrund stand, und die Welt sich entfalten konnten, ist nun einiges an Zeit vergangen. Violet ist so in ihrer Rolle als Autonome Korrespondenz Assistentin angekommen, obgleich ihr Verständnis von Liebe – ihr eigentliches aktuelles Lebensziel – noch lange nicht erreicht ist. Wie schon zu Beginn der Serie abzeichnend, dreht sich nun alles um jeweils einen Brief pro Folge. Dieses Konzept verleitet natürlich zur Kritik, jedoch hat dieser klare Fokus auch einen Vorteil: Violet, sowie die jeweils in den Folgen auftretenden Figuren, bekommen alle genügende Zeit sich zu entfalten. Alle Facetten ihrer Vergangenheit werden ebenso beleuchtet, wie die Gegenwart und eine mögliche Zukunft. Violet fungiert dabei als Heilbringerin, die mit ihrer Direktheit, Konzentriertheit und Naivität Grenzen durchbricht. Sei dies Emotional, bei der Etikette, oder eben bei Konventionen.
So begleitet beispielsweise Violet ihre Kollegin Iris nach Hause, wo sie scheinbar einen ersten wichtigen Auftrag bekommen hat. Doch eine dunkle Vergangenheit sowie Missverständnisse warten, die natürlich nur per Brief zu Erlösung finden. Viel spannender ist da die fünfte Folge, in der Violet Prinzessin Charlotte in der Liebe unterrichtet, obgleich sie selbst noch danach sucht. In der letzten Folge findet sie sogar einen Gleichgesinnten und beginnt eine gar schon spirituelle Reise in sich selbst, in der Fragen rund um Existenz und das Leben an sich gestellt werden. Die insgesamt drei Folgen berühren dabei zutiefst, sind gutgeschrieben und bringen auch immer ein Lächeln auf die Gesichter der Zuschauer, bevor am Ende gar durchaus Tränen warten dürfen. Jedoch zeigt sich hier auch eine aktuelle Schwäche: Die Welt von Violet wird am Rande zwar weitererzählt und vertieft – und bekommt schon einen Ausblick in die Zukunft spendiert – jedoch wirken die drei Folgen wie herausgerissen und wenig eingebettet in die ersten drei. So wird beispielsweise Hodgins vielfach ausgeblendet und kurze Bilder zu Beginn jeder Folge – die auf die weitere Geschichte verweisen – verkommen zur Randnotiz. Was bleibt ist aber dennoch eine spannende, warmherzige und charmante Geschichte, die sich den großen Fragen des Lebens widmet. Die entwaffnende Ehrlichkeit und Naivität von Violet fungiert dabei stets als roter Faden ist klar und bleibt klar das Highlight der Serie, auch wenn sie durchaus kein Novum im Genre darstellt.
Blu-Ray
Technisch gesehen ist die Veröffentlichung von Universum Film GmbH – seit dem 14.09.2018 als Special Edition im Handel erhältlich – abermals schlichtweg atemberaubend: Nicht nur das Bild ist scharf, kontrastreich und unglaublich weich, sondern auch der Ton – vorliegend Deutsch DTS-HD MA 5.1 Japanisch DTS-HD MA 5.1 – ist gut umgesetzt und bietet zudem eine deutsche Synchronisation, an der es wenig zu kritisieren gibt. Die Verpackung der Blu-Ray ist zudem kreativ und einzigartig und besonders für Sammler und Sammlerinnen interessant. An Extras gibt es zudem insgesamt 94 Minuten Bonusmaterial zu entdecken. Dennoch ist der Preis von über 30 Euro für 3 Folgen derzeit ein kleiner Wehrmutstropfen.
Fazit
Die nächsten drei Folgen der ersten Staffel von Violet Evergarden führen den Zauber der Serie gekonnt fort. Zwar wird die anfänglich aufgebaute Welt etwas bei Seite geschoben, dafür rückt Violet mit ihren Aufträgen und immer wieder neuen sehr gut geschriebenen Charakteren in den Vordergrund. Die wunderschöne Melancholie erzeugt ein gefühlvolles Meisterwerk, welches gelungen Fragen rund um die Liebe und das Leben aufwirft. Gefühle sind widersprüchlich, missverständlich und schwierig zu deuten und Violet führt uns mehr als nur einmal einen passenden Spiegel vor. Ab dem 26.10. wird die Serie dann mit Volume 3 fortgeführt. Wir warten bereits drauf.