Bildnachweis: © Square Enix

Videospiel "Trials of Mana" auf der PlayStation 4 im Test

von Thomas Repenning

Remakes von beliebten wie kultigen Spielen oder gar Franchises, stehen aktuell hoch im Kurs. Und während uns dieses Jahr noch einiges weiteres erwartet, wie zum Beispiel Spongebob Schwammkopf - Schlacht um Bikini Bottom: Rehydrated, Destroy All Humans oder Xenoblade Chronicles: Definitive Edition, haben wir gerade mit Resident Evil 3 (siehe unseren Test) sowie Final Fantasy 7 eine glorreiche Rückkehr in die 90er Jahre erlebt. Ebenfalls in diese Nostalgie stürzt sich auch der Klassiker Trials of Mana, der nun von Square Enix in einem modernen Gewand neu erscheint. Oder viel mehr überhaupt endlich! Denn abseits der Veröffentlichung der Collection of Mana im August 2019, kamen bislang europäische Spieler*innen überhaupt nicht in den Genuss dieses klassischen RPGs der SNES Zeit. Doch überzeugt das Spiel mit seinem neuen Anstrich, oder bleibt es wie schon das 3D-Remake von Secret of Mana hinter seinen Möglichkeiten zurück? Die positive Antwort gleich vorweg: Trials of Mana macht verdammt viel richtig und bietet regelrecht eine Liebeserklärung an das Original und somit perfekte Unterhaltung für Fans klassischer RPG-Unterhaltung. Seit dem 24.04.2020 ist das Spiel auf PC, Switch und PlayStation 4 erhältlich. Wir haben uns auf der PS 4 ins Abenteuer gestürzt.  

Story

Als die Welt von Dunkelheit verhüllt war, vernichtete die Göttin des Mana die acht Benevodoner, Monster, die nur Zerstörung brachten, mit dem Mana-Schwert. Sie sperrte diese Schrecken in den acht Mana-Steinen ein und rettete die Welt. Geschwächt verwandelte sich die Göttin in einen Baum und fiel in einen tiefen Schlaf. Die Mächte des Bösen versuchten die Benevodoner zu befreien, um die Kontrolle zu erlangen. Mit einem furchtbaren Krieg trieben sie ihren Plan voran, die Reiche zu destabilisieren. Der Frieden war Geschichte. Das Mana verschwand langsam aus der Welt und der Mana-Baum begann zu verdorren…

Kritik

Gleich zu Beginn bekommen wir indes bei Trials of Mana ein absolutes Highlight spendiert: Während die Welt mit einer finsteren Macht zu kämpfen hat, können wir uns unterdessen zwischen insgesamt sechs wählbaren Figuren entscheiden und uns so ein völlig individuelles Trio für den Kampf zusammenstellen. Jeder Charakter hat dabei eine besondere Rolle (beispielsweise Heilerin, Dieb oder Magierin) und vor allem große Auswirkungen auf unser Spiel. Denn neben den klassischen Stärken und Schwächen der Figuren, gibt es auch große Änderungen in der Geschichte. So erleben wir nicht nur einzigartige Vorgeschichte, sondern auch Bösewichte ändern sich je nach unserer Truppe. Andere Figuren werden dann zu Nebenfiguren oder andere Bosse zu Zwischengegnern. Doch damit nicht genug: Auch Zwischensequenzen oder gar Leven unterscheiden sich, je nachdem, welche Wahl wir zu Beginn getroffen haben. Diese Freiheit ist immens faszinierend und erhöht den Wiederspielwert ungemein. Doch auch so, haben wir erst nach gut 30 Stunden das Ende der Geschichte erlebt.

Die Erzählung selbst bietet unterdessen eher klassische Japanische RPG Kost und wenig Überraschungen: Wer mit dem Franchise vertraut ist, wird sich zwischen Mana-Baum und Mana-Schwert schnell heimisch fühlen, doch abseits dessen, bleibt es im Kern eben eine Geschichte über Freundschaft, Verrat und Kampf – im klassischen Heldengewand. Und auch die gängigen Klischees – gerade optischer Natur – müssen bei Trials of Mana erst einmal akzeptiert werden. Hat man dies aber getan, erwartet einen vor allem jede Menge Charme und eine einmalige Sogwirkung. Dies liegt vor allem daran, dass das Spiel wie eine konsequente Weiterentwicklung des Originals wirkt, ohne dessen Stärken zu vernachlässigen. So ist der 3D-Comic-Stil gut umgesetzt, bietet viele Schauerte und lässt das recht lieblose Secret of Mana Remake weit hinter sich. Und auch wenn manche Texturen nicht stimmig sind, so passt die Gesamtpräsentationen immer. Hinzukommt natürlich der fantastische Soundtrack, der zum einen als Original, aber auch als überarbeitete Fassung dem Spiel beiliegt und auch heute noch zum Träumen einlädt. Pluspunkte gibt es zudem bei der gelungenen Sprachausgabe, welche auf Japanisch und Englisch verfügbar ist. Insgesamt ist die Präsentation von Trials of Mana zwar schlicht, aber ungemein stimmig und unterhaltsam.

Neben der aufgehübschten Präsentation, hat Trials of Mana wohl die größte Veränderung bei seinem Kampfsystem spendiert bekommen: Aufladungen (inklusiver Prozentangaben), Magie und Ringsysteme sind zwar weiterhin präsent, doch kann sich der Spieler nun entscheiden, ob es mit Pause – über das Menü – über ohne Pause über Shortcuts in den Kampf geht. Überhaupt ist das Kampfsystem dank der Ausweichfunktion und deutlich schnellerer Kombos ungemein flüssig und spaßig. Insgesamt wurde hier eine angenehme Modernisierung vorgenommen, ohne das Gefühl traditioneller RPG Unterhaltung zu vernachlässigen. Dank Zauber, Items und Spezialangriffen, gibt es zudem immer etwas zu tun, während wir uns genüsslich durch die Gegnerhorden kämpfen. Diese sind allerdings am Ende des Spiels wenig Abwechslungsreich und verlieren so einiges an Potenzial. Bei den auch heute noch spektakulären Bossgegnern ist dies allerdings anders: Die Kreativität ist dabei ebenso beeindruckend wie die Kämpfe selbst. Wer sich mit RPGs aber auskennt, sollte lieber gleich zum höchsten Schwierigkeitsgrad greifen.

Ebenfalls sehr angenehm ist das starke Wegfallen vom Grinding. Wer normal durch das Spiel geht und nicht unbedingt Gegnern ausweicht, wird gut Erfahrungspunkte bekommen, sodass ein normales Aufleveln reicht, um die Geschichte genießen zu können. Das Leveln selbst ist indes klassisch: Während wir unsere Skills verbessern und neue Waffen kaufen, wählen wir auch noch unsere Fähigkeiten und können gar das Klassensystem auswählen. Letzteres hat allerdings wenig Auswirkungen auf den Spielfluss selbst. Sowohl Einsteiger als auch Profis werden sich bei dem System schnell heimisch fühlen und sich sein Trio nach den eigenen Wünschen zusammenstellen. Hier gibt es allerdings wohl auch den größten Kritikpunkt im Spiel: Wir sind dauerhaft auf die KI bei unseren Mitstreitern angewiesen, die weder sehr aggressiv spielen, noch rechtzeitig ausweichen. Gerade am Ende des Spiels, entpuppt sich dies als großes Problem. Einen Lokalen- oder auch Online-Koop gibt es nicht. Da das Original diesen hatte, und auch mit seine größte Faszination daraus zog, fühlt es sich an, als wenn ein gewisser Teil einfach fehlen würde. Die Entscheidung den Koop aus dem Spiel zu lassen war definitiv die Falsche. 

Neben dem fehlenden Koop ist aber auch das Leveldesign deutlich überholt: An verschiedensten Stellen müssen wir Gebiete an die drei bis viermal besuchen und durchlaufen, ohne eine Schnellreisemöglichkeit. Zwar können wir später im Spiel deutlich anders durch die Welt reisen und das Backtracking nimmt etwas ab, doch fehlende Abwechslung und immer wieder gleiches Leveldesign sorgen für deutliche Längen im Spiel. Ebenfalls problematisch sind die vielen langen Ladezeiten im Spiel. Als Zugabe zum Spiel gibt es unterdessen auch ein neues Kapitel am Ende, welches aber leider nicht ansatzweise an das Hauptspiel heranreicht. Abseits dessen, ist aber Trials of Mana ein ebenso fantastisches wie gelungenes Remake geworden.

Fazit

Trotz aller Befürchtungen ist Trials of Mana ein gelungenes Remake geworden, welches die Stärken des Originals angenehm aufgreift und einen modernen Anstrich verpasst. So ist die Präsentation gelungen, die Atmosphäre stimmig und dank einem flüssigeren Kampfsystem das Spiel ungemein spaßig. Abseits einiger angestaubter Mechaniken und dem stark vermissten Koop, ist somit das Spiel eine absolute Liebeserklärung an Fans. Doch auch Neulinge mit dem Hang zu klassischem RPG, werden hier definitiv glücklich. Eine klare Empfehlung.

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