Story
Wir befinden uns im Jahr 2030. In einer Welt, in der die Öffentlichkeit durch die Gewalt und die Exzesse eines brutalen neuen Arenasports von einer zunehmend finsteren politischen Bewegung abgelenkt wird. Die Teilnehmer werden ausgewählt, um in einer Reihe von Spießrutenläufen gegen die tödlichen Hausspieler anzutreten, indem sie Eliminierungen mit stilvollen Tricks kombinieren und zahlreiche Herausforderungen meistern, während sie versuchen zu überleben.
Kritik
Was wäre, wenn man einen stylischen Third-Person-Shooter wie Max Payne mit einem Skatespiel wie Tony Hawk's Pro Skater kreuzen würde? Klingt total absurd? Das britische Entwicklerstudio Roll7 (zuletzt OlliOlli World) zeigt mit seinem Indie-Game Rollerdrome, dass eine solche Mischung tatsächlich richtig stimmungsvoll aussehen kann, wenn man genügend kreative Ideen besitzt und Mut aufbringen kann, sich an etwas Neuem auszuprobieren. Erschienen ist das Game im August 2022 zunächst für Playstation und den PC, seit Ende November 2023 gibt es den Titel nun auch endlich auf der Xbox und dabei auch direkt im Microsoft Game Pass.
Die Story ist in einer dystopischen Zukunft angesiedelt und dreht sich um einen tödlichen Sport sowie finstere Mächte, die alles kontrollieren. Schnell werden Erinnerungen an Running Man mit Arnold Schwarzenegger wach. Eigentlich eine spannende Ausgangslage, aus der sich erzählerisch theoretisch viel machen ließe, doch dafür sollte man Rollerdrome keinesfalls spielen. Viel mehr ist die Geschichte Beiwerk, um von einer Arena in die nächste zu führen. Dazwischen gibt es zwar gelegentlich mal kleine Abschnitte abseits des Kampfgeschehens, in denen man aus Notizzetteln, Zeitungen und dem Radio Hinweise auf das Geschehen erhält, doch viel verpassen tut man dabei nicht, wenn man es einfach ignoriert. Rollerdrome legt seinen Fokus allein auf das Gameplay. Das ist natürlich in Ordnung, viel mehr werden die meisten Spieler wahrscheinlich eh nicht erwartet haben. Dennoch gab es hier eine Chance auf mehr, die ungenutzt bleibt.
Kommen wir also zum wichtigen Teil des Spiels, den Matches: Auf Rollschuhen skaten wir nach und nach durch mehrere Arenen und müssen darin eine Vielzahl von Feinden ausschalten. Zu Beginn ist das noch recht einfach, da sowohl der Kampfplatz sehr simpel aufgebaut ist als auch das Gegneraufgebot überschaubar bleibt, doch schon bald ist dort die Hölle los. Der Skatepark wird immer komplexer und verlangt uns immer anspruchsvollere Tricks ab, die Widersacher werden gleichzeitig aber auch immer aggressiver und stärker. Nun sind perfektes Fahren und Ausweichen sowie gezieltes Ausschalten der Kontrahenten gefragt. Wer nicht in ständiger Bewegung bleibt, hat direkt verloren. Und hier wird es dann auch richtig interessant.
Rollerdrome leistet ganz gute Arbeit darin, den Spieler nicht von Beginn an mit Tricks und Kombos zu überfordern, sondern versucht einem peu à peu immer schwierigere Moves beizubringen. Und diese zu beherrschen ist für den Erfolg immens wichtig. Denn nur so gelangen wir sicher durch das Areal und können all die vielen Herausforderungen erfüllen, die zum Voranschreiten in der Kampagne nötig sind. Solche Herausforderungen sind völlig unterschiedlicher Natur: Mal gilt es verteilte Marken einzusammeln, mal müssen besondere Tricks an bestimmten Stellen oder beim Kill eines bestimmten Gegners vollführt werden. Nur wenn genügend von ihnen erfüllt sind, werden weitere Arenen im Spiel freigeschaltet.
Doch anders als in einem Tony Hawk's Pro Skater werden hier nicht einfach unter Zeitdruck Aufgaben erfüllt, sondern eben auch geballert, was das Zeug hält. Sniper nehmen uns dabei beispielsweise aus der Distanz aufs Korn, Warheads feuern zielsuchende Missles auf uns und Riot Guards verstecken sich hinter einem massiven Schild, während sie die Umgebung verminen. Jeder Gegner erfordert eine andere Taktik, um effektiv bekämpft zu werden. Und daraus ergibt sich mit der Zeit, je sicherer man mit der flüssigen Steuerung ist, ein richtig toller Flow, wenn es in der gesamten Umgebung nur so kracht und man mit waghalsigen Stunts und in Slow Mo seine Kills vollführt. Schaut im verwendeten Comic-Look auch durchaus schick aus.
Vier Waffen stehen uns dabei zur Verfügung, jeweils mit eigenen Vor- und Nachteilen. Mit zwei Pistolen lassen sich kleine Feinde schnell ausschalten, mit einer Pumpgun auch stärkere umpusten, allerdings auf kurzer Distanz. Ein Granatwerfer pustet auch schwer gepanzerte Kontrahenten aus dem Weg und per Lasergewehr lassen sich präzise Schüsse aus der Entfernung abfeuern, allerdings muss hier gut gezielt werden, ohne Unterstützung des Auto-Aims. Munition sammelt man, indem Tricks wie Grabs, Spins, Twists und Grinds vollführt und verkettet werden oder im letzten Moment den Feinden ausgewichen wird. So ist man gezwungen, stets in Bewegung zu bleiben.
Hat man die kompakte Kampagne erst einmal durch, fehlt es Rollerdrome leider an motivierenden Endgame-Aktivitäten. Hardcore-Gamer freuen sich zwar über einen anspruchsvollen neuen Schwierigkeitsgrad, der dann freigeschaltet wird, ansonsten aber ändert sich am Ablauf der Kampagne selbst nicht viel, außer dass nun alle Gegner in den Arenen spawnen und das Ganze umso schwerer ist. Einen Multiplayer-Modus gibt es bis dato nicht, er hätte sich hier definitiv angeboten. Lediglich per Highscores können wir uns mit anderen Spielern weltweit messen. Wer also Spaß daran hat, hier nach den höchsten Punkten zu jagen, kann noch einige weitere Stunden damit verbringen. Je nach Spielstil sind somit in etwa 5-10 Stunden für die meisten Spieler drin.
Fazit
Eine abgefahrene Idee, die voll aufgeht: "Rollerdrome" verbindet Skate- und Ballerspiel zu einer kreativen Mischung, die, sobald man die Steuerung erst einmal verinnerlicht hat, einen fantastischen Action-Flow entfacht. Etwas umfangreicher hätte die Kampagne gern sein können, auch ein Multiplayer-Modus wäre sicherlich eine feine Sache gewesen. Dennoch sollte man diesem Indie auf jeden Fall eine Chance geben.