Bildnachweis: © Nintendo

Videospiel "Live a Live" im Test

von Thomas Repenning

Wer beim Titel Live a Live – vor allem aufgrund des Prädikats Remaster– mit den Schultern zuckt, liegt nicht ganz falsch. Denn der Titel von Square, welcher bereits 1994 auf den SNES das Licht der Welt erblickte, wurde außerhalb von Japan gar nicht veröffentlicht. Dies lag an den recht schwachen Verkaufszahlen des Titels (gerade einmal 270 Tausend Einheiten), sodass ein großer Release kurzerhand gestrichen wurde. Glück für uns ist indes, dass der Titel nun dank Nintendos Remake-Publik nun doch noch einmal das Licht der Welt erblickt und wir in den Genuss des vielschichten RPG-Story-Titels kommen. Denn hier hat nicht nur Takashi Tokita seine Karriere gestartet (der später mit Chrono Trigger und Final Fantasy VII berühmt wurde), sondern das Pixel-Abenteuer bietet einen philosophischen Überbau, der auch heute noch überzeugen und faszinieren kann. Wir haben uns einmal in Live A Live gestürzt.

Kritik

Das Besondere gleich vorweg: Live a Live erzählt keine große – auf den ersten Blick – zusammenhängende Story, sondern konzentriert sich eher auf kleine Geschichte, wo wir im Gesamten in insgesamt acht verschiedene Figuren schlüpfen. Während das Gameplay meist etwas gleich bleibt und ähnliche Elemente besitzt, gestalten sich die Geschichten selbst völlig unterschiedlich. Das betrifft nicht nur die Laufzeit, sondern auch die Settings und die Dramaturgie. Dies liegt auch daran, dass jede der einzelnen Storys von einem anderen Designer entwickelt wurde und hier natürlich die verschiedenen Stile immer noch zu sehen sind. Doch keine Sorge: Live A Live ist nicht nur eine kleine Kurzspielsammlung, sondern bietet vor allem im Finale einen Überbau und einen Impact, der auch heute noch begeistern kann. Doch bevor wir da natürlich hinkommen, müssen wir uns erst einmal in die einzelnen Epochen stürzen. Und zwar von der Uhrzeit hin zur fernen Zukunft.

Neben den kleinen Geschichten – und dem fantastischen Art-Design (dazu später mehr) – ist Live a Live im Kern aber recht klassische Gameplay Kost. Wie in den damaligen RPG Titeln üblich, durchstreifen wir so mit unserer Figur die Welt, um dann hin und wieder mit einem Kampf das Spiel zu unterbrechen und in den Battle-Bildschirm zu gehen. Hier gibt es dann aber doch eine Besonderheit: Wo wir in anderen Titel wie bei Final Fantasy in der Zeit Rundenbasiert unsere Kämpfe austüfteln, gibt es hier eine Geschwindigkeitsleiste, die schließlich anweist, wer als nächstes am Zug ist. Wir selbst können diese schließlich gar mit Items und Figuren auch beeinflussen, wobei der Rest des Kampfes dann recht klassisch ausfällt: Angriff wählen, Heilungsitem suchen und taktisch alles in Einklang bringen, sodass wir gut bestehen können. Die Kämpfe selbst sind dabei niemals unfair, aber auch nicht wirklich herausfordernd. Interessant ist hingegen, dass auch die Zeitepochen das Gameplay selbst beeinflussen: Mal haben wir bereits das maximale Level erreicht, mal bleiben wir ganz unten und die Gegner werden anders angepasst. Pro Spieleabschnitt – die zumeist 1-3 Stunden dauern – gibt es so jede Menge Abwechslung.

Die Geschichten selbst, könnten indes auch kaum unterschiedlicher ausfallen. Während wir in der Uhrzeit mit Pogo unsere Liebe retten müssen – ohne Sprache und recht uhrzeitlich, können wir im alten China ordentlich austeilen. Im alten Edo in Japan geht es dann eher um das Schattendasein und wir dürfen als Shinobi auf Heimlichkeit setzen. Im wilden Westen verschwimmen die Seiten von Gut und Böse, während wir in der Gegenwart dann der weltbeste Martial Arts Kämpfer werden wollen. Die beiden Zukunftsstory sind dann geprägt von dem Stil der späten 80er und frühen 90er Jahre und lassen uns bei vielen Elementen in Erinnerungen schwelgen, während mal optimistisch, mal pessimistisch ein Blick in die Zukunft geworfen wird. All dies mündet schließlich noch in einem Finale, wo wir aber nichts verraten wollen. Nur so viel: Auch wenn der Weg dahin manchmal etwas weit wirkt, es lohnt sich und lässt einen durchaus mit einem angenehmen Gefühl zurück. Sowohl emotionale als auch philosophisch. 

Technisch gesehen ist unterdessen das Remaster von Live a Live perfekt gelungen: Der Pixel-Art-Stil ist gekonnt modern und gestochen scharf und verdient das Prädikat Kunst perfekt. Kein Vergleich zum Original, hier haben die Entwicklerinnen und Entwickler einen hervorragenden Job gemacht. Gerade die Mischung aus Musik, Licht und 2D Elementen wirkt wie aus einem Guss.


Fazit

Live a Live ist gleichzeitig eine Zeitreise in die SNES Zeit und ein modernes gut erzähltes Abenteuer, welches einen so schnell nicht loslassen wird. Auch wenn manche der RPG Elemente etwas aus der Zeit gefallen sind, so funktioniert das Kampfsystem auch heute noch überraschend gut. Doch viel mehr sind es die vielen kleinen Geschichten, die vielen Überraschungen und der verdammt gute und ansprechende Stil, der aus dem Remaster ein kleine Perle macht. Unbedingt einmal reinspielen.  

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