Bildnachweis: © Nintendo

Videospiel "Fire Emblem Engage" im Test

von Thomas Repenning

Nachdem Rollenspielfans mit Fire Emblem: Three Houses und Fire Emblem Warriors: Three Hopes bereits zwei wirklich gelungene – und teils erfrischende – Titel der Fire Enblem Saga auf der Switch bekommen haben, gibt es nun Fire Emblem Engage gleichsam Nachschlag. Doch kann Nintendo – mit Entwickler Intelligent Systems – abermals einen Hit generieren? Die Ausgangslage ist zumindest nicht die schlechteste, immerhin dürfen wir dieses Mal sogar mit den Helden von Einst gegen das Böse ziehen (zumindest als Geister). Doch auch abseits davon, und der blau/roten Heldenfigur, ist Engage erneut ein fantastisches Rollenspiel und Strategiespiel geworden, welches Fans sich nicht entgehen lassen sollten. Und das Besondere: Jeder kann das aus dem Spiel herausholen, was ihm mehr liegt: Sich in der Welt und in den Figuren verlieren oder den spannenden wie teils recht komplexen Kämpfen. Wir haben uns nach Elyos begeben und verraten euch ob sich der Weg für euch ebenfalls lohnt.


Story

Alle 1000 Jahre verhelfen legendäre Helden, sogenannte Embleme, dem einen, der die 12 Emblem-Ringe besitzt, zu unglaublicher Macht. Als die Zeit dieses Rituals näher rückt, erwacht Alear – der Wyrmgott der Prophezeiung –, um die Ringe zu finden und Frieden zu bringen. Doch auch Sombron – Dämonendrache und Nemesis des Wyrmgottes aus alter Zeit – ist wieder erwacht und sucht die Ringe für sein eigenes übles Ansinnen. Nur Alear und jene, die dem Wyrmgott verbunden sind, stehen zwischen Sombron und der totalen Vernichtung.

Kritik

Gleich vorweg: Wo Three Houses vor allem auf Charaktere und deren Geschichten setzte, und Three Hopes seine Strategie-Marschrichtung völlig veränderte, geht Engage abermals einen neuen Weg. Mehr Anime-Style, etwas weniger Alltagssimulation, dafür mehr fordernde taktische Tiefe und jede Menge (Over-the-Top) Drama. Herausgekommen ist ein durchweg gutes Taktik-Spiel, welches uns gut in die Welt von Elyos bringt und dort verweilen lässt. Allerdings bleibt die Geschichte dieses Mal etwas zurück. Dies liegt schon an der Ausgangslage von Engage. So wachen wir mit Gedächtnislücken in einer Welt auf, die wir 1000 Jahre nicht gesehen haben und in einem gigantischen Endkampf gegen das Böse endete – siegreich. Nun ist Bösewicht Sombron jedoch zurück, sodass wir in die Fußstapfen unserer Drachenmutter treten müssen, um erneut gegen das Böse zu Felde zu ziehen. Alear ist dabei nicht nur quietschbund geraten, sondern auch recht einfach gestrickt. Zumindest stehen uns aber die Emblem-Ringe zur Seite, welche die Essenz legendärer Helden aus den einstigen Fire Enblem spielen beherbergen. Doch keine Sorge, Fans bekommen zwar eine ordentliche Portion Nostalgie spendiert, Neulinge werden aber nichts verpassen, falls sie jetzt das erste Mal in die Welt eintauchen. Der Rest der Handlung ist dann schließlich so vorhersehbar wie klischeehaft: Eine Reise voller Gefahren durch die Welt, um eine Insel gegen einen gemeinsamen Feind zu vereinen. Unterhaltung zwar garantiert, doch etwas mehr Tiefe an der einen oder anderen Stelle hätte nicht geschadet.

Doch auch dies ist Engage: Neben den Klischees, überrascht die Geschichte jederzeit mit neuen Wendungen, emotionalen Momenten und einigen dramatischen Kämpfen, sodass  uns vor dem Bildschirm immer wieder der Atem stockt. Die Mischung aus Kitsch und Drama ist einfach perfekt gelungen, sodass man einfach weiter spielen muss. Dies liegt vor allem an den taktischen und durchaus herausfordernden Kämpfen: Auf dem Schlachtfeld schieben wir unsere Figuren rundenbasiert über die Karte – stets übersichtlich von oben – und kämpfen vor allem nach dem bekannten Fire Enblem Waffen-Dreieck (Schwerter gegen Äxte, Äxte gegen Lanzen und Lanzen gegen Schwerter). Diese einfache Ausgangslage, entpuppt sich aber schnell als Sogspirale. Während wir das Gelände zu unserem Vorteil durchstreifen (Deckung, Verbündete etc.), können wir durch die Waffenwahl unter anderem die gegnerische Haltung durchbrechen, wählen Zauber gegen stark gepanzerte Einheiten und versuchen schnelle Einheiten mit Bogenschützen festzusetzen. Gerade durch die hohe Anzahl von Figuren, ergeben sich daraus taktisch unzählige Möglichkeiten – die Ausstattung noch nicht mitgezählt – sodass jeder Kampf individuell ausfällt und nach eigenen taktischen Prämissen gestaltet werden kann. Für Fans von Taktikkämpfen eine wahre Freude.

Neben der grundlegenden Kampfmechanik, bietet Engage noch einiges mehr an Mechaniken, die ordentlich Würze in die Kämpfe bringen: So zum Beispiel neutrale Gebäude oder Einheiten, die wir vor dem Gegner erreichen müssen (neue Einheiten, Ausrüstung), Heilung von eigenen Einheiten, starke Waffensysteme die Gegner über das Schlachtfeld zurückstoßen oder sogar einen Zeitkristall, mit dem schiefgegangen Züge auch erneut geplant werden können. Und dies ist auch bitte nötig, zumindest wenn wir im Classic-Modus spielen. Denn wenn hier eine unserer Einheiten stirbt, ist diese für immer verloren. Neulingen empfehlen wir allerdings eher die moderate Version, da sonst das Spielegeschehen nochmals ordentlich anzieht. Zumindest hat ersterer den Vorteil, dass unsere Einheiten uns ans Herz wachsen. Natürlich auch allen voran die Enbleme, auch wenn hier nicht so eine Dynamik und Tiefe zwischen den Figuren entsteht, wie in einstigen Spielen. Hier werden indes unsere Statuswerte verbessert, zudem gibt es bestimmte Aktion und Fertigkeiten, die wir gut in das Spiel einbauen müssen – wählen wir diese zu früh oder zu spät (gar falsch), könnte die Schlacht schon entschieden sein. Andersherum ergeben sich fantastische Momente, die klar in Erinnerung bleiben. Wem ihr übrigens die Ringe gebt, das bleibt euch überlassen, falls nochmals den eigenen Spielstil hervorragend individualisiert. Die Dialoge und die Dramatik im Kampf, schafft schließlich sein übriges für ein gelungenes wie spannendes Setting. Neu ist indes, dass wir nach dem Kampf die Karte frei erkunden können und auch noch Gespräche führen dürfen – inklusive das finden von Haustieren.

Und was ist mit Fans von Socializing und Lebenssimulation? Nun, hier hat Engage deutlich weniger zu bieten als noch die Vorgänger, aber nicht gänzlich gar nichts. So reisen wir stets mit unserem Himmelstempel herum, der einiges an Nebenmissionen und Möglichkeiten bietet. Hier können wir unsere Ausrüstung verbessern, ändern und anpassen, Fähigkeiten entwickeln, trainieren, kochen, unser Haustier streicheln, kleinere Nebenkämpfe bestreiten oder gar Spenden an die Königshäuser ausbezahlen, um so noch bessere Boni zu ergattern. Viele Dialoge natürlich inklusive. Wer möchte, kann hier definitiv viele Stunden verbringen – oder direkt zu den Kämpfen springen. In keinem anderen Fire Enblem war es bislang so gut möglich eines davon zu machen oder gar beides. Wie jeder Spieler selbst möchte und seinen individuellen Spielstil besitzt. Daher kommt es dann auch, dass Engage gerade für Einsteiger so gut ist: Jedes Element lässt sich gut erlernen und kann im Laufe der Handlung ausgebaut, genutzt oder verworfen werden. In Sachen Inszenierung nutzt das Spiel die Switch gut aus und bietet neben einer ordentlichen Performance auch einiges an Schauwerten. Klar, manche Texturen sind verwaschen, doch der knallige wie bunte Stil weiß zu gefallen, ist niemals leer und kann vor allem von seinem stimmigen Bild überzeugen. Gerade die Figuren wirken sehr rund und vor allem gut animiert – gleiches gilt für die Kämpfe, die stets hübsch anzusehen sind.


Fazit

Das mittlerweile siebzehnte Fire Enblem ist abermals ein gelungenes Spiel geworden. Dies liegt vor allem an den taktischen hervorragend inszenierten wie durchgeführten Kämpfen, die eine Tiefe bieten, die unzählige epische wie dramatische Momente hervorbringt. Doch auch dies gefällt: Ob wir lieber den Rollenspielelementen frönen oder doch lieber uns in taktische Geschick stürzen, bleibt dieses Mal mehr denn je uns überlassen. Überhaupt ist die individuelle Möglichkeit in Engage sehr beeindruckend. Schade ist nur, dass die eigentliche Geschichte seinen eigenen gelungenen Kämpfen hinterherläuft. Zumindest erwartet uns zum Jahresende eine weitere Reise, die vielleicht etwas kraftvoller und weniger klischeebeladen daherkommt. Und Fans der Serie müssen eh zugreifen, alleine um alte Helden erneut in Aktion erleben zu dürfen – wenn auch nur als Geister längst vergangener Zeiten. Fire Emblem Engage ist so schon früh im Jahr eines der Strategie- und Rollenspiel-Highlights des Jahres.

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