Wenn es um Echtzeitstrategie im 2. Weltkrieg geht, dann liegt nicht nur der PC natürlich meilenweit vorne, sondern auch bestimmte Titel tragen dabei das ganze Subgenre: Während beispielsweise Sudden Strike zuletzt mit seinem vierten Teil und seinen schnellen taktischen Gefechten überzeugte, folgt dieses Jahr noch Men of War II und richtet sich dabei klar an Hardcore-Strategen, die sogar die Munitionsbestückung bis ins kleinste Detail planen wollen. Im Falle von Company of Heroes 3 haben wir den nächsten Stallhengst, der dabei vor allem die Multiplayer Fans mit schnellen fordernden aber auch leicht zugänglichen Gefechten lockt. Gewartet haben Fans dabei schon lange: So erschien Company of Heroes 2 bereits im Jahre 2013 und war damals (bis heute) unter Fans so beliebt, dass er seinen Erstling nicht nur übertraf, sondern auch das Genre weitestgehend stark beeinflusste. Doch kann Relic Entertainment die Erwartungen nach 10 Jahren Pause überhaupt erfüllen? Und wie spielt sich die neue Echtzeitkarte, welche klar an Total War erinnert und frischen Wind ins Genre bringen will? Wir haben uns einmal in die Wüste sowie nach Italien begeben und uns durch die Fronten gekämpft.
Kritik
Zu aller erst vielleicht ein wenig Ernüchterung: Abseits der neuen Kampagnen (mit tatsächlich recht frischen Szenarien) sowie der Echtzeitkarte (die aber klare Schwächen hat, dazu später mehr), bietet Company of Heroes 3 vor allem eines: Konstanz. Denn wer jetzt eine Revolution des Genres – oder gar der Reihe – erwartet, wird gleich zu Beginn bitterlich enttäuscht werden. Denn wie schon einst, befehligen wir unsere Truppen von oben, kämpfen uns über die Karte von Lager, Ressourcenpunkte zu Eroberungspunkt und bauen dabei gleichzeitig unser Lager sowie unsere Armee auf. Dabei punktet besonders erneut das grandiose Deckungssystem der Einheiten, welches auch heute noch fabelhaft funktioniert und gut von der Hand geht. Panzer und Artillerie müssen dabei gut platziert werden, während wir gerade die gepanzerten Fahrzeuge von der Seite oder von hinten aufs Korn nehmen, damit wir ihre starke Panzerung umgehen. Erfahrungspunkte, das Wechseln von Waffensystemen, Deckungsfeuer, Transport von schwerem Gerät, Sanitäter, Ressourcensammeln, das Upgraden von Gebäuden und Pioniere runden das Spektakel dabei ab. Der Kern das Schlachtengetümmels bleibt sich also treu und verändert grundlegend überhaupt nichts.
Ist dies allerdings nun eine verpasste Chance? Nun, im Gewissen schon, denn bei Company of Heroes 3, welches am Ende mit der Community gemeinsam entwickelt wurde, gab es durchaus das Potenzial neues zu wagen. Das dies am Ende nun nicht passiert ist, bedeutet daher aber nichts total schlechtes. Denn, um dies auch gleich zu Beginn zu sagen, Company of Heroes 3 ist auch mit seiner Konstanz ein verdammt gutes, effektreiches, spannendes und taktisches Spiel, welches jedes Mal Freude und Unterhaltung nach dem Start bringt. Gerade die Übersetzung in eine neue Grafik und neuen Partikeleffekten, macht unglaublich Spaß. Schade ist zwar, dass die versprochene dynamische Zerstörung wieder einer Stufenweisen Zerstörung gewichen ist, aber am Ende bleibt einen mehr als einmal bei den Gefechten der Atem weg, wenn es richtig spektakulär zur Sache geht. Während so das Gameplay erneut – wie zu erwarten – fantastisch daher kommt, geht es somit eher um die doch kleinen Änderungen und Neuerungen, die wir uns gerne im Detail etwas genauer angucken wollen.
Im Fokus stehen dabei wohl die insgesamt vier spielbaren Parteien, die sich durchaus anders und taktisch interessant spielen. Zudem bietet das Spiel uns zwei Kampagnen, wobei die Rommel-Kampagne eher kurzen Episoden ähnelt, die am Ende nicht immer ganz herausfordernd ausfallen und im Gesamten viel zu wenig bietet. Für die Italien Echtzeit Kampagne – wo wir auf einer Gesamtkarte sogar Einheiten wie in Total War über die Karte ziehen – ist es ähnlich. Hier sind es vor allem die Gefechte den unglaublichen Spaß machen. Jedes Mal gibt es was anderes zu erledigen, jede Schlacht ist individuell, taktisch fordernd und bietet mit den größeren Städten oder Strategiepunkten auch richtige Highlights, die in Erinnerung bleiben. Die neue gut eingebaute Pausenfunktion (die so richtig neu aber gar nicht ist) des Solo-Modus fügt sich dabei gut ein, sodass wir auch bei noch so unübersichtlichen Kämpfen den Überblick behalten und mehr kleinteilig taktisch agieren können. Zudem macht es durchaus Spaß, sich zu überlegen, wie man auf der großen Karte agiert, eher Häfen erobert, mit Schiffen sich Unterstützung besorgt oder strategisch wichtige Punkte erobert. Sogar Gefechte auswürfeln ist möglich. Doch hier gibt es wohl auch den größten Knackpunkt: Die KI. Die ist nicht nur völlig überfordert mit der Übersichtskarte, sondern agiert zum Teil so dumm, sodass wir uns nicht mehr Mühe geben müssen, um den Krieg zu gewinnen. Zwar gibt es diese Ausfälle bei den Gefechten eher weniger (aber sie gibt es) aber für den Modus an sich, ist dies eine absolute Katastrophe. Hoffentlich kann Relic Entertainment hier noch nachbessern.
Am Ende lebt Company of Heroes 3 aber vor allem von seinem Multiplayer. Kein Wunder, immerhin hatte Company of Heroes 2 – und hat diesen noch – E-Sport Status und wird über die Welt immer noch ausufernd gespielt. Große Fußstapfen und ein Grund dafür, warum sich wohl nicht so viel im Kern geändert hat. Und hier liefert das Spiel genau das ab, was erwartet wurde: Herausfordernde, wirklich spannende und adrenalingetränkte Fights, die gut auf YouTube und Switch oder E-Sport Arenen landen können. Das Waffen- und Einheitengefühl ist wieder verdammt gut und auch das Kartendesign erneut passend gewählt. Wie sich die einzelnen Karten beweisen und ob alles gut ausgeglichen ist – Stichwort Flammenwerfer – muss sich allerdings noch zeigen. Wir hatten zumindest bei unseren vielen Kämpfen unglaublich viel Spaß und waren motiviert weiter an unseren taktischen und strategischen Fähigkeiten zu arbeiten. Warum allerdings die Fahrzeuge immer noch so starke Wegfindungsschwierigkeiten haben, bleibt uns ein Rätsel.
Fazit
Company of Heroes 3 ist wahrlich keine Revolution oder gar eine Evolution geworden: Viel mehr geht Relic Entertainment – auch dank (oder leider) seiner Hardcore-Community – auf Nummer sicher und liefert das, was erwartet wurde: Taktisch und Strategisch packende, rasante wie fordernde Multiplayer Gefechte, die über Monate (Jahre) Spaß machen werden. Der Rest des Spiels fällt dabei allerdings klar ab: Die Rommel-Kampagne ist zu kurz und inhaltlich zu banal, der Italienfeldzug spielerisch unglaublich attraktiv, durch die dumme KI aber leider aber wenig herausfordernd (zumindest im Kartenmodus). Dafür können auch hier die einzelnen Gefechte vollends überzeugen und liefern das Gefühl, welches wir auch schon 2013 hatten: Gänsehaut pur! Allerdings währe so viel mehr möglich gewesen. Bleibt abzuwarten, ob hier noch ordentlich geschraubt wird, sodass auch Solo-Generäle über die Zeit hinweg ihre Freude haben werden.