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Videospiel "Bravely default II" im Test

von Thomas Repenning

Bravely Default ist wahrlich nicht die größte Marke, die Square Enix / Nintendo zu bieten haben: Dennoch waren die Teile Bravely Default (2013 auf dem 3DS) sowie Bravely Second: End Layer (2016 auf dem 3DS) insgesamt spannende und unterhaltsame Rollenspiele, die auf dem Handheld für unzählige gute Stunden sorgten. Jetzt folgt mit Bravely Default 2 (seit dem 26.02.2021 im Handel erhältlich) der Sprung auf die große Konsole. Doch lohnt sich der Blick und vor allem, bietet das Rollenspiel genügend Genre-Futter, um gegenüber anderen Konkurrenten auf der Switch zu bestehen? Die Antwort ist indes positiv: Ja, aber mit klaren Schwächen. Wir haben uns auf jeden Fall einmal in das Chaos gestürzt und haben versucht, die Welt vor der Zerstörung zu retten.

Story

Begleite die Helden des Lichts auf ihrer großen Reise und stelle das Gleichgewicht der Welt wieder her! Führe deinen Trupp aus Abenteurern durch die fünf Königreiche von Excillant, um die vier Kristalle an ihren rechtmäßigen Platz zurückzubringen. Gewässer treten über die Ufer, die Temperaturen steigen, die Natur ist außer Kontrolle geraten – nach dem Raub der Kristalle schwebt alles Leben in Gefahr. Doch es gibt Hoffnung, die Helden des Lichts: vier sagenumwobene Krieger, die den Elementen wieder ihr Gleichgewicht verleihen können! Reise zusammen mit deiner Heldengruppe durch Excillant, bestreite Kämpfe, verdiene wertvolle Erfahrungspunkte, Geld und andere nützliche Gegenstände und erkunde Dungeons, Städte und vieles mehr.

Kritik

Im Kern gibt sich Bravely Default 2 richtig klassisch: Während die Welt aus den Fugen geraten ist – mit Stürmen und Naturkatastrophen – starten wir mit unserem Protagonisten gestrandet in einer Welt, die nach Helden sucht. Zusammen mit Prinzessin Gloria von Musa, Waffenknecht Sir Sloan, Wandergelehrten Elvis sowie Leibwächterin Adele, starten wir in ein Abenteuer, welches mit Intrigen, jeder Menge Monster und vieler Herausforderungen gespickt ist. Vorkenntnisse braucht es allerdings nicht, da die Vorgänger hier in der Story keine Rolle spielen. Überhaupt, ist Bravely Default 2 für Spieler*innen gedacht, die alte SNES Klassiker kennen und sich in traditionellem Gameplay verlieren können und schnell in diese eintauchen. So sind die Rundenkämpfe von der Mechanik recht bekannt: Klassenspezifische Fertigkeiten, Waffen Ausrüstung, Zauber, Hilfsgegenstände und schließlich Angriff oder Flucht. Ersteres kann man aufsparen und sich erst einmal verteidigen, damit man zusätzliche Aktionspunkte ansparen kann. Mit mehreren Gegnern (die man sogar zusammenfassen kann) lassen sich schließlich sogar Kettenboni generieren, Wiederholungen einstellen und sogar die Geschwindigkeit anpassen. Gerade die letzten Komfortfunktionen gefallen wohl am meisten, denn das Sammeln von Erfahrungspunkten steht klar im Vordergrund und wird hier sehr angenehm in den Spielfluss eingebaut.

Die Fähigkeiten die wir im Kampf einsetzen können, hängen indes an den Charakterklassen: Weißmagier, Freiberufler, Schwarzmagier, Krieger, Barden oder Mönch. Insgesamt mehr als 20 „Jobs“ stehen uns hier zur Verfügung, allerdings nur, wenn wir alle Asterisken im Spiel sammeln. Mit den Klassen lassen sich dann Extras in den Kampf bringen und Vorteile freischalten. Allerdings ist dies durchaus kein festes System. So können wir abseits der Kämpfe hier durchaus wechseln. Zudem haben wir neben unserer Hauptklasse auch noch Nebenklassen, sodass wir dynamisch in den Kampf gehen können. Schade ist hingegen, dass wir nur Erfahrungspunkte für unsere gewählte Hauptklasse sammeln. Die Nebenklasse schaltet einfach Aktiv- und Passivfertigkeiten frei. Letzteres ist allerdings begrenzt, sodass wir hier auch taktisch überlegen müssen. Gleiches gilt für unsere Ausrüstung, die wir anlegen. Je nach Klasse, gibt es verschiedene Einflüsse, die wir dabei schließlich ebenfalls beachten müssen. Insgesamt bietet dies ein Gameplay, welches immer wieder nach optimieren schreit und dank der flexiblen Einsatzmöglichkeiten jede Menge Spaß macht.

Aber sind die Kämpfe auch herausfordernd? Nun, die Standardgegner die uns zu Hauf begegnen, lassen sich gut mit schnellen Hau-Drauf-Kombos besiegen. Eine taktische Tiefe gibt es aber natürlich. Zum einen wie geschrieben über Verteidigungen, Kettenboni, Gegnerplatzierung sowie Wiederholungen, aber auch durch den Brave-Befehl, wo man sich drei Züge holen kann, um hier starke Aktionen zu starten. Dafür allerdings, muss man schließlich für die „geborgten“ Züge jeweils aussetzen. Falls der Gegner dann nicht besiegt ist, kann dies für unschöne Überraschungen sorgen. Letztlich ist dieses System hervorragend dafür gedacht, um spannende Rollenspiel-Kämpfe zu erleben. Leider eben nur nicht bei den typischen Standardgegnern, sodass geneigte Spieler*innen das System wenig üben. Folgt dann einer der sehr guten Bossgegner – wo wir eben im Detail sehr taktisch vorgehen müssen – fehlt etwas der Umgang. Allerdings ist dies etwas, was sich im Laufe der 50 - 60 Stunden umfassenden Kampagne auch korrigieren lässt.

Die Welt und das Spiel selbst, sind indes ebenfalls wie ein guter Wein aus den 90er Jahren des JRPG Genres: Oberweltkarte und Dungeons warten mit Herausforderungen und Schätzen, während die Inszenierung zwar nicht vollkommen überzeugt, aber dank seiner schicken Welt dennoch einlädt sich zu verlieren (leider fallen die Charaktermodelle hier etwas aus dem Rahmen). Sehr schön ist auch die Funktion, dass Gegner das Weite suchen, falls wir ihr Level bereits völlig überflügeln. Und auch der Tagzyklus weiß zu gefallen, da hier sogar Änderung in der Fauna auf die Spieler*innen warten. Schön ist ebenfalls, dass wir auf der Welt dank versteckter Schätze (in der Nähe von Sträuchern etc.) immer wieder Überraschungen finden, die sogar unsere gesammelten Waffen/Gegenstände übertrumpfen können. Die meisten Dialoge sind indes vertont (Englisch oder Japanisch) und können zudem mit deutschen Untertiteln versehen werden. Schade ist aber, dass die Gruppengespräche unvertont sind. Die Dialoge selbst schwanken indes zwischen klassisch bekannt, kitschig und spannend. Hier wäre auf jeden Fall mehr möglich gewesen. Und die Geschichte selbst? Nun, sie bietet zumindest genügend klassische und Genretypische Kunst, sodass wir bis zum Ende hin mitfiebern. Etwas wirklich bahnbrechend Neues, erwartet die Spieler*innen aber nicht. Für viele solide Stunden gutes JPRG Gefühl, reicht es aber.

Fazit

Bravely Default 2 ist im Kern ein richtig klassisches JRPG und zielt vor allem auf Freunde von guten 90er Rollenspielerfahrungen wie einst Lufia, Secret of Mana oder Final Fantasy. Look, Kämpfe, Story und Charaktere bilden eine gute Mischung, die gerade Fans von solchen Erfahrungen gekonnt abholt und in eine Welt transportiert, die eben neue Helden braucht. Dank des ausgefeilten Kampfsystems gibt es zudem taktisch einiges zu entdecken: Die Optimierungsmöglichkeiten sind grenzenlos, was immer wieder spannende Gefechte hervorbringt. Schade ist jedoch, dass dieses System meist nur bei den Bossgegnern völlig zum Tragen kommt. Am Ende bietet Bravely Default 2 ein Spiel, welches etwas aus der Zeit gefallen scheint, aber genau hier richtig gut punktet. Wer solch ein Erlebnis liebt, sollte sich dieses Abenteuer definitiv nicht entgehen lassen.

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