Bildnachweis: © The Game Kitchen / Team17

Videospiel "Blasphemous 2" im Test

von Sebastian Stumbek

Story

Der Büßende ist erwacht. In "Blasphemous 2" beginnt die Geschichte dort, wo der DLC "Wounds of Eventide" des Erstlings endete, als das vom Himmel herabsteigende, pochende Herz die Rückkehr eines neuen Mirakels ankündigte. Spieler tauchen ein in eine gefährliche neue Welt voller Mysterien und Geheimnisse, die es zu entdecken gilt, und bahnen sich ihren Weg durch monströse Feinde, die zwischen ihnen und ihrem Bestreben stehen, den Kreislauf ein für alle Mal zu beenden.


Kritik

2019 gelang dem kleinen spanischen Entwicklerstudio The Game Kitchen mit Blasphemous ein respektabler Hit im Indie-Sektor: Ihre Kickstarter-Kampagne brachte fast das 7-fache dessen ein, was zur Realisierung des Projekts erforderlich war und die Fachpresse und die Spielerschaft nahmen den Action-Plattformer ziemlich positiv auf. Vier Jahre später ist nun der Nachfolger für PC und Konsolen erschienen und verspricht mit diversen Detailverbesserungen ein noch runderes Erlebnis. Und siehe da, das Vorhaben ist den Entwicklern absolut gelungen.

Wir schlüpfen erneut in die Rolle des büßenden Ritters, der sich durch eine Welt voller grotesker Gestalten seinen Weg bahnen muss. Christliche Glaubensmotive werden dabei auf bizarre Weise verfremdet und verleihen dem Spiel dadurch seinen sehr einzigartigen Charakter. Durch das meisterhafte Artwork der Beteiligten sind die daraus entstandenen Abscheulichkeiten wunderschön anzusehen – so kurios das auch klingen mag. Etwas, das nicht nur dem Vorgänger gelang, sondern auch in zweiter Runde zu begeistern weiß. Pixel-Grafik erstrahlt hier in allerhöchster Kunstform!

Spielerisch geht es wieder durch eine verschachtelte Welt mit vielen visuell unterschiedlich gestalteten Biomen, die wir im Metrovania-Stil in Form eines 2D-Sidescrollers nach und nach erkunden. Dort lauern nicht nur Gefahren in Form von üblen Monstern und tödlichen Fallen, sondern auch herausfordernde Plattforming-Abschnitte und zahlreiche Geheimnisse. Wie im Metrovania-Genre üblich, stößt man dabei immer wieder auf unüberwindbare Abschnitte, für die es erst den richtigen Skill erfordert. Nach und nach erlernt man so beispielsweise den Doppelsprung, sich an Wänden festzukrallen oder mit neuen Waffen Hindernisse aus dem Weg zu schaffen. Die Welt weiß zu gefallen, bietet visuell und spielerisch mehr Abwechslung als zuvor und ist dank der gut platzierten Fast-Travel-Punkte auch fürs Backtracking gut zu bereisen.

Apropos Waffen: Gab es im Erstling nur eine, was auf Dauer etwas eintönig war, stehen nun gleich drei zu Beginn zur Wahl. Das Ruego Al Alba ist ein Säbel mit Blutungseffekten, der für Einsteiger wohl die beste Wahl darstellt, da es das ausbalancierteste Kriegswerkzeug darstellt. Das Veredicto ist das langsamste Kampfgerät: Hierbei handelt es sich um einen brennenden Dreschflegel mit hoher Reichweite für größtmöglichen Schaden. Dem gegenüber stehen mit Sarmiento & Centella zwei Rapiere gegenüber, die auf Schnelligkeit aus sind und sich mit erlangten Treffern elektrisch aufladen. Für jeden Stil ist somit etwas dabei, sodass jede Art von Spieler zufriedengestellt werden dürfte. Und keine Angst, im Laufe des Abenteuers findet man unabhängig von der getroffenen Wahl zum Spielstart auch die beiden anderen Waffen, sodass sich schon bald bequem zwischen allen drei hin und her wechseln lässt. Je nachdem, was die Situation gerade erfordert. Denn nicht nur Feinde lassen sich so effektiv bekämpfen, auch die oben angesprochenen Hindernisse und Umgebungsrätsel erfordern das ganze Arsenal. 

Im Laufe der Zeit sammeln wir durch das Besiegen von Feinden oder durchs Finden von Schätzen Upgrade-Punkte, die wir in drei Bäumen zur Aufwertung unserer Waffen nutzen können. So werden diese nicht nur stärker, sondern erlangen auch völlig neue (magische) Fähigkeiten, was das Gameplay immer interessanter gestaltet. Auch können die Punkte bei einem Skulpturenhauer eingesetzt werden, um neue Slots für seine Werke freizuschalten. Mit diesen gewinnen wir an nützlichen Eigenschaften, um Angriffe, Magie oder andere Statuswerte aufzuwerten. Auch Rosenkranzperlen, von denen wir bis zu fünf anlegen können, bringen uns Verbesserungen. Und mit Gebeten lassen sich mächtige Zauber ausführen. Genug Möglichkeiten also, seinen Charakter individuell anzupassen und sich nötige Vorteile für anstehende Gefechte zu erschaffen.

Und das ist bitternötig, da Blasphemous 2 spielerisch doch sehr anspruchsvoll ausfällt, vor allem in seinen cool inszenierten Bosskämpfen gerät man mächtig ins Schwitzen. Wer stirbt, beginnt am letzten Checkpoint und verliert einen Teil seines maximalen Manavorrats, wenn er nicht beim darauffolgenden Anlauf unversehrt an seinen letzten Sterbeort ankommt. Sonst bleibt einem nur noch die Möglichkeit gegen Bares den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen, um fortlaufend keine Nachteile im Kampf zu haben. Eine Bestrafungsmechanik, die allerdings nicht ganz so hart ausfällt wie in manch anderem vergleichbaren Titel. Blasphemous 2 ist fordernd und erfordert das Erlernen der Angriffsmuster seiner Gegenspieler, bleibt aber insgesamt fair wenn man denn den gerade zum Ende hin noch mal fast schon absurd ansteigenden Schwierigkeitsanstieg verkraftet. In diesem Punkt ist er seinem Vorgänger dennoch einen Schritt voraus, der beispielsweise durch das sofortige Ableben beim falschen Sprung in die Tiefe gerne mal für Frust sorgte.

Je nach Spielstil und nach Können veranschlagt Blasphemous 2 rund 15-20 Stunden an Spielzeit. Diese halten durchgehend bei Laune, da auf der Karte eigentlich immer der ein oder andere Ort ist, den man noch nicht abgesucht hat oder später mit neuen Fähigkeiten noch mal untersuchen möchte, um auch wirklich alle Geheimnisse aufzudecken oder die kryptisch gehaltenen Nebenaufgaben zu erfüllen. Der Testverlauf verlief erfreulicherweise bugfrei, das Gameplay fühlt sich durch das gute Kampfsystem und auch durch das gut umgesetzte Plattforming super an. Und nicht nur, dass das Spiel blendend ausschaut, auch der erstklassige Soundtrack von Carlos Viola und die professionelle Vertonung der Sprecher wissen zu beeindrucken. 


Fazit

"Blasphemous 2" überflügelt seinen bereits mehr als guten Vorgänger und ist ein Fest für Freunde des Genres. Der Action-Plattformer liefert gute Fights, zahlreiche Geheimnisse und jede Menge Spaß und Faszination bei der Erforschung seiner bizarren Welt. Diese ist in ihrer stilvollen Pixelgrafik erneut ein echter Hingucker. 

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