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Videospiel "Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp " im Test

von Thomas Repenning

Eigentlich sollte Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp bereits Anfang 2022 erscheinen, doch – wie wir alle nur zu gut wissen – wurde Krieg in Europa eine recht reale Sache, sodass sich Nintendo für eine Verschiebung entschieden hat. Nun, rund ein Jahr später, hat sich zwar an der Realität nichts geändert, doch hier kann das Spiel natürlich wenig für, sodass nun Strategie-Fans endlich in den Genuss des neuen alten Titels kommen. Und ja, auch wenn die quietschbunte Optik etwas anderes vermitteln mag, Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp (bzw. Advance Wars 1 aus dem Jahre 2001 sowie Advance Wars 2 aus dem Jahre 2003) ist ein recht taktisch tiefer und vor allem herausfordernder Titel, der unzählige strategische Spielstunden parat hält. Doch statt einem brutalen realen Setting, bekommen wir hier eben übergroße rote, wie blaue Panzer spendiert. Schon auf dem Game Boy Advance avancierten die Spiele damals zu großen Hits, die bis heute ihre Fans haben und eigentlich sehnsüchtig auf einen dritten Teil waren. Doch der Weg zurück zu Andy und seinen Freunden lohnt sich für Fans gleichermaßen, wie für Strategie-Neulinge: Denn was Advance Wars so gut macht, steckt auch in der neuen Re-Boot Camp Fassung. Wir haben uns erneut in das Schlachtengetümmel gestürzt.


Kritik

Das Besondere an Advance Wars war schon immer seine nicht gleich zu erfassende Tiefe: Zwar mag das Stein/Schere/Papier Prinzip der Einheiten schnell erfasst sein, doch wann ich welche Einheiten einsetze, wie ich welche Gebäude wann erobere, wie ich mein Geld für neue Einheiten einsetze und wann meine Spezialattacken am besten einzusetzen sind, ergibt sich erst im Laufe des Spiels. Runde zu Runde zieht daher der Schwierigkeitsgrad durchaus an und selbst erfahre Spielerinnen und Spieler kommen irgendwann an einem Punkt, wo doch mal ein Fehler zu einem Game Over führt. Taktik um Taktik wird so von Karte zu Karte gekämpft, natürlich auch mit recht befriedigenden Animationen, sodass die Motivation stets hochbleibt. Wenn wir uns dann mit unseren Einheiten rundenweise über das Schlachtfeld bewegen – und dann den Gegner abwarten – ergibt sich eine Sogwirkung, die auch heute noch begeistern kann. Natürlich auch, weil wir am Ende der Mission mit Rängen bewertet werden, die unter anderem Zeit und Effizienz erfassen. Ein Ansporn, der den damaligen Wiederspielwert eigentlich nur auf die moderne Switch transportiert hat. Und gerade weil auch Advance Wars 1+2 im Spiel enthalten sind, erwarten einen rund 35-40 Spielstunden.

Am Spiel selbst hat sich indes wenig geändert: Wir bewegen unsere Einheiten über das Schlachtfeld und achten dabei auf Vorteile wie das Terrain, um eine optimale Position für den Kampf zu haben. Danach zieht der Gegner, wobei die KI zwischen gut und sehr gut hin und her pendelt. Eine Strategie sollten wir uns zumindest zum Anfang schon parat gelegt haben, da eine Partie meist wenig grobe Fehler zulässt. Die Tiefe ergibt sich dann im Spiel selbst: Wir erobern Städte um Ressourcen zu sichern, schnappen uns Fabriken, Flughäfen und Häfen, um so Einheiten zu produzieren und damit unsere Armee entsprechend der derzeitigen Situation und Lage zu stärken. Im Laufe des Spiels kommen dann noch weitere Landschaften dazu, andere Siegesbedingungen, sowie auch andere Kommandanten, die besondere Fähigkeiten mitbringen, die sogar kriegsentscheidend sein können. Besonders wenn der Gegner dann doch noch seine letzte Karte ausspielt und seine besondere Fähigkeit einsetzt, kann sich ein bislang zu euren Gunsten gelegene Partie noch schnell wieder drehen.

In Sachen Umfang bietet Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp indes das volle Programm: So können wir im Multiplayer spielen (lokal sowie online), Skirmish-Matches gegen die KI probieren und – dies ist wohl die größte Errungenschaft von Advance Wars – auch eigene Karten bauen. Gerade letzteres ist eines der Highlights, da ihr hier nicht nur viel selbst ausprobieren könnt, sondern euch auch immer wieder größere Herausforderungen bauen könnt. Und dies natürlich nicht nur für euch, sondern auch im Multiplayer. Etwas, was damals schon eine Menge Spaß gemacht hat, aber durch den Game Boy Advance noch limitierter war als heute. Zudem funktioniert das Spiel technisch auf der Switch einwandfrei und gerade die Ladezeiten sind angenehm kurz. Neu sind zudem die Spielbeschleunigung beim Zug des Gegners sowie eine Zug zurücksetzen Funktion. Im Kriegsraum können wir uns Herausforderungen stellen und im Ingame Shop bei Haichi für gewonnen Münzen Karten und anderes freischalten. Etwas diskussionswürdig ist aber die Grafik: Wo selbige damals noch recht charmant – natürlich auch bedingt der Konsole – im Pixellook daherkam, setzt Nintendo nun auf die Unity Engine. Damit ist alles etwas runder, weicher und vielleicht sogar noch bunter als es Anfang der 2000er war. Dies könnte durchaus Fans stören, hat uns im Test aber weniger gestört. Vor allem weil die Animation wirklich sauber sind, flüssig und es großen Spaß macht, dem Treiben auf dem Bildschirm zu verfolgen. Hier war der Wechsel auf eine 3D Oberfläche die richtige Entscheidung. Der Sound und die Musik sind indes deutlich kräftiger als damals und auch heute noch eine wahre Freude.


Fazit

Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp ist ein gelungenes Remake geworden, welches die beiden ersten Advance Wars Spiele gelungen auf die moderne Switch überträgt. Die Stärken sind dabei die gleichen wie damals: Ein herausforderndes und tiefes Strategie-Gameplay, welches es trotz seiner niedlichen Optik Faustdick hinter den Ohren hat. Die Motivations-Spirale ist groß, die Animationen flüssig und wunderbar animiert und die taktische Vielfalt macht auch heute noch unglaublich viel Spaß. Und gerade der Karteneditor sowie die Multiplayer-Funktion liefern jede Menge Langzeitmotivation, sodass wir als Kommandeur oder Kommandeurin jede Menge Stunden im Spiel verbringen können. Schade ist hingegen, dass nicht wirklich etwas neues geboten wird, sodass Fans zwar eine gute Rückkehr feiern können, aber ein Advance Wars 3 dennoch vermissen. Neulinge hingegen bekommen ein großes Strategiepaket, welches begeistern wird.

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