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Road to "Spectre" - Unsere große James Bond Retrospektive: Teil 1

von Pascal Reis

Wie in Granitstein gemeißelt thront sie über „James Bond 007 jagt Dr. No“; eine Binsenweisheit, wie sie inflationärer kaum erscheinen könnte: „Aller Anfang ist schwer“. Eine Floskel, selbstverständlich, allerdings trifft diese doch wunderbar auf das erste offizielle James-Bond-Abenteuer zu. Bisweilen ungelenk, aber immer stilsicher von Terence Young aus der Hand geschüttelt, lässt „James Bond 007 jagt Dr. No“ noch all den phantastischen Flair vermissen, den die zahlreichen Fortsetzungen mit Wonne absorbierten. Stattdessen ist dieser erste Bond, dieser filmische Urknall eines Phänomens der Populärkultur, ein von urigen Nostalgiegefühlen ummanteltes Urlaubsfilmchen, welches mit Jamaikas karibischer See natürlich einen vortrefflichen Sehnsuchtsort aufbereitet und gekonntes Fernweh evoziert. Sean Connery muss sich indes noch merklich in die Rolle des MI6-Agenten hineinarbeiten, artikuliert sich aber gekonnt als ein Bond, der zupackt, der sich hinterrücks zu Mordattacken hinreißen lässt und die Schenkel der ihn anhimmelnden Damen öffnet, wie es ihm gerade beliebt. Connerys Bond-Interpretation fungiert als markiger Initator des modernen Action-Heroen, während „James Bond 007 jagt Dr. No“ darüber hinaus keinesfalls davor gefeit scheint, sich einige despektierliche Tendenzen nachsagen zu lassen: Sexismus und Ethnozentrik sind Gang und Gäbe, wenn Frauen über ihre körperlichen Reize etabliert werden und Schwarze der weißen Gesellschaft unterwürfig mit „Master“ begegnen. Die späte Offenlegung des eisenhändigen und in seinem Stolz verletzten Bösewichts mag dramaturgisch clever gedacht sein, wirklich bedrohlich jedoch ist nur das creepy Äußere des abgeschotteten Wissenschaftlers. Was bleibt, ist das Schäferstündchen im verstrahlten Paradies mit Ursula Andress und die Erinnerung an Eunice Gaysons nackte Beine.

von Pascal Reis

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