Inhalt:
Alex Parrish ist Teil einer Gruppe junger Rekruten der FBI-Akademie in Quantico. Obwohl jeder von ihnen Geheimnisse in sich trägt und eine schwierige Vergangenheit hat, gehören sie zu den besten, klügsten und am sorgfältigsten ausgesuchten Nachwuchskräften der NATs („New Agents In Training“) in den USA. Es erscheint daher unmöglich, dass jemand von ihnen ein Verräter ist. Als Alex beschuldigt wird, Drahtzieherin eines der schwersten Terroranschläge in New York City seit dem 11. September 2001 zu sein, beginnt für sie ein Wettlauf gegen die Zeit. Auf ihrer Flucht muss sie sogar ihre engsten Freunde und Kollegen hintergehen, um den wahren Attentäter ausfindig zu machen und ein weiteres Blutbad zu verhindern ... denn der Bombenleger scheint aus den eigenen Reihen zu kommen.
Kritik:
Eine Erzählung, welche zwischen zeitlichen Ebenen hin und her springt, ist selbst bei Serien nichts mehr Neues. Zuletzt wurde dieser Erzählstil äußerst erfolgreich von How to get Away with Murder genutzt, um eine unerträgliche Spannungskurve sowie überraschende Cliffhanger zu erzeugen. Mit Erfolg, denn How to get Away with Murder war ein Quotenhit der ABC-Studios. Auf diesen Erfolg möchte nun auch die Serie Quantico aufspringen (ebenfalls von ABC). In Amerika fing Quantico stark an und erzielte super Einschaltquoten, welche aber schnell abrutschten. Nun zum DVD-Start ist es Zeit, einen Blick auf Quantico zu werfen und zu sehen, ob ein weiterer Erfolg wie How to get Away with Murder entstanden ist.
Um das Fazit quasi schon vorweg zu nehmen; Nein, Quantico kann seinem Serienvorbild nicht einmal annährend das Wasser reichen. Wenn man es genau betrachtet, kann Quantico generell nicht wirklich viel Gutes verbuchen. Dies liegt aber weder am Erzählstil der Serie, noch an dem Grundplot. Wie schon bei How to get Away with Murder schafft es auch hier der Erzählstil eine gewisse Grundspannung zu erzielen und fördert die Neugier beim Zuschauer. Auch der Grundplot über einen Terroranschlag und die Suche nach den vermeidlichen Terroristen inklusive falschen Verdächtigungen sowie diversen Spuren ins Nichts führen, kann bedingt überzeugen. Doch krankt Quantico an allem anderen, was eine gute Serie ausmacht. Doch fangen wir vorne an.
Ein gravierender Knackpunkt ist die Authentizität der Serie. An der Stelle sollen nicht die Schauspieler an sich kritisiert werden, denn das Schauspiel selbst ist größtenteils akzeptabel, aber niemand passt in die Rolle eines FBI Agenten. Wie es leider heute in der Serienwelt üblich ist zählt „Sex Sells“. Die ganzen jungen Darsteller wirken wie Schönheitskönige und verkörpern so gar nicht die Rolle eines FBI Trainee oder gar eine Agenten. In der Serie Reich und Schön wären alle besser aufgehoben. Zu keiner Zeit identifiziert man sich mit den Personen. Auch sind die Trainingsmethoden innerhalb der Ausbildung äußerst fragwürdig, gar realitätsfremd. Unkonventionelle Lehrmethoden wären ja durchaus legitim, doch was dem Zuschauer hier vorgesetzt wird ist eine Frechheit. An den Haaren herbeigezogene Aufgaben, welche weder einen Sinn noch einen Mehrwert verfolgen. Um möglichst kreativ zu sein werden für die Trainees möglichst absurde Aufgaben entwickelt, welche frei von Realismus oder Sinn sind. Dies wäre alles nicht so schlimm, wenn Quantico sich nicht so ernst nehmen würde. Doch so ist man als Zuschauer von den geistigen Ergüssen der Macher eher peinlich berührt als begeistert.
Ebenso ist es tierisch nervig, dass jeder Protagonist, Nebendarsteller oder gar Statist mindestens 27 Geheimnisse haben muss. Geheimniskrämerei ist durchaus ok, dies bewies auch How to get Away with Murder, doch hier wird es so arg auf die Spitze getrieben, dass man schnell die Lust verliert und den Durchblick verliert. Ebenso sind die Geheimnisse beim Serienvorbild gut portioniert. Hier wird man pro Folge mit sovielen Geheimnissen zugebombt, dass man unmöglich weiß wer was warum genau macht. Generell wirkt Quantico eher wie Gossip Girl. Jeder hat eine ganze Fülle an Geheimnissen und jeder hat eine Affäre mit jedem. Anstatt eine Agenten- oder Actionserie zu sehen, hat man schnell das Gefühl, in einer Teeniesoap gefangen zu sein. Dies mag für die entsprechende Altersgruppe spannend und interessant sein, jedoch hat man solche Serienformate schon zur Genüge gesehen und ist dessen überdrüssig. Zumal man es schon wesentlich besser gesehen hat.
An der Stelle soll Quantico nicht komplett auseinander genommen werden. Viele werden bestimmt auch mit der Ausrichtung der Serie zurechtkommen, doch bei der Fülle an Serien, welche in den letzten Jahren aus dem Boden gesprossen sind, muss einfach mehr kommen als eine Mischung aus Gossip Girl und 24. Ebenso sollte man sich über die Staffellänge Gedanken machen. Mit knapp 22 Folgen ist Quantico viel zu lang geraten. Breaking Bad oder Game of Thrones machen es mit ihren kurzen, aber dafür knackigen, Staffeln vor. Ein straffer Erzählstil indem alles Wichtige thematisiert wird und auf Füllfolgen oder uninteressante Subplots verzichtet wird. Bereits nach wenigen Folgen verliert man bei Quantico die Lust und in Hinblick auf die vielen kommenden Folgen wird es einfach nicht besser.
Ausstattung:
Der Redaktion lag nur die DVD Auswertung vor.
Die DVD Box von Quantico kann aus technischer Sicht zwar überzeugen, bietet aber eher das Standard-Programm. Neben ein paar geschnittenen Szenen gibt es ein Blick hinter die Kulissen, welcher allerdings viel zu kurz ausfällt, sowie einen Audiokommentar, welche aber kaum erwähnenswert ist. Auch Bild und Ton sind DVD Standard aber eben nicht mehr. Wer allerdings nur ein Blick auf die Serie werfen will, macht hier nichts falsch.
Fazit:
Quantico wird bestimmt einige Leute begeistern, jedoch gibt es auf dem Serienmarkt so viel besseres, was thematisch und stilistisch ähnlich ist. Jeder der How to get Away with Murder gesehen hat und somit weiß, wie es richtig geht, sollte einen großen Bogen um die Serie machen. Wer auf absurde Unterhaltung ohne jeglichen Anspruch auf Realismus oder Authentizität steht, sowie jeder, der auf Teeniesoaps steht, darf einen Blick riskieren, sollte aber nicht zu viel erwarten.