Bildnachweis: © Capelight

"Outrage" - Trilogie - Kritik

von Dominic Hochholzer

Einleitung

Takeshi Kitano ist eine Erscheinung, welche aus der japanischen Kunstwelt kaum wegzudenken ist. Neben seiner berühmt berüchtigten Gameshow Takeshi’s Castle und seiner Arbeit als Regisseur und Schauspieler, hat er sich sowohl als Dichter wie auch als Maler versucht und ist in seiner Heimat zudem ein beliebter Comedian. Ein Alleskönner sozusagen und dementsprechend lässt er es sich auch nicht nehmen, sich in seiner Yakuza-Thriller-Trilogie Outrage selbst als abgebrühten Yakuza in Szene zu setzen. Capelight veröffentlicht die drei Teile in einem ansprechenden Digipack.

Die Filme

Outrage

Fragmentarisch zerreißt Takeshi Kitano seine kinematographischen Wurzeln in blutbeschmierte Einzelteile und serviert seinem Publikum genau das, was es in dieser nihilistischen Rohheit nicht von ihm erwartet hätte. In Outrage gibt es keine ikonisierte Männerromantik innerhalb der Yakuza und Wert auf Milieuschwärmereien wird hier ebenso wenig gelegt. Vielmehr konfrontiert er das organisierte Verbrechen mit der bittereren Aggressivität der groben Realität und evoziert dadurch eine gefühllose Drastik, die sich in ihrer nüchternen Entmenschlichung wirklich gewaschen hat. Dabei sind die Figuren bloße Abziehbildchen, die einzig und allein am Aufstieg innerhalb der Mafiahierarchie respektive der Alleinherrschaft interessiert sind: Brüderliche Nächstenliebe gibt es nicht, Besessenheit ist das Stichwort und der eigentlich blinde Gehorsam weint dem tradierten Kodex keinerlei Träne nach, sondern fungiert auf eigene, zielorientierte Faust. Outrage ist die distanzierte Dekonstruktion des universellen Gangstermythos und bewegt sich in einer unermesslichen Kälte, ohne jeden emotionalen Effekt, ohne empathischen Mehrwert oder zelebrierten Ästhetizismus, von Gewaltspitze zu Gewalteruption. Auch in der Welt der anonymen Anzugträger gibt es schließlich nur noch Verlierer, und auch wenn sie ihren wertlosen Untergang noch nicht realisieren möchten, die Messerspitze dringt bereits unbemerkt in ihr illoyales Fleisch.

Outrage Beyond

Trotz all dem beweist Kitano auch hier erneut wieder seine Kunstfähigkeit. Über allem liegt eine scharfe Kälte, die Bilder wirken klar und strukturiert. Die gewalttätige Welt der Yakuza erstrahlt wieder in einem höchst authentischen Licht. Der Thriller wirkt konzentriert, wie ein angestrengter Blick, der alles erfassen möchte was vorgeht, in der altertümlichen Schattenwelt mitten in Japan, bei der falschen Ehrverständnis obsiegt und Gewalt zum Geschäft gehört. Es ist also stets spürbar, was Kitano von dieser kriminellen Elite hält, doch gelingt es ihm diesmal nicht, seine Abneigung gegen die Regeln, Methoden und Mentalitäten der Yakuza so zu offenbaren, dass mehr zurückbleibt als das stumpfe Gefühl einer stilsicheren Wiederholung.

Outrage Coda

Outrage Beyond besitzt zwar nicht mehr die rohe Kraft wie Takeshi Kitanos Franchise-Erstling, allerdings weiß der Abschluss des Yakuza-Zyklus immer noch genau, wo sein thematischer Schwerpunkt liegt: Die Abrechnung mit einem System, in dem toxische Männerbeziehungen sich im Prinzip selbst bloßstellen. Die ewige Gleichförmigkeit eines sich selbst ins Lächerlich ziehenden Rangsystems ist inhaltlich nach wie vor schlüssig, die Inszenierung aber wird ebenfalls Opfer dieser sich stetig um die eigene Achse drehenden Repetition. Schlecht ist Outrage Coda dennoch nicht, dafür ist Takeshi Kitano immer noch ein zu interessanter und kompetenter Filmemacher.

Blu-ray

Seit dem 14. September ist das Digipack zur Outrage-Trilogie im Vertrieb von Capelight erhältlich. Wie gewohnt überzeugt die Veröffentlichung durch eine gestochen scharfe Bildqualität und eine saubere Tonauflösung. Alle drei Filme liegen sowohl in der deutschen Synchronisation sowie im Original mit Untertitel vor. Zu den einzelnen Filmen gibt es einige interessante Interviews, darunter mit Kitano selbst, aufschlussreiche Making-ofs und Einblicke in die Premieren der Werke in Cannes und Venedig.


Fazit

Das Digipack präsentiert die Outrage-Trilogie in schlichtem Design und kompakter Form. Neben den ebenfalls von Capelight veröffentlichten Mediabooks, stellt das Digipack eine lohnende Option für Sammler dar, die alle Filme gerne in einer optisch ansprechenden Form vereint haben wollen. Eine klare Kaufempfehlung für interessierte Zuschauer und Fans.

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