Mit der ersten Staffel der britischen Mystery-Drama Serie Outlander hat Ronald D. Moore vor allem eines eindrucksvoll bewiesen: Es ist nicht nur möglich die berühmte wie beliebte Romanreihe Feuer und Stein von Diana Gabaldon auf den Bildschirm zu zaubern, sondern sie birgt zudem atemberaubende wie spannende Unterhaltung, die gerade in der ersten Staffel nah an die Perfektion heran kommt. So gibt es einen gefühlvollen wie tiefgreifenden Mix aus einer mysteriösen Zeitreise, einer charmanten und nachvollziehbaren Dreiecksbeziehung, blutigen Schlachten, vielschichtigen wie imposanten Charakteren, malerischen Kulissen und einen dramatischen Output, der am Ende der Staffel den Zuschauer regelrecht sprachlos zurücklässt. Kurzum: Das Kostümdrama mit Caitriona Balfe als Claire Randall sowie Sam Heughan als Jamie Fraser gehört zu dem Besten, was aktuell im TV gesichtet werden kann. Mit der darauffolgenden zweiten Staffel wurde dann schließlich die Welt etwas geöffnet: Schottland wurde verlassen, mehr Feinde offenbart und eine Intrige geschmiedet, die am Ende sogar die Frage nach dem allumfassenden Schicksal stellt. Dies zusammen mit dem ultimativen Bösewicht Jack Randall (hervorragend von Tobias Menzies gespielt), führt gekonnt Outlander fort, lässt aber dennoch etwas in Sachen durchgehender Erzählkunst vermissen. Seit dem 05.03.2018 ist nun dank Sony Pictures Home Entertainment die dritte Staffel von Outlander im Handel erhältlich. Wir haben einen Blick riskiert.
Story
Jamie (Sam Heughan) und Claire (Caitriona Balfe) verlieren die Schlacht um Culloden. Kurz darauf trifft Clair eine folgend schwere Entscheidung. Sie möchte Ihr ungeborenes Kind schützen und kehr somit ins 20. Jahrhundert zurück, wo sie mit ihrem entfremdeten Mann Frank Randall zusammenfindet. Die große Liebe kann sie einfach nicht vergessen, auch wenn Clair feste immer denkt, Jamie für immer und ewig verloren zu haben. Doch Clair ahnt nicht, dass Jamie die furchtbare Schlacht jedoch überlebt hat, und mit den Konsequenzen seiner Niederlage aus dem Kampf leben muss. Als Claire erfährt, dass Jamie doch noch lebt, entscheidet sie sich in genau diese Zeit zurückzukehren. Kann diese Liebe die lange Trennung überleben?
Kritik
Die Herausforderungen der dritten Staffel von Outlander scheinen indes grenzenlos: Während Claire in ihrer Zeit verweilt und sich ihre Beziehung zu Frank in einen katastrophalen Scherbenhaufen verwandelt, bleibt Jamie alleine in einem Schottland zurück, welches sich für immer verändern wird. Der Kampf ist zu Ende, die Jakobiten geschlagen und die Highland-Kultur befindet sich im Auflösungsprozess. Zwei Welten, zwei Wege und damit resultierend eine Serie, die sich zu Beginn sehr zweigeteilt anfühlt. Daraus entstehen für den Zuschauer schnell Fragen und dies ergibt auch Längen: Wann wird es zu einer Widervereinigung kommen (welche Buch-Fans natürlich schon zeitlich einordnen können)? Wie haben sich beide Charaktere nach 20 Jahren verändert? Wird ihre Liebe eine Chance haben? Nun, nach ungefähr der Hälfte der ersten Staffel gibt es darauf antworten, aber eben auch einiges an Kitsch und Klischees. Gerade die Begegnung der beiden fällt ungewöhnlich oberflächlich und hölzern aus. Allerdings folgt danach auch endlich etwas Bodenhaftung. Wo zuvor der ständige Wechsel der Zeiten für erzählerische Verirrungen sorgt, gibt es nun endlich wieder eine Konstante. Und die ist eben das Gespann aus Claire und Jamie, die sich schnell so anfühlen, als wenn überhaupt keine Zeit vergangen ist (das künstliche Altern der Charaktere ist hier indes sichtlich gescheitert).
Doch lange währt das Glück nicht: Schon kurz nach dem Zusammentreffen drücken die Drehbuchautoren aufs Gas. Was folgt sind schnelle Kulissenwechsel, eine Katastrophe nach der nächsten, Entführungen, Fluchtversuche, eine ungewöhnliche Rückkehr und kurz danach schon das Finale. Nun, das ist weiterhin sehr prächtig inszeniert, wunderschön anzusehen und stark gespielt, nimmt sich aber deutlich weniger Zeit für eine gewisse Entfaltung. Dies ist gerade daher schade, da die offenbarten Charaktere weiterhin vielschichtig, nachvollziehbar und interessant sind. Egal ob flüchtige Begegnungen oder dramatische Konflikte: Selten gibt es so gut geschriebene Figuren wie bei Diana Gabaldon. Die Motive wiederholen sich dabei jedoch: Liebe, Rache, Freiheit und Sehnsucht. In Sachen Inszenierung zeigt sich Outlander hingegen von seiner besten Seite: Die Kamera ist immer sehr dicht am Geschehen, die Kulissen prächtig einladend und die Kostüme sorgen sogar regelmäßig für Debatten unter Fans und „Modeexperten“. Doch auch dies gehört dazu: Der Einsatz von Schiffen, ganzen Karibikwelten und damit das Gefühl, hier wirklich hochbudgetierte Fernsehkost sehen zu dürfen. Am Ende bleibt es trotz der vielen positiven Aspekte aber dabei: Die dritte Staffel von Outlander hat erzählerisch klar die bislang größten Schwächen. Die Sprünge sind zu stark, die Charaktere entwickeln sich wenig weiter und an eine gewisse Ruhe ist kaum zu denken. Allerdings bleibt am Ende ein Versprechen: Ein Wiedersehen im amerikanischen Bürgerkrieg. Das lässt hoffen.
Blu-Ray
Die Blu-Ray von Sony Pictures Home Entertainment ist technisch gesehen ohne große Makel und eine Freude für Fans: Dies liegt zum einen am kräftigen, scharfen und farbenprächtigen Bild, zum anderen aber auch am Ton – vorliegend in Deutsch DD 5.1 Englisch, DTS-HD MA 5.1 – der einen hervorragenden Raumklang erzeugt. An Extras gibt es unterdessen eine wahre Fülle an Hintergründen, Specials und anderen gelungenen Bonusmaterial, sodass Fans hier definitiv fündig werden.
Hier eine Übersicht: Verlust - Zusätzliche Szenen mit Lord John Grey & Lady Isobel Dunsany; Claire & Jaime: Wieder vereint; Jamies Revolution; Claire: Zeitreise; Abschied von Frank & Jonathan Randall; Die erste Begegnung von Caitriona & Sam; Outlander Podcasts; Die Transformation von Geillis Duncan; Segel setzen; Outtakes; Entfallene & Erweiterte Szenen mit einer Einleitung von Ronald D. Moore;
Fazit
Die dritte Staffel von Outlander ist die bislang schwächste der Serie: Die verschiedenen Zeitebenen, das etwas hölzerne Aufeinandertreffen von Claire und Jamie sowie das hastige Ende zeichnen ein recht unausgegorenes Bild einer Staffel, die sonst wieder hervorragend gelungen scheint. Kulissen, Inszenierung und Charaktere sind erneut prächtig und teils atemberaubend. Etwas mehr Ruhe und ein klarerer Fokus hätten aber nicht geschadet. Für Fans weiterhin gelungene Genre-Kost, aber die vierte Staffel braucht unbedingt etwas mehr Struktur.