Bildnachweis: @Yuri!!! on Ice

Moviebreaks Monatsrückblick: Mai

von Sebastian Groß

1. Highlights aus den Kinosälen: 

Alien: Covenant — Schlechter "Alien"-Film, guter Sci-Fi-Thriller. "Alien: Covenant" macht durchaus einiges richtig und sorgt mit einer recht effektiven und brachialen Inszenierung für eine passende Atmosphäre. Ein zu vorhersehbarer Twist am Ende, der zu forciert wirkt; das Alien, das wieder einmal nur zu einem 'Filmmonster' degradiert wird und extrem vergessliche Charaktere sorgen dafür, dass "Alien: Covenant" nicht mehr ist, als potentes Filmabendmaterial. Aber manchmal braucht man halt auch nicht mehr. Ist ja nicht jeder so ein Franchise-Fanboy wie ich.

2. Flops aus den Kinosälen: 

Begabt — Für viele Casualfilmfans dürfte sich "Begabt" durchaus als das neue Lieblingsmelodram etablieren. Dem geübten Filmegucker wird der Film mit einer hohen Klischeemenge und einem vorhersehbaren Drehbuch madig gemacht werden. Durchaus brauchbar für einen Filmabend mit der Mama/Frau/Freundin.

3. Highlights im Heimkino: 

Tiger & Dragon — Ein Film, der bis heute einfach seinesgleichen sucht. Bei meinem ersten Rewatch seit Jahren ist mir aufgefallen, dass das Wüstenkapitel bei den Banditen sich doch stark zieht und etwas gekürzt gehört, dennoch strotzt "Tiger & Dragon" immer noch mit einer seltsam-ruhigen Schönheit. Die Martial-Arts-Szenen sind wahrlich pure Poesie und zeigen, dass Martial-Arts in Filmen nichts weiter sind als eine weitere Form der Konfliktbewältigung und somit auf dem gleichen Level wie der Dialog stehen. Zu selten ist es leider der Fall, dass man mit Kampfszenen auch Charakterentwicklungen darstellt; oft sind sie einfach nur da, um für die Action in einem Actionfilm zu sorgen. "Tiger & Dragon" erzählt mit seinen Kämpfen jedoch ganze Geschichten für sich, sodass das Finale des Films umso kraftvoller seine Wirkung entfaltet.


Die Unbestechlichen — War dann doch recht seltsam einen Film von 'damals' zu sehen. Damals, als die Wahrheit dem Präsidenten noch schaden konnte. Good ol' times.

Lord of War — Mir fiel auf, dass "Lord of War" doch etwas schlampiger geschrieben war, als ich es in Erinnerung hatte. Ist zwar egal—"Lord of War" funktioniert nach wie vor hervorragend—war aber interessant zu sehen, welche Unterschiede einem Jahre später auffallen können.

4. Flops im Heimkino: 

Boy 7 — Wäre ich ein pubertierender Teenager, glaube ich, würde ich "Boy 7" richtig abfeiern. Letztendlich ist und bleibt dieser deutsche Beitrag zum Trend der Young-Adult-Novel-Verfilmung suboptimal geschrieben, teilweise recht peinlich, obwohl David Kross das eigentlich schon ganz gut macht. Ich war aber auch einfach nicht die Zielgruppe.

5. Alles über Serien: 

Yuri!!! on Ice — "Schwule Eiskunstläufer". So wurde mir diese Anime-Serie zunächst gepitcht und als ich dann auch noch erste Screenshots sah, die unnötig erotisiert wirkten, dachte ich, dass "Yuri on Ice" nichts für micht ist. Doch hörten die positiven Worte zu dieser 12 Episoden kurzen Serie einfach nicht auf; selbst ein halbes Jahr nach dem Finale, wird immer noch geredet. Also warf ich einen Blick hinein. Und was ich zu meiner Überraschung vorfand, war eine Serie, die sowohl seine Charaktere, als auch den Sport des Eiskunstlaufens mit solch einer nuancierten Liebe zum Detail präsentiert, dass ich schon in der ersten Episode völlig von den Socken war. Über die homoerotische Beziehung der beiden Hauptdarsteller wird sich nie lustig gemacht, sodass "Yuri on Ice" einfach so liebenswert und ehrlich wirkt, dass man der Serie auch den einen oder anderen Fanservice-Moment verzeihen kann. Das Eiskunstlaufen wird mit einer faszinierenden Schönheit und Authentizität präsentiert, die einen tollen Einklang mit den Themen rund um Vergänglichkeit im Wettkampfsport, Motivation, harte Arbeit und die Jagd nach absoluter Exzellenz findet. Tja ... "Yuri on Ice". Klingt nach kitschig-perverser Anime-Scheiße, doch lasst euch darauf ein. Stark geschriebene Serie mit dem Herzen am rechten Fleck. 


House of Cards — Ich muss gestehen, dass mir diese Staffel etwas 'holprig' vorkam. Als ob sich eine gewisse 'Unsicherheit' in die Inszenierung und den Plot der Serie eingeschlichen zu haben scheint. Ich wurde mehr oder weniger so mitgetragen, aber so richtig packen konnte mich diese Staffel nicht. Andererseits habe ich seit Jahren nicht mehr so viele Episoden einer Serie an einem Wochenende gesuchtet; irgendwas scheint sie also doch richtig gemacht zu haben.

The Man in the High Castle — Erst eine Episode gesehen, doch das Grundkonzept gefällt ... sehr sogar. Wird nach "House of Cards" dann in Angriff genommen.

Fargo — Immer noch "Fargo", immer noch absolut brillant. (Dummheit + Zufall) ÷ Tragödie = die womöglich beste Serie, die momentan läuft.

Better Call Saul — Nach wie vor richtig stark. Das Duell der Anwaltsbrüder Jimmy und Chuck erreichte im Gericht ein neues Level.

6. Was ich im Mai gucken möchte: 

Whatever

7. Filmschaffender des Monats: 

Sayo Yamamoto — Kennt niemand. Die Dame, die bei "Yuri on Ice" für die Animationsregie und das Drehbuch verantwortlich war. Hut ab, Madame. Selten hat mich eine Serie oder ein Film so sehr überrascht. Ihr Resümee schmückt sich mit weiteren beeindruckenden Credits, u.a. wie Space Dandy, Michiko & Hatchin, Ergo Proxy, Lupin The ThirdEureka Seven; allesamt fantastisch.

8. Der Monat in einem Wort: 

chill

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