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Moviebreak Monatsrückblick: August

von Levin Günther

1. Highlights aus den Kinosälen: 

Planet der Affen: Survival — Es gibt ihn doch noch, den gut geschriebenen Abenteuerfilm. War for the Planet of the Apes ist ein schlau geschriebener und packend inszenierter Thriller, der v.a. mit seiner Präsentation beeindruckt, welches mit seiner Kamerarbeit und Musik an klassische Abenteuerfilme—Lawrence of Arabia, Die Brücke am Kwai, Ben-Hur, Apocalypse Now—erinnert. Sogar die kurzen Comedy-Momente schaffen eine tolle Punktlandung, ohne zu einem Jar Jar Binks 2.0 zu verkommen.

Atomic Blonde — Teilweise ein bisschen zu gewollt, zu verworren und letzten Endes vielleicht auch ein klein wenig zu lang, aber meine Fresse, Atomic Blonde haut ordentlich rein. Diese tolle 80s-Atmosphäre kommt gut zur Geltung und Charlize Theron kickt so mega gut ass, was mich nach Mad Max: Fury Road eigentlich nicht hätte überraschen dürfen. Die Story, so vorhersehbar sie sein mag und nicht so clever ist, wie sie es angibt zu sein—hielt mich gut bei Laune und auch der Cast an farbenfrohen Charakteren konnten mich überzeugen. Ein Sequel muss unbedingt her.

PS: Ich weiß nicht, ob die Macher dachten, dass "Atomic" von Blondie ein zu offensichtlicher Kandidat für den (ansonsten grandiosen) Soundtrack gewesen ist, die Abwesenheit des Klassikers war aber genauso enttäuschend, wie der Mangel an Radioheads "Paranoid Android" im Westworld Soundtrack.


Dunkirk — Audiovisuell atemberaubend und für einen Kriegsfilm sehr untypisch, fast schon dokumentarisch, gefilmt, war "Dunkirk" ein Film, der mich trotz all seiner Qualitäten ein wenig kalt gelassen hat. Endlos besser als Interstellar, aber ich warte immer noch auf den Nolan-Film, der mich so umhaut wie The Dark Knight und viel mehr noch Prestige.

2. Flops aus den Kinosälen: 

Baby Driver — Es tut mir so endlos leid. Ich wollte es wirklich mögen. Ich war bereit diesem Film mein Herz zu schenken. Konnte es aber nicht. Dafür war das Drehbuch zu durchschnittlich, Expositionsdialoge zu eindeutig Exposition und für Edgar Wright überraschend zäh und unoriginell, sodass das Drehbuch von den teils doch sehr lustigen Dialogen und einer 1+ in Style nicht gerettet werden konnte. Und locker 20-25 Minuten zu lang. Echt schade.

Axolotl Overkill —  Alter Schwede, ich habe selten so eine egoistische, hochnäsige, prätentiöse Möchtegern-Scheiße von Film gesehen. Einer dieser Filme, der auf Teufel komm raus versucht edgy und hardcore und cool zu sein. Die Dialoge waren geschrieben wie schlechte Autoren denken wie Leute reden und nicht wie Leute wirklich reden. Die Charaktere haben immer versucht den besseren One-Liner zu bringen oder auf den cleveren Spruch mit einem noch clevereren Spruch zu antworten, dass ich nach 20 Minuten schon so ausgelaugt war und mein Handy ausgepackt habe (mache ich wirklich nie im Kino, egal wie scheiße der Film ist). Axolotl Overkill glaubt es sei rebellisch und edgy und hardcore, ist im Grunde aber nur das Äquivalent des 16-jährigen, der stampft und schreit und sich der Ungerechtigkeit beklagt, wenn es selber noch nichts für die Gesellschaft geleistet hat. Aber echt gute Darsteller^^

3. Highlights im Heimkino: 

Rashomon — "Rashomon" ist der beste Beweis dafür, dass man für einen guten Film außer ein gutes Drehbuch und gute Schauspieler nichts braucht. Was Kurosawa hier abliefert ist eine enorm facettenreiche Auseinandersetzung mit der Wahrheit, der Lüge und der tiefsten Verdorbenheit des Menschen und sieht dabei aus, als sei es mit einem Budget von €250 entstanden. Hobby-Filmer und Filmstudenten aufgepasst.

The Lobster — Dieser Film ist wie für mich gemacht. Seltsam und doch liebevoll, stoisch und doch lebendig, systematisch und doch rebellisch. Von der ersten Minute an war ich so sehr gefesselt, dass ich alle 15 Minuten in unkontrollierbares Gelächter ausgebrochen bin, weil ich die Spannung irgendwie entladen musste, die sich aufgebaut hatte, weil ich es kaum wagte zu atmen, so seltsam und surreal war "The Lobster". Nur zwischendurch entglitt mir ein leises, ungläubiges "What the fuck?". Genau mein Ding.

The Descendants — Typisch George Clooney. Absolut souveräne und klassisch-gut konstruierte Tragikomödie. Mehr muss man dazu nicht sagen.

Stop Making Sense — Als ich 20th Century Women vor einigen Monaten sah, wusste ich nicht, wie sehr mir dieser Film die musikalischen Augen öffnen würde. Die "Talking Heads" kannte ich nur durch "Psycho Killer" (wobei ich dieses absolut geniale, deutsche Cover zuerst gehört hatte ↓). "Stop Making Sense" von Jonathan Demme ist zweifellos der beste Konzertfilm, den ich je gesehen habe (nicht dass ich super viele gesehen hätte, aber trotzdem^^).


Guardians of the Galaxy Vol. 2 — Wenn ich die strukturellen Fehler in diesem Film aufzählen müsste, würde ich noch übermorgen hier sitzen. Zu theatralisch, schleimig, zu wörtlich geschrieben, wobei eine vielversprechende Vater-Sohn-Geschichte eingeführt wird, nur um Kurt Russell ab der Hälfte zu einem generischen Marvel-Bösewichten àla Thor: The Dark World zu degradieren. Aus Vol. 1 lustige Witze werden recyclet und dass immer Drang zu bestehen scheint jede potenziell emotionale Szene mit einem dummen Witz zu ruinieren, nervt unendlich (Hasselhoff?). Es wäre aber gelogen, wenn ich sagen würde, ich hätte keinen Spaß gehabt. Hatte ich nämlich. Und trotz allem hatte ich am Ende irgendwie dennoch einen Kloß im Hals. Hmm.

4. Flops im Heimkino: 

The Neon Demon — Dieser Regisseur kann mich echt mal. Habe das Gefühl, dass er lieber ein Designer werden wollte und Regisseur ein weit entfernter Plan B für Winding Refn gewesen ist. Tolle Bilder, tolle Musik, tolle Darsteller, aber hauchdünne Charaktere, eine kaum existente Story und der Schock scheint nur um des Schocks willens zu existieren ... oder er brauchte einfach nur eine Ausrede um es Jena Malone mit einer Leiche treiben zu lassen um seine Fantasien zu befriedigen. Hatte schon in Only God Forgives ein ähnliches Gefühl. Nicolas Winding Refn und ich sind einfach nicht auf einer Wellenlänge, was komisch ist, schließlich liebe ich Drive ... ach nee halt, für Drive hat er das Drehbuch nicht geschrieben.

5. Alles über Serien: 

Game of Thrones — Insgesamt enttäuschende siebte Staffel. Einige tolle Bilder und Momente, aber im Großen und Ganzen scheint die Serie ihre markante Schärfe verloren zu haben.

Rick & Morty — Ach du Heiliger!! Es ist zurück und es ist düsterer, als je zuvor. Mehr sage ich nicht. Angucken!

6. Was ich im September gucken möchte: 

FANTASY FILMFEST, BITCHES

7. Filmschaffender des Monats: 

Akira Kurosawa — Googelt ihn.

8. Mein Monat hat mich irgendwie an diesen Film erinnert: 

Hard Candy — Fragt nicht.

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