Die Frage, wie man (cineastisch) mit dem Thema Holocaust umgehen soll füllt gewiss nicht nur ganze Bücher, sondern sorgt auch immer wieder für hitzige Diskussionen. Mit dem ungarischen Film „Son of Saul“ kommt nun ein Film in die deutschen Kinos, der erneut versucht sich der Thematik anzunehmen. Lohn der Mühe war nicht nur ein Academy Award für den besten ausländischen Film bei der diesjährigen Oscar-Verleihung, sondern auch 9 Punkte von unserem Autor Mugiwara. Hier ein Auszug aus seiner Kritik:
[…] Wichtig in einem Werk über den Holocaust ist vor allem der Umgang mit den Opfern und den Gräueltaten der Nazis. László Nemes verfolgt hier eine Taktik, die spätestens seit "The Texas Chainsaw Massacre" jedem geläufig sein dürfte. Anstatt die Gewalt und Unmenschlichkeit der Geschehnisse direkt zu zeigen, schockiert Nemes lieber durch deren Abwesenheit. Leichen sehen wir oft nur verschwommen im Hintergrund und auch das Leid wird eher durch Ton anstatt durch Bild übermittelt. Prägnant für diese Art der Inszenierung ist eine Szene zu Beginn des Films, in der wir quasi neben Saul vor der Gaskammer stehen und den Schreien der Opfer zuhören müssen. Ein schmerzhafter aber stets respektvoller Umgang mit dem Leid, der durch eine direkte Darstellung der Gewalt nie hätte erreicht werden können […]