Bildnachweis: AMC

Into The Badlands - Staffel 1 - Kritik

von Sebastian Stumbek

Story

In den postapokalyptischen Badlands herrschen sieben skrupellose Barone über die Gesellschaft und stärken ihre Machtstellung mit Hilfe von loyalen Armeen, auch Clipper genannt. Clipper Sunny (Daniel Wu) dient seit Jahrzenten Quinn (Marton Csokas), dem unangefochtenen und mächtigsten Baron. Doch die neue Baronin, die Witwe, fordert Quinn immer wieder heraus indem sie seine Transportfahrzeuge angreifen lässt. Während einer dieser Angriffe begegnet Sunny dem Jungen M.K. (Aramis Knight), der ein düsteres Geheimnis zu hüten scheint und auf den ein Kopfgeld ausgesetzt ist. Sunny nimmt sich M.K. an und als sich ihre Schicksale weiter verstricken ist dies der Anbeginn einer gemeinsamen Odysee, die den Unterschied zwischen Erleuchtung und totalem Chaos für jeden Bewohner der Badlands bedeuten könnte …

Kritik

Mit "Into The Badlands" ist der US-Sender AMC ein großes Wagnis eingegangen. Eine Serie mit Schwerpunkt auf Martial-Arts, lose basierend auf einer chinesischen Sage (Journey to the West), mit einem asiatischen Hauptdarsteller, ist vermutlich nicht das, was der US-Fernsehzuschauer sonst gewohnt ist. Wahrscheinlich hat man deswegen auch die erste Staffel auf zunächst sechs Folgen begrenzt, um herauszufinden, wie die Resonanz ausfällt. Verantwortlich für die Serie sind die beiden Autoren und Showrunner Al Gough und Miles Millar ("Smallville"), die das vielversprechende Projekt trotz aller Hürden auf die Beine gestellt haben.

"Into The Badlands" ist ein bunter Mix aus Fantasy und Martial-Arts. Irgendwann in ferner Zukunft ist die Menschheit stark dezimiert und teilt sich in sieben Gebiete auf, die sich feindlich gesonnen sind und jeweils von einem Baron eisern regiert werden. Wie es zum Zerfall der Zivilisation kam, wie die Badlands entstanden sind, wie es in den anderen Gebieten ausschaut, wie das Herrschaftssystem genau funktioniert und was jenseits all dessen liegt, all das lässt "Into The Badlands" offen, und zwar über die gesamte Staffel hinweg. Das ist ärgerlich, denn genau in seinem Szenario liegt der Reiz, man möchte gern mehr über die Hintergründe erfahren. Auf dem Papier klingt alles interessant, während der Serie bekommt man aber nie narrativen Tiefgang geboten.

Und damit wäre auch schon die größte Schwäche der Serie offengelegt: Ihre Story. Im Erzählen seiner Hintergrundgeschichte versagt "Into The Badlands" völlig und damit büßt ein faszinierendes Szenario stark an Kraft und Glaubwürdigkeit ein. Im Fokus der Erzählung steht ein geheimnisvoller Junge, der eine besondere Macht besitzt, nach der die Barone gieren, gleichzeitig ist er für Hauptcharakter Sunny das Ticket aus den verhassten Badlands. Mit all seinen Zutaten und eben jener Ausgangslage ließe sich sicherlich etwas Episches aufbauen, das Zeug dazu hätte "Into The Badlands" durchaus, die Erzählung fällt dennoch sehr nüchtern aus. Ein bisschen Training hier und da, kleinere Konflikte zwischen den Baronen, die ihre Grenzen ausweiten wollen und sich gegenseitig bekriegen, das Ganze aber auf derart seichtem Niveau dass man gar nicht erst daran denken sollte, einen Vergleich mit Gameof Thrones oder ähnlichem zu ziehen. Zudem geht es um die Macht des Jungen, die immer mehr zum Vorschein tritt und deren Geheimnis man über die Staffel hinweg ergründet. Das geschieht dann auch schon Mal auf derart plumpe Weise, dass man sich das ein oder andere Mal an den Kopf fassen muss. Beispielsweise wenn über mehrere Folgen hinweg ein Buch mit einer eindeutig geformten Öffnung Fragen aufwerfen soll, bis die Beteiligten irgendwann auf die geniale Idee kommen, ein zur Verfügung stehenden Kompass der gleichen Form hineinzulegen. Ja, erzählerisch ist "Into The Badlands" alles andere als stark, ein klein wenig fühlt man sich an "The Shannara Chronicles" erinnert, das als vergleichbare postapokalyptische Fantasy-Serie mit dem selben Problem einer sehr oberflächlich erzählten Geschichte zu kämpfen hatte.

Oberflächlich sind überdies auch die Charaktere der Serie, denen es an jeglichem Tiefgang fehlt. Behandelt werden nur Stereotypen, vom bösen Schurken, der Femme Fatal, dem guten Freund und Mentor bis hin zum jungen Helden, der eindeutig noch zu Großem bestimmt ist. Schade, auch hier hätte man sicherlich noch einiges mehr rauskitzeln können. Das mag zwar zum Vorantreiben der Geschichte reichen, wenn man sich davon berieseln lassen möchte, ist aber auch völlig austauschbar und seelenlos.

"Into The Badlands" punktet dafür aber an anderer Stelle, womit man beinahe schon gar nicht gerechnet hätte. Die Kampfszenen sind wirklich schön choreografiert und inszeniert, hier leistet die Serie ganze Arbeit. Das gilt nicht nur für den kampferprobten Daniel Wu, der reichlich Erfahrung auf dem Gebiet mitbringt, auch alle anderen Beteiligten, die zuvor vermutlich nichts mit der Materie am Hut hatten, kommen dabei recht positiv weg und begeistern durch schön in Szene gesetzt Drahtseilaktionen, mit gut platzierten Kicks und temporeichen Kämpfen mit gelegentlichen Slow-Motion-Spielereien. Besonders eine Szene in einer verregneten dunklen Gasse lädt zum Staunen ein, auch wenn hier eindeutig bei Kar Wai Wongs "The Grandmaster" abgekupfert wurde. 

Beim Cast fällt der Eindruck sehr zwiegestalten aus. Daniel Wu ist als tödlicher Krieger sicherlich eine gute Wahl, agiert abseits der Action aber auch recht hölzern, was vielleicht auch ein Stück weit gewollt ist um Coolness und Härte zu vermitteln. Würde ihm das Drehbuch etwas mehr Freiraum geben wäre hier aber sicherlich noch mehr machbar. Stephen Lang ist zudem noch in einer kleinen Nebenrolle zu sehen, was für sich zwar schön ist, nur kommt er während der ersten Staffel nie wirklich zum Zug. Auch hier bleiben die Möglichkeiten ungenutzt, Lang ist kein uninteressanter Darsteller. Überraschenderweise hinterlässt der junge Hauptdarsteller Aramis Knight den positivsten Eindruck. Junge Darsteller, die auch noch Helden verkörpern und actiontechnisch am Geschehen teilnehmen, wirken schnell deplatziert und albern, doch Knight schlägt sich dabei ausgesprochen gut, ebenso wenn es darum geht, abseits des Kampfgetümmels eine menschliche Note in die Geschichte zu bringen.

Ansonsten kämpft "Into The Badlands" ein wenig mit dem gleichen Problem, mit dem sich nahezu jede amerikanische Produktion herumschlagen muss, die fernöstliche Themen verfilmt. Ob "47 Ronin", "Die Legende von Aang" oder "Crouching Tiger, Hidden Dragon: Sword of Destiny", man merkt ihnen einfach stets an, dass sie etwas imitieren, das sie nicht vollständig verstehen. Zum Schutze von "Into The Badlands" muss man hier erwähnen, dass der Schauplatz (scheinbar) nicht in Asien liegt und dass die Actionszenen für sich, wie oben bereits erwähnt, wirklich toll sind, doch basiert die Erzählung dennoch auf einer chinesischen Sage und wenn letztendlich junge Amerikanerinnen als Ninjas durch die Gegend turnen versprüht das schon einen heftigen Trash-Charakter. Dazu trägt auch die nicht immer hochwertige Ausstattung und bunte Kostümauswahl bei. Inwieweit man sich damit anfreunden kann, ob man es mag oder ablehnt, sollte jeder für sich selbst entscheiden.


Technisches

Universum Film GmbH veröffentlichte die erste Staffel von "Into The Badlands" am 4. November 2016 uncut auf DVD und Blu-Ray im deutschen Handel. Die uns vorliegende Blu-Ray zeigt sich auf technischer Seite einwandfrei, sowohl Bild (16:9 - 1.77:1) als auch Ton (Deutsch (DTS-HD 5.1), Englisch (DTS-HD 5.1)) sind bestens gelungen.  An dieser Stelle endet allerdings auch schon das Lob, Bonusmaterial gibt es überraschenderweise gar keins. Angeboten hätte sich hier sicherlich einiges, warum Universum Film aber komplett auf Zugaben jeglicher Art verzichtet bleibt schleierhaft. Daher nur für Fans zu empfehlen, denen die Serie allein reicht. 


Fazit

Man möchte "Into The Badlands" aufgrund seines coolen Konzepts mögen, tut sich aufgrund diverser Makel aber schwer damit. So schön die Idee hinter der Serie auch sein mag, das ungeheuer oberflächliche Storytelling mitsamt blasser, stereotyper Charaktere vermasselt oftmals den Spaß. Überraschend gut ist die Action inszeniert, doch kann sie allein die inhaltlichen Schwächen auch nicht ausbügeln. In "Into The Badlands" steckt einiges an Potential, das in der ersten Staffel noch lange nicht ausgeschöpft wurde. Vielleicht gelingt das ja der kommenden zweiten Staffel besser. 

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