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"Homecoming" - Staffel 1 - Kritik

von Sebastian Stumbek

Story

Heidi Bergman ist Sozialarbeiterin bei Homecoming, einer Einrichtung, die Soldaten zurück ins zivile Leben hilft. Jahre später hat sie ein neues Leben angefangen. Da stellt ein Auditor des Verteidigungsministeriums ihre Gründe, Homecoming zu verlassen, infrage. Heidi erkennt, dass hinter ihren Erlebnissen mehr steckt, als sie wahrhaben wollte.


Kritik

Paranoia, geheimnisvolle Verschwörungstheorien und das dubiose Treiben ominöser Konzerne, all das sind Themen, mit denen sich Sam Esmail nur allzu wohlfühlt und mit denen er in seiner Erfolgsserie Mr. Robot bereits eindrucksvoll hantiert. Das ändert sich auch in Homecoming nicht, seinem neuen Projekt für Amazon Prime, das auf dem  gleichnamigen fiktionalen Podcast von Micah Bloomberg und Eli Horowitz basiert und sich mit der Therapie von US-Kriegsveteranen mit posttraumatischer Belastungsstörung beschäftigt. Was zuvor ohne Bilder erzählt wurde, versucht Esmail nun in solche zu verpacken, gewohnt unkonventionell, experimentierfreudig, frisch und treu zur Vorlage. 

Homecoming wechselt zwischen zwei Zeitebenen: Während sich die Geschehnisse von vor vier Jahren in der Homecoming-Einrichtung abspielen und nach und nach aufzeigen, was sich dort zugetragen hat, wirft die Gegenwartsebene nicht weniger Fragen auf. Warum wechselt die Serie hier nun in ein 4:3-Format, das das Bild erheblich einengt? Warum arbeitet Heidi Bergman, die zuvor in leitender Position bei Homecoming angestellt war, nun plötzlich als Kellnerin? Leidet die Frau zusätzlich an Gedächtnisverlust oder täuscht sie ihn nur vor? Wonach ermittelt der Auditor des Verteidigungsministeriums? Und was ist damals eigentlich schlimmes passiert?

Viele Fragen, die ergründet werden wollen und das Interesse des Zuschauers wecken, Homecoming lässt sich dazu aber auch reichlich Zeit, all das überhaupt erst ins Rollen zu bringen, wodurch sich der Beginn der Serie als etwas zäh herausstellen kann. Wer am Ball bleibt wird aber mit einer dichten Atmosphäre belohnt, die an frühere Genreperlen des Verschwörungsthriller-Kinos erinnert und ganz subtil an Spannung aufbaut, ohne je reißerisch zu werden. Dabei sind es auch die realen Bezüge zu ähnlichen Praktiken in den USA, die Homecoming so spannend und auch wichtig machen. 

Das Pacing bleibt generell sehr ruhig angelegt, die Serie widmet den intimen Gesprächen zwischen  der Sozialarbeiterin Heidi Bergman und den traumatisierten Soldaten viel Zeit, was einerseits nah am Ursprungsmaterial ist, andererseits von Esmail dazu genutzt wird, seinen Plot auf clevere Weise voranzubringen und geschickt weitere mysteriöse Details in die Handlung zu streuen. Wie von Esmail gewohnt wird das Geschehen stilistisch stets kreativ mit der Kamera eingefangen, die ein oder andere technische Spielerei findet sich also auch hier, wenn auch nie in solchem Übermaß wie in Mr. Robot

Mit Julia Roberts (Pretty Woman) in der Hauptrolle ist Homecoming zudem prominent und brillant besetzt und profitiert enorm vom Erfahrungsschatz der Schauspielerin, die sonst im Kinobereich beheimatet ist. Roberts zeigt sich facettenreich und souverän und bekommt von einem starken Nebencast, bestehend aus Bobby Cannavale (Mr. Robot), Stephan James (Race - Zeit für Legenden), Shea Whigham (Take Shelter) und Sissy Spacek (Carrie), auch noch tatkräftige Unterstützung. 

In den zehn Folgen der ersten Staffel, die je eine Länge von rund 30 Minuten aufweisen, findet die Geschichte zu einem befriedigenden und auch abgeschlossenen Schluss. Bestellt wurde von Amazon aber dennoch bereits eine weitere Staffel, über die zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht viel bekannt ist. Zumindest am Podcast-Ursprungsmaterial soll es nicht mangeln und bekanntlich ist auch Esmail stets für kreative Ideen gut, sodass man einer Fortsetzung eigentlich nur positiv entgegenblicken kann. 


Fazit

Wer sich für Verschwörungsthriller begeistern kann, die ihre Atmosphäre und Spannung ganz langsam und subtil aufbauen, liegt mit "Homecoming" genau richtig. Mit einer stark aufspielenden Julia Roberts in der Hauptrolle, einem ebenso begnadeten Nebencast an ihrer Seite, einer cleveren Story und der handwerklich kreativen Umsetzung von Sam Esmail punktet die Serie gleich auf mehreren Ebenen. Auf das gemächliche Erzähltempo muss man sich jedoch einlassen können.

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