Mit dem jungen Tom Cruise bin ich nie sonderlich warm geworden, was allerdings nicht bedeuten soll, dass er in Filmen wie Die Farbe des Geldes oder Geboren am 4. Juli kaum überzeugte. Seit den späten 1990er Jahren allerdings hat der Mann eine ganz besondere Reife erlangt, die jeden seiner Auftritte zu einem gar einzigartigen Erlebnis macht. Von Eyes Wide Shut über Collateral bis hin zu seinen Blockbustern.
Ich glaube, es muss Gladiator gewesen sein, in dem ich Joaquin Phoenix wirklich als einen Schauspieler wahrgenommen hat, der in der Lage ist, einen Film auch aus der zweiten Reihe absolut an sich zu reißen – und das, obwohl man einen Russell Crowe vor sich hatte. Mit seinem Auftritt in The Master allerdings hat sich dann endgültig bestätigt, dass Phoenix einer der besten Darsteller aller Zeiten ist. Eine Urgewalt.
Burt, Burt, Burt. Ein Mann, dessen Gesicht allein mehr Geschichten erzählt, als ein einziger Roman umfassen kann. Wann ich mich in die Performancekunst dieses Mannes verliebt habe, ist mir noch bestens geläufig: Seine Darbietung des sizilianischen Adligen in Der Leopard ist schlicht und ergreifend atemberaubend.
Ich denke, über Nicolas Cage müssen wir nicht mehr viele Worte verlieren. Sicherlich, inzwischen macht sich der Mann ganz gerne mal zum Affen, seine entfesselte Interpretation von Schauspiel allerdings offenbart immer wieder, dass Cage sein Vollblutschauspieler ist, der sich in jeder Rolle leidenschaftlich fallen lässt, egal, wie unbedeutend der Film um ihn herum auch sein mag. Eine Koryphäe.
Ein Pfundskerl. Damals bereits in Roseanne lieben gelernt, hat sich John Goodman in The Big Lebowski unsterblich gemacht. Darüber hinaus: Wenngleich inzwischen meistens für die Nebenrolle engagiert, bleibt Goodman ein eindrucksvoller Künstler, der strahlt, scheint und begeistert, wann immer die Kamera auf ihn gerichtet ist.
Schwieriger Typ mit verachtenswerten Ansichten. Als Schauspieler jedoch eine charismatische Granate. Ob harte Schale mit weichem Kern oder weiche Schale mit hartem Kern. Gibson versteht es gleichermaßen, die leisen und die lauten Töne anzuschlagen – und in beiden Fällen den Zuschauer mitzureißen, in dem er ihn mit seiner gottgegebenen Aura geradewegs umgarnt. Ein Süßholzraspler, ohne anbiedern zu sein.
Eine Legende. Mit Glory hat er sich bereits frühzeitig einen Oscar erspielt, bevor er mit Malcolm X aufzeigte, dass King Kong die große Leinwand betreten hat. Was danach folgte, ist eine Karriere, in der Denzel Washington sich mit absoluter Verlässlichkeit als Meister seines Fachs verdient machen konnte. Seine beste Darbietung? Schwierig. Möglicherweise Fences.
Der Normalo. Der Unscheinbare. Der Natürliche. Der Unaufdringliche und dadurch Brillante, Unübersehbare. Ethan Hawke ist kein Mann der großen Gesten, stattdessen stapelt er tief und findet seine Kraft in den Nuancen, den Facetten seiner Charaktere, die über das Offensichtliche hinausgehen. Es ist immer wieder eine Freude, Hawke bei der Arbeit zuzusehen. Ob in einer Indie- oder Großproduktion.
Jack, Jack, Jack. Ganz ehrlich? Vielleicht gab es nie einen versierteren, eindrucksvolleren, mitreißenderen Schauspieler als Jack Nicholson. Die Liste seiner Glanzleistungen ist endlos. Die Liste seiner Auszeichnungen ebenfalls. Ich will es kurz halten: Danke, für deine Inbrunst. Sie ist immer wieder bereichernd.
Für Casey Affleck gilt im Prinzip das gleiche, wie schon für Ethan Hawke. Beide benötigen keine überzogene Theatralik, beide lehnen diese in ihrem Spiel sogar kategorisch ab. Es sind nur minimale Regungen, mit denen sich Casey Affleck beschäftigt, um seine Charaktere zu entfalten. In dieser bedachten Finesse allerdings schlummert eine Genialität, wie sie nur den ganz Großen vorbehalten war. Manchester By the Sea belegte dies zuletzt vorbehaltlos.