Bildnachweis: ©TSUKUMIZU, SHINCHOSHA, GIRLS LAST TOUR PARTNERS

"Girls' Last Tour" - Vol. 1 - Kritik

von Thomas Repenning

Nichts ist vorbei, solange es nicht vorbei ist: Die Anime-Serie Girls' Last Tour (OT: Shoujo Shuumatsu Ryokou) von Autor Tsukumizu – basierend auf seinem gleichnamigen Manga - konnte bereits mit dem ersten Volume vollends überzeugen: Nicht nur der Stil ist sehr einprägsam und eigenwillig – perfekt von Regisseur Takaharu Ozaki übertragen – auch die sehr fließende Geschichte in Form einer apokalyptischen Odyssee ist einmalig. Girls' Last Tour lebt dabei nicht von seiner Handlung, sondern von der Interaktion der beiden Hauptprotagonistinnen Chito und Yuuri. Etas naiv, unwissend und wie der Zuschauer selbst, wissen die beiden fast nichts von ihrer eigentlichen Welt. Und selbige ist natürlich klar das Highlight: Denn wo Mensch, Tier und Vegetation der Gier der Menschheit zum Opfer gefallen ist, verloren in Krieg und Kampf, ist auch ein Überleben ohne jeglichen Sinn und Verstand. Für Chito und Yuuri ist das Ende allerdings erst der Anfang. Seit dem 21.12. ist nun Vol. 2 dank Universum Film GmbH im Handel erhältlich. Wir haben einen Blick riskiert.

Story

Die beiden Freundinnen Chito und Yuuri, versuchen in einer vom Krieg zerstörten Welt zu überleben. Sie reisen ziellos auf ihrem "Kettenkrad" durch die Ruinen und suchen Tag für Tag nach Nahrung als auch nach Treibstoff für ihr Gefährt. Die beiden können sich nur auf ihre eigenen Erfahrungen und Chitos eingeschränkte Lesefähigkeit verlassen, um die Welt um sie herum zu verstehen. Der Klang von Regentropfen fasziniert die beiden genauso wie alte Götterstatuen oder interessante Kreaturen denen sie auf ihrer Reise ins Unbekannte begegnen. Obwohl sie ab und zu auf andere Menschen treffen, wird ihnen bewusst, wie einsam sie eigentlich sind. Sie träumen davon, auf die nächst höhere Ebene der Ruinen zu gelangen und irgendwann einmal den Mond zu erreichen. Trotz der düsteren Zeit, in der sie leben, lassen sie sich nicht entmutigen und leben für die Gefühle und Erfahrungen, die sie miteinander teilen …

Kritik

Nachdem wir die beiden Freundinnen Chito und Yuuri bereits durch endlose Fabriken, leere Häuserschluchten, trostlose Einöden und schneebedeckte Schlachtfelder begleiten konnten, gibt es in den neuen vier Folgen – die erneut Episodenhaft aufgebaut sind (05. Wohnen / Mittagsschlaf / Regenmusik, 06. Panne / Technologie / Abflug, 07. Labyrinth / Backen, 08. Erinnerungen / Spirale / Mondlicht) – etwas mehr Hoffnung. Nicht in Form von Leben an sich, sondern eher in der Feststellung dessen, was Leben eigentlich ist. Ist es Hoffnung? Ist es Wiederholung? Ist es Sicherheit? Ist es Essen? Oder schlichtweg das Bewusstsein, dass sich alles immer wieder im Kreis dreht? Nun, Girls' Last Tour überlässt es natürlich den Zuschauer hierauf antworten zu finden. Für Chito und Yuuri ist die Reise auf jeden Fall noch nicht zu Ende und so dürfen sie dieses Mal unter anderem leer aber durchaus wohnliche Gebäude durchstreifen – und hierbei von einem eigenen Leben an einem Ort träumen – treffen auf eine Flugzeugbauerin und die wohl letzte Pilotin der Menschheit und folgen dem Weg der Kartoffel. Wie gehabt gibt es dabei viel Skurriles zu entdecken, stets etwas zu schmunzeln, eine gewisse Traurigkeit und die Gewissheit, hier eine ganz besondere Ödnis zu erobern.

Wie schon in den ersten Episoden steht dabei die Welt von Girls' Last Tour keineswegs im Vordergrund. Diese scheint eher wie ein Mysterium und dient lediglich zur Formulierung der Fragen beziehungsweise als Stichwortgeber für Chito und Yuuri. Wenn Themen wie Freiheit und Hoffnung aufkommen, dann endet dies schließlich gar schon einmal bei einem gemeinsamen Bier im Mondschein. Das klingt nicht nur nach herrlicher poetischer Apokalypse, sondern dies ist es auch. Zwischen Leere und Beton schafft es so die Serie immer wieder gekonnt Gefühle, Kritik und Sehnsucht zu formulieren, ohne dies wirklich mit Worten untermalen zu müssen. Am Ende bleibt aber dann doch eine gewisse Neugier zurück: Wie wird die Geschichte am Gipfel vom Turm zu Babel enden? Wir dürfen gespannt sein. Seit dem 11.01.2019 gibt es Volume 3 im Handel zu entdecken.

Blu-Ray

Die Blu-Ray von Girls' Last Tour - Vol. 2 ist dank Universum Film GmbH seit dem 21.12.2018 im Handel erhältlich. Technisch gesehen gibt es unterdessen wenig zu beanstanden. Das Bild ist kräftig, scharf, weich und überträgt gekonnt die Ödnis auf den Fernseher. Und auch der Ton – vorliegend in Deutsch DTS-HD MA 2.0 Japanisch DTS-HD MA 2.0 – ist ebenfalls gelungen. Als Extras gibt es ein tolles 20seitiges Booklet zu entdecken.

Fazit

Auch die insgesamt vier weiteren Folgen von Girls' Last Tour sind poetische Endzeit in ihrer schönsten Form: Trotz seiner leichten teils schon knuffigen Inszenierung bietet die Serie einen tiefgreifenden wie interessanten Blick in eine Zukunft, in der der Mensch sich längst selbst überlebt hat. Chito und Yuuri zeigen eine ebenso ironische wie gefühlvolle Parabel, die einen so schnell nicht loslässt.

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