Nachdem die biestige Nina ein Video auf Youtube hochlädt, auf welchem ihre Schulkameradin Audrey zu sehen ist, die gerade am rumfummeln mit einem anderen Mädchen ist, verbreitet sich der Clip rasant über alle sozialen Netzwerke und ist das Gesprächsthema Nummer 1 unter den Teenagern. Abends im heimischen Pool geht es Nina dann aber auch schon an den Kragen. Wer steckt hinter dem Mord? Was war das Motiv des Täters? Gibt es einen Zusammenhang zu den grauenvollen Morden, die sich vor 20 Jahren im Ort zugetragen haben? Die Schüler der George Washington High School sind in Aufruhr und werden schon bald erfahren, dass Nina nicht das letzte Opfer sein wird...
1996 gelang Wes Craven mit seinem Teenie-Slasher Scream ein Kulthit. Auf insgesamt vier Teile schaffte es die Reihe, zuletzt hatte Ghostface 2011 seinen großen Auftritt und machte Sidney Prescott (Neve Campbell) und ihren Freunden das Leben schwer. Seitdem wird jahrelang diskutiert, ob und in welcher Form Scream fortgesetzt werden soll. Gegen einen fünften Teil hat sich Produzent Harvey Weinstein gerade erst kürzlich klar ausgesprochen, doch dafür bekam Scream im Serienformat grünes Licht und wird von MTV produziert und auch dort ausgestrahlt. Ein Neuanfang, der mit den Filmen selbst nichts mehr zu tun hat und eine neue Geschichte mit neuen Charakteren erzählt, insgesamt auf 10 Folgen ausgelegt. Wir haben uns die Pilotfolge angeschaut und möchten nun ein wenig näher einschätzen, wieviel Potential hinter der TV-Serie steckt.
"Du kannst aus einem Slasher-Film keine TV-Serie machen", erklärt einer der Schüler während einer Diskussion im Unterricht und stößt damit sicherlich selbstironisch die Frage auf, welche sich viele Fans im Vorfeld auch gestellt haben. Dass eine Slasher-Geschichte im Serienformat durchaus funktionieren kann, hat 2009 Harper's Island wunderbar vorgemacht. Warum also nicht auch Scream? Immerhin war Wes Craven selbst auch als ausführender Produzent mit an Bord und wird somit seinen Einfluss auf die Entwicklung gehabt haben. Und tatsächlich macht der Pilot einen besseren Eindruck, als man im Vorfeld noch durch die eher langweilige Promo-Kampagne erwartet hätte. Die Serie beginnt, ganz nach Vorbild des Originals, mit einer einleitenden Survival-Szene. Damals ging es Drew Barrymore an den Kragen, welche in ihrem Haus von einem Unbekannten terrorisiert wurde, in der Serie ist es die hübsche Nina Patterson (Bella Thorne), die das gleiche Schicksal ereilt. Trotz neuer Geschichte und neuen Charakteren bleibt man der erzählerischen Grundstruktur also treu. Auch wird der Zuschauer darüber im Unklaren gelassen, wer sich hinter der Tat verbirgt.
Im Folgenden lernen wir die restlichen Charaktere der Serie kennen, die sich stark diverser Stereotypen bedienen. Der Nerd, der Sportler, das billige Miststück, oder auch das nette Girl von nebenan, sie alle sind auch hier vertreten. Besetzt werden die Rollen von einem relativ unbekannten Cast, der im Großen und Ganzen ganz solide spielt, jedoch in einigen Ausnahmefällen leistungstechnisch auch mal einen eher weniger guten Eindruck hinterlässt. Klingt aber letztendlich schlimmer als es tatsächlich ist, denn trotz der Makel schaffen es die wichtigsten Charaktere in der ersten Folge bereits, den Zuschauer mehr oder weniger zu binden, was soweit schon mal beruhigend ist. Die Klasse einer Neve Campbell, eines David Arquette oder einer Courtney Cox (die zwar allesamt auch keine großartigen Darsteller sind, dafür aber mit Sympathie punkten) wird die Teenager-Truppe zwar nicht erreichen können, ihren Zweck werden sie dennoch erfüllen.
Ghostface bekommt man übrigens auch schon kurz zu sehen. Seine Maske unterscheidet sich dabei ein wenig vom Original, was zunächst gewöhnungsbedürftig ist, jedoch für einen Reboot in Ordnung geht. Über den Gore-Faktor lässt sich bisher noch nicht viel sagen, doch das was bereits zu sehen war, verspricht einen zufriedenstellenden Blutgehalt. Wer sich also Sorgen machte, dass die Serie zimperlich vorgehen könnte, darf zunächst beruhigt sein.
Fazit: Scream legt im Serienformat einen ordentlichen Start hin und macht definitiv neugierig auf mehr. Im Direktvergleich zum Film zieht man zwar, gerade hinsichtlich des Casts, ein wenig den Kürzeren, dennoch bewegt man sich auf besserem Niveau, als im Vorfeld befürchtet. Inwieweit die Geschichte nun auf die geplanten zehn Folgen sinnvoll weitergesponnen wird und ob die Spannung dabei kontinuierlich aufrecht gehalten werden kann, wird sich noch zeigen müssen, die Lust, das herauszufinden, ist aber schon mal geweckt!