Spoilers ahead!
Als Eröffnungsfilm der Sommer-Blockbuster-Saison 2013, (vorläufiger) Abschluss einer Trilogie und Sequel zu gleich zwei Filmen, lag "Iron Man Three" eine besonders schwere Last auf den eisernen Schultern. Versprochen wurde uns eine Comicverfilmung dramatischen Ausmaßes – eine Erwartungshaltung, die sämtliche Trailer und TV-Spots nur noch verstärkten, denn Shane Blacks großem Blockbuster-Debüt stand die "dark and gritty"-Promotion zu Gesicht. Panikattacken, Schlafstörungen, Beziehungsprobleme – seit den Ereignissen in "The Avengers" ist Tony Stark eine gequälte Seele. Dieser finsteren Werbekampagne begegnet "Iron Man Three" mit einem schelmischen Grinsen – nicht nur wegen des großen Schurken-Twists in der Mitte des Films, sondern weil er viel mehr schwarzhumorige Buddy-Comedy als trübseliges Superhelden-Drama ist.
Shane Black schafft es tatsächlich, dem Film seinen charakteristischen Stempel volle Breitseite aufzudrücken. „Iron Man Three“ ist unverkennbar ein Shane-Black-Film, mehr noch als er ein "Iron Man"-Film ist – ob das etwas Gutes oder Schlechtes zu bedeuteten hat, muss der Zuschauer für sich selbst ausmachen. Black inszeniert seinen dritten Teil als lockeren "Lethal Weapon"-Verschnitt, setzt auf gesättigte Retro-Farben, staubtrockenen Humor und geht über Leichen, um Tony von seinem Anzug fernzuhalten. "Iron Man Three" fühlt sich dabei an, als wäre er Teil eines abgefahrenen Marvel-Paralleluniversums – ein weitaus eigenständigerer Film, der anfänglich noch zaghaft Bezug zu seinen Vorgängern herstellt, aber letztendlich komplett neue Wege einschlägt. Waren die ersten beiden Teile trotz ihrer Spielereien immer noch halbwegs geerdet, dringt Shane Black unter Einbezug der "Extremis"-Comic-Reihe in deutlich abgehobenere Sphären vor.
Dazu gehört auch der große Twist in der Mitte des Films, der die komplette erste Filmhälfte auf den Kopf stellt. Und ja, irgendwie hat es ja schon seinen Reiz, Tony mit Kapuzenpullover, explosiven Christbaumkugeln und selbstgebastelter Nagelpistole die Feste des Mandarins erstürmen zu lassen, nur um dann zu enthüllen, dass der eigentlich nur ein zugekokster Mime ist, der für seine furchterregenden Fernsehauftritte nichts als Bier, Nutten und 'n super Rennboot verlangt. Genau so ist es aber auch ein zwiespältiger Gedanke, gerade wenn man Ben Kingsleys wunderbar grolligen Osama-Verschnitt bedenkt. Sich die Comic-Heftchen mit Iron Mans großer Nemesis so durch die Kimme zu ziehen, kommt einer Gratwanderung gleich – irgendwo zwischen genial und respektlos.
Doch natürlich – ob nun aufsässig oder nicht – gehört zu einem Blockbuster wie "Iron Man Three" auch immer ordentlich Kawumm, und den zu liefern scheint Shane Black keine großen Probleme bereitet zu haben. Dabei beweist er ein gutes Gespür für dynamische Actionsequenzen, auch wenn sie nie die dramaturgische Finesse eines Joss Whedon innehaben und es schwer fällt, neben üppigem Staunen über die vielen bunten Farben und neuen Anzüge auch richtig ins Mitfiebern zu verfallen (gerade wenn der heiß erwartete Auftritt des "Hulkbusters" keine zehn Sekunden dauert). Somit ist "Iron Man Three" also der große Polarisierbär des Marvel Cinematic Universe, der bei Fans und Kritikern jede erdenkliche Form von Reaktion hervorrufen wird. Und so fragwürdig die hier eingeschlagenen Wendungen auch sein mögen, man kommt nicht umhin, den dafür erforderlichen Mut zu bewundern - von der konsequent durchgezogenen Werbekampagne ganz zu schweigen.