Bildnachweis:

"Ebola - das Virus überleben" TV Tipp

von Kuehne Kuehne

Wir alle haben von Ebola gehört und wissen, wie schlimm dieser Virus in Afrika wütet. Wir alle wissen, dass über die Hälfte aller Ebolainfizierten stirbt . Wir alle wissen um die weltweite Angst vor einer noch größeren Ausbreitung. Es ist nicht so, dass wir über Ebola nichts wissen, aber was passiert mit den Leuten, die Ebola überleben? Warum ist es nicht immer ein Grund zur Freude, die Krankheit unbeschadet zu überleben? Carl Gierstorfer versucht in seiner Dokumentation „Ebola – Das Virus überleben“ einen Einblick über die „zweite Welle“ des Ausbruches beziehungsweise die Nachwehen von Ebola zu zeigen. Diese TV Dokumentation wird am 12.01.2016 auf Arte ausgestrahlt.

Porträtiert wird hier das Leben von vier Liberianer, welche auf unterschiedlichste Art und Weise mit Ebola zu kämpfen haben. Das Schöne an dieser Dokumentation ist die Sicht der Dinge. Wir bekommen nicht das geboten, was wir sowieso schon über Ebola wissen. Wir bekommen Einblicke in die gravierenden Nachwehen des Virus. Den Ebola zu überleben ist nicht zwangsläufig ein Grund zur ausschweifenden Freude. So begleiten wir Stanley Juah, welcher nicht nur seine gesamte Familie durch Ebola verloren hat (eine Frau und vier Kinder) sondern auch von seinem Dorf verstoßen wird. Laut Glauben der Dorfbewohner hat nämlich Stanley Juah den Ebolavirus ins Dorf gebracht und den Ausbruch so provoziert. Obwohl er die Ansteckung überlebt, ist seine Angst nicht vorbei. Morddrohungen und Verstoß sind die Reaktionen seiner damaligen Freunde. Stanley Juah kämpft nicht nur mit der Trauer um den Verlust seiner Familie, sondern muss auch noch mit Ablehnung und Angst leben. Hilfe bekommt er nur von Reverent Victor Padmore. Er möchte den Dialog zwischen Stanley und seinem Dorf aufbauen. Der Sozialpädagoge schlägt sich hier nicht auf eine Seite sondern versucht einfach zu helfen und zu vermitteln.

Wir als Zuschauer erfahren hier die unangenehmen Nachwehen, von denen nichts in der Presse steht. Durch die persönlichen Interviews erfahren wir, was in Stanley Juah vorgeht. Und dies lässt niemanden kalt. Spätestens wenn er den Glauben zu Gott verliert und die Frage stellt, warum er überlebte und damit seine persönliche Hölle durchmacht, wissen wir, dass die Infektion nicht das einzig schlimme an Ebola ist. Ebola zerstört Existenzen,  Familien und ganze Dörfer. Die Geschichte von Stanley und Reverent Padmore wird nicht reißerisch erzählt. Alleine die kargen Bilder und die nackte Wahrheit schocken die Zuschauer. Afrika ist eben eine ganz andere Kultur. Da ticken die Menschen anders als in Europa. Und genau das zeigt Carl Gierstorfer. Nicht mehr nicht weniger. Keine drastischen Bilder von Infizierten, keine spannungsgeladene Musik um die Bedrohung Ebola zu unterstreichen, nur die nackte Wahrheit, wie Sie schlimmer nicht sein kann.


In weiteren Episoden lernen wir Mabel Musa kennen. Eine Krankenschwester im Ebola Care Center. Die Nüchternheit die Sie an den Tag leg,t ist bestimmt so Nachvollziehbar wie Unfassbar. Ihr ist bewusst, dass Sie sich jeden Tag von ihren Patienten verabschieden könnte. Ihr ist die Gefahr bewusst. Sie weiß, dass Sie sich anstecken könnte, arbeitet aber weiterhin ohne Unterlass für die Infizierten. Infizierte wie beispielsweise Towoo Bono. Ihn begleiten wir bei seinem Weg von der Infektion bis zur Heilung. Auch hier erfahren wir, was Ebola im Nachhinein bedeutet. Seine Ernte viel aufgrund der langen Krankheitsphase aus. Somit ist nicht nur seine Zukunft in Gefahr sondern auch die seines Dorfes. So müssen im Dschungel eben alle an einem Stang ziehen um zu überleben, auch außerhalb der Gefahr von Ebola.

Wie bereits erwähnt, setzt die Dokumentation „Ebola – Das Virus überleben“ nicht auf reißerische Effekte. Die Wahrheit und Authentizität ist alles, was hier zählt. Und in Zeiten, wo jeder weiß wie schlimm Ebola wirklich ist, ist es besonders interessant zu erfahren, was im Nachhinein passiert. Eine völlig neue Sicht der Krankheit wird vorgestellt. Dinge, mit denen viele bestimmt nicht gerechnet haben. Klar ist der Stoff relativ trocken und wird auch dementsprechend nüchtern präsentiert. Aber wer sich mit dem Thema beschäftigen mag und neue Sichtweisen geboten bekommen möchte, sollte definitiv den Fernseher am 12.01.2016 auf Arte schalten, und sich für eine Stunde in eine unbegreifliche Welt ziehen lassen. Sich mit den Gedanken konfrontieren, an die wir gar nicht zu denken wagen, und nicht vorstellen oder gar nachvollziehen können.  Carl Gierstorfer schafft es mit „Ebola – Das Virus überleben“ zu bewegen und zum Nachdenken anzuregen. Wer auf Dokumentationen steht und wen das Thema interessiert sollte den Blick riskieren.


Einen Trailer zur Dokumentation findet ihr HIER.

Die Ausstrahlung von "Ebola - Das Virus überleben" findet am 12.01.2016 um 22:35 Uhr auf Arte

Diese Seite verwendet Cookies. Akzeptieren.