Inhalt:
Die kleine Maja ist ein ganz besonderes Bienchen. Viel lieber als Honig zu sammeln begibt sie sich mit ihren Freunden auf Entdeckungsreisen. Zusammen mit dem immer lustlosen und meckrigen Bienenjungen Willi, der am liebsten schläft oder isst, und dem freundlichen Grashüpfer Flip, der Maja immer mit Rat und Tat zur Seite steht, erkundet sie die Klatschmohnwiese und erlebt so manches spannendes Abenteuer.
Kritik:
„In einem unbekannten Land, vor gar nicht allzulanger Zeit…“
Unglaublich, aber wahr: Schon 40 Jahre fliegt die kleine Biene Maja nun schon über deutsche Bildschirme. Für einen heutigen Erwachsenen ist es schön zu sehen, dass es einen Teil der Kindheit gibt, der immer noch da und auch immer noch beliebt ist. Sofern man denn auch zu jenen gehörte, die mit Anime-Serien wie der Biene Maja, Wickie oder Heidi einen Teil ihrer Kindheit verbracht haben.
Gerade in jetzt zum Jubiläum veröffentlichten Berichten über die ZDF-Erfolgsserie wird oft unterschlagen, dass die Serie eigentlich auf zwei Kinderbüchern basiert, die schon nahezu eindrucksvolle 100 Jahre alt sind und im Lauf der Jahrzehnte nichts von ihrem Charme verloren haben. Der deutsche Schriftsteller Waldemar Bonsels war in den 1920er Jahren einer der meistgelesen deutschen Autoren. Seine beiden veröffentlichten Bücher rund um die Biene Maja und ihre Abenteuer wurden in 15 Sprachen übersetzen und machten den großen Naturfreund weltberühmt.
Es sollten viele weitere Jahre vergehen, bis die Animationstechnik so erschwinglich war, dass schließlich eine ganze Serie auf Grundlage von Bonsels Büchern produziert werden konnte. Das ZDF nahm sich diesem Unterfangen an und ging eine damals stark kritisierte Partnerschaft mit einem japanischen Trickfilmstudio ein. Drehbuch, Schnitte, Dialoge wurden genau aus Deutschland vorgegeben, in Japan machte man sich an die bewegten Zeichnungen. Schnell wurde die Serie jedoch zum Erfolg, was alle Kritiker verstimmen ließ und letztendlich neben den beiden anderen eingangs erwähnten Animeserien die erste deutsch-japanische Zusammenarbeit im Zeichentrick-Bereich begründete. Über 100 Folgen ließ man damals produzieren und selbst heute nach so langer Zeit erfreut sich die Serie großer Beliebtheit. Ganz im Sinne von Bonsels stand die Natur im Mittelpunkt und das ist und bleibt (hoffentlich) zeitlos. wurde aus den ersten Folgen der Serie ein abendfüllender Film zusammengestellt, der nun erstmalig in hochauflösender Bildqualität veröffentlicht wird. Zum vierzigsten Jubiläum wurde das Filmmaterial liebevoll restauriert und neu abgetastet. Das Ergebnis kann sich absolut sehen lassen.
Die Handlung der beliebten Biene dürfte hinlänglich bekannt sein. Der hier vorliegende Film zeigt bewusst nicht einzelne Episoden, sondern fügt die besten Szenen zu einer zusammenhängenden Geschichte voller Abenteuer zusammen. Wir sehen, wie Maja sich als Kind aus einer Wabe gräbt und das Licht der Welt erblickt und wie sie anschließend, ganz zum Widerstreben ihrer Lehrerin Fräulein Kassandra, ausgedehnte Ausflüge aus dem Bienenstock unternimmt.
Denn Maja hat ihren eigenen Kopf, ist frech, stellt viele Fragen und passt sich somit nicht der Masse an Bienen an, denen von Geburt an ein Job zugewiesen wird. In den damaligen Büchern durchaus auch eine leise Gesellschaftskritik, zu der es unzählige Abhandlungen gibt, die aber hier nicht thematisiert werden sollen.
Für Kinder bietet der Film perfekte Unterhaltung, denn die Abenteuer sind einfallsreich erzählt. Ganz nebenbei wird noch viel Interessantes Wissen kindgerecht vermittelt. Die exakten Bezeichnungen einzelner Pflanzen oder Tiere werden gleich mehrfach wiederholt. Auch Werte wie Freundschaft, Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft werden immer wieder in den Vordergrund gerückt und für die kleinen Zuschauer verständlich dargestellt.
Aber auch Erwachsene werden spätestens beim von Karel Gott gesungenen Titellied in ihre Kindheit zurückversetzt und mit einem Gefühl von Nostalgie überschwemmt. Sofern sie denn nicht zu jenen gehören, die nie etwas von der Biene Maja und ihren Abenteuern gehört haben.
Gerade den Älteren dürfte hier und da auch etwas verwundert auffallen, dass sich die alten Zeichentrickabenteuer auch nicht davor scheuen, die Grausamkeit der Natur zumindest anzuschneiden. Da werden zum Beispiel die unterschiedlichen Bedrohungen einer Biene zur Sprache gebracht und auch das Wörtchen „Tod“ verwendet: Spinnen, Hornissen, Fische die aus dem Wasser springen – trotzdem kein Grund eine Altersfreigabe festzulegen, denn es ist im Vergleich zu aktuell verkitschten Serien begrüßenswert, dass die Realität damals noch nicht verdreht wurde.
Auch wenn der Film an sich wie aus einem Guss wirkt, kommt die episodenhafte Erzählweise doch deutlich zum Vorschein. Vor allem der große Schritt, bis sich Maja tatsächlich aus dem sicheren Bienenbau traut, wird recht hektisch erzählt. Ausgespart wird auch, wie sich Willy letztendlich zu ihrem besten Freund entwickelt. Da nur die ersten Folgen der originalen Serie zu gerade mal 78 Minuten Laufzeit zusammengeschnitten wurden, fehlen auch viele liebgewonnen Figuren, die erst in späteren Folgen auftauchen.
Macht aber nichts, denn die Zeit vergeht wie im Flug in Kinder werden den Film sicherlich mehrmals sehen wollen.
Die Zeichnungen wirken nach heutigen Maßstäben zumindest auf den ersten Blick relativ schlicht. Jedoch erkennt man vor allem in Hinblick auf die Hintergrundbilder viele liebevolle Details und satte Farben. In manchen Szenen entdeckt man gar richtig tolle Aquarell-Malereien. Damit versprühen die alten Zeichnungen eine durchaus warme Atmosphäre, die die heutige eher sterile computeranimierte Serie (mit den sehr verschlankten Maja und Willy) einfach nicht hinbekommt.
Technischer Part:
Das Bild liegt im Original-TV-Format 4:3 vor.
Dies bedeutet, dass man mit heutigen Breitbildfernsehern einen schwarzen Balken links und rechts am Bildschirmrand zu sehen bekommt. Die neue Abtastung für ein HD-Format ist jedoch herausragend gelungen. Das Bild ist außerordentlich scharf, die Farben satt und kräftig und es sind zu keinem Zeitpunkt altersbedingte Verunreinigungen zu erkennen. Da hat man sich wirklich alle Mühe gegeben und es bleibt nur zu hoffen, dass für die Kleinen irgendwann auch die komplette Serie in einem würdigen HD-Format veröffentlicht wird.
Die ausschließlich deutsche Tonspur liegt zwar als DTS 2.0 vor und wurde ebenfalls neu abgemischt, kommt aber eher unspektakulär daher. Jedoch hört man auch hier zu keiner Zeit, wie alt die Tonspur eigentlich schon ist. Vor allem die Stimmen klingen erstaunlich frisch.
Auf Bonusmaterial wurde leider komplett verzichtet.
Gesamtfazit:
Happy Birthday, liebe Maja! 40 Jahre und kein bisschen älter geworden. Dafür sorgen vor allem die zeitlosen Geschichten und die beeindruckend restaurierte und in neuem Glanz erstrahlende Bildqualität. Der filmische Zusammenschnitt mehrerer Original-Episoden aus den 70er Jahren erzählt die Anfänge der Biene Maja. „Die schönsten Abenteuer“ bietet beste Unterhaltung für die kleinen Zuschauer und vermittelt ganz nebenbei noch etwas Wissen rund um das, was der Mensch heutzutage leider viel zu häufig ignoriert: Unsere Natur.