Den Juli beginnen wir sofort mit Hammertime, denn Anfang des Monats kam Thor: Love and Thunder in unsere Kinos. Erneut von Taika Waititi inszeniert, war der Film vor allem eines: Bunt und auf Komik getrimmt. Fanden viele nicht so toll, wir aber schon, wie ihr an unserem Fazit und der 7-Punkte-Wertung sehen könnt:
Das mit allerlei Effekten und Action visualisierte Best-of-Album von Guns n’ Roses heißt „Thor: Love and Thunder“. Ein tonal abwechslungsreicher, dabei stets aber auch kohärenter Blockbuster-Spaß, der überraschend gut für sich alleine steht, obwohl die Marvel Studios natürlich auch hier wieder Unmengen an Hinweisen und Markierungen für die Zukunft ihres Franchise setzen.
Abseits des MCU-Blockbusters war im Juli eher Diät angesagt, was große Eventfilme angeht. Tatsächlich dürfte neben dem Hammerschwinger der größte Film des Monats die Netflix-Produktion The Gray Man gewesen sein, der kurz vorm Streamingrelease auch in unseren Kinos lief. So groß und vielversprechend wie sich der Cast des Actionfilms auch las (mit dabei waren u. a. Ryan Gosling, Chris Evans, Ana de Armas, Billy Bob Thornton, Jessica Henwick, Wagner Moura und Regé-Jean Page), letztlich war der graue Mann für ums zumindest nur ein gut gemachter Snack. Eine MB-Wertung von 6 Punkten zeigt recht deutlich, dass wir ihn schon ganz gut fanden, aber nicht so gut, dass wir ihn uneingeschränkt empfehlen können. Hier noch unser Fazit:
In der Riege jüngerer Netflix-Big-Budget-Produktionen reiht sich „The Gray Man“ in den oberen Regalen ein – neben Gurken wie „Red Notice“ oder „The Adam Project“ ist das aber leider nur ein leises Lob. Immerhin trägt „The Gray Man“ stilistisch eine eigene Handschrift, darf sich bei der Action immer wieder ordentlich austoben und präsentiert mit Ryan Gosling einen Hauptdarsteller, dem das stoische Actionheld-Vehikel gewohnt gut steht. Abseits davon – seien es Emotionen, Figuren oder Plot – ist aber auch „The Gray Man“ schnell wieder aus den Tiefen der Erinnerung entflohen.
Leider gab es im Juli aber auch Filme, die wir ganz und gar nicht empfehlen konnten. Zwei Beispiele gefällig? Da hätten wir zum einen Liebesdings von Anika Decker mit Elyas M’Barek. Deutsche RomCom zum Alltag vergessen, aber für uns hauptsächlich ein Film zum Abschalten. 2 Punkte gabs in unserer Wertung und als Hammer obendrauf dieses Fazit:
Die Synopsis zu lesen ist gar nicht nötig. Ein Blick auf das Kinoposter verrät schon, wie Anika Deckers schematische Spießbürger-Schmonzette ausgeht. Der Elyas M’Barek-Typ und Egal-wie-sie-heißt werden ein Paar, ohne dass ihre mechanisch geschauspielerten Abziehbilder die kleinste Entwicklung durchmachen. Die aalglatte Inszenierung platzt vor verkrampfter Pseudo-Toleranz, die selbst in den 90ern rückständig gewesen wäre, aber suhlt sich zugleich in elitär-entrücktem Reaktionismus. Ein herz- und humorloses Liebeslied an konservative Kleingeistigkeit.
Auch der dritte Teil der Monsieur Claude-Reihe, Monsieur Claude und sein großes Fest, erhielt von uns keine Wertung über 3 Punkte und ein sehr vernichtendes Fazit:
"Monsieur Claude und sein großes Fest" fügt der Reihe nichts Innovatives hinzu, setzt stattdessen erneut auf das billige Spiel mit Klischees und angestaubten Erzählmustern. Es herrscht Stillstand: Wieder begegnen wir den gleichen Charakteren mit den gleichen Konflikten. Wieder begegnen wir dem zynischen Blick, der Integration und Nächstenliebe erst in der Institutionalisierung erkennt, der auch den dritten Teil in seiner traurigen Redundanz auszeichnet.
Wer sich jetzt wundert, ob Thor der einzige Superheld des Monats war, keine Sorge, auch im Juli gab es mehr übermenschliche Helden im Kino zu sehen. Wobei übermenschlich nicht ganz passt, sagen wir lieber nicht-menschlich, denn in DC League of Super-Pets waren jetzt Haustiere an der Reihe die Welt zu retten. Hat der Film irgendeine Art von bleibendem Eindruck hinterlassen? Klare Antwort: Nö! Damit hatten wir aber auch gar nicht gerechnet, wie sich in unserer Wertung von knapp unter 5 Punkten und diesem Fazit zeigt:
Ein passabler und für Kinder gewiss auch spaßiger Animationsfilm ist "DC League of Super-Pets" geworden. Doch um längerfristig anhaltende Qualitäten zu erreichen, fehlt der Umsetzung der notwendige Wahnwitz und Charme, der sich nicht nur durch knuddelige Figuren, sondern auch aus cleveren Ideen und echten Überraschungen ergibt.
Zum Ende dieses Monatsrückblicks wollen wir unseren Fokus auf zwei Horrorfilme legen. Da hätten wir zum einen den skandinavischen Hatching, der davon erzählt, wie ein Mädchen ein seltsames findet, es ausbrütet und damit zu einer Mutter eines Ungeheuers wird. Ein düsterer und interessanter Horrorstreifen, den wir durchaus empfehlen können, auch wenn es nicht wirklich ein großer Knaller ist. Fazit:
"Hatching" ist im Kern ein überraschender Bodyhorror mit einer einmaligen visuellen Alptraumszenerie, die eine „perfekte“ Familie in Social Media Zeiten auseinandernimmt, ihnen ein groteskes Ei serviert und dann sich selbst zerfleischen lässt. Zwar passt nicht alles stimmig zusammen – auch aufgrund der gestreckten Laufzeit – doch am Ende bietet die blutige Analogie gerade für Fans ordentlich schwarzhumorige wie saftige Horrorkost.
Und dann noch Men - Was dich sucht, wird dich finden von Auslöschung- und Ex Machina-Macher Alex Garland. Auf den haben wir und viele andere auch sich sehr gefreut. Was wir dann zu Gesicht bekamen, war schon besonders, nicht frei von Reizen, guten Ideen und Impulsen, aber dennoch so richtig überzeugt waren wir dann nicht. Dennoch ein Werk, dessen Sichtung lohnen könnte:
Feministische Ambitionen und Folk Horror verkoppelt Alex Garland auf enttäuschend uninspirierte Weise zu einer bizarren Bedrohungskonstellation, die weit spannender klingt, als sie im Endeffekt umgesetzt ist. Gezielte Ironisierung und unfreiwillige Komik verschmelzen untrennbar, als mörderischer Machismo und monströse Märchenhaftigkeit aufeinandertreffen. Der Körper-Horror Klimax verrät mehr über männliche Ängste vor reproduktiver Redundanz und Freud'scher Fixierung auf weibliche Mysterien als die Auswirkungen alltäglicher Aggressionen. Das starke Schauspiel und und morbide Momentaufnahmen erinnern an das verschenkte Potenzial.
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