Im März war es endlich soweit. Der größte, düsterere und künstlerisch anspruchsvollste Superheldenfilm aller Zeiten ... Lassen wir das einfach. The Batman kam im März, war kommerziell wie künstlerisch ein großer Erfolg und sorgte dafür, dass selbst Leute, die nur einmal im Jahr ins Kino gehen, sich wie Arthouse-Fans fühlen. Das erinnerte schon ein wenig an Joker. Egal, wir mochten die neuste Batman-Wiederbelebung auch. Deswegen: 8 Punkte und hier folgt unser Fazit:
Mit „The Batman“ ist Matt Reeves ein wohldosierter Mix aus einfühlsamer Charakterstudie und konzentriertem Actionbombast gelungen, der sowohl alteingesessene Fans als auch jene Zuschauer*innen begeistern dürfte, die bislang eher weniger mit dem maskierten Rächer anfangen konnten. Ein düsteres Actionabenteuer irgendwo zwischen cooler Comicverfilmung und subtilem Sensationskino.
Am selben Tag wie The Batman kam mit The Card Counter ein ebenfalls sehr sehenswerter, wenn auch wesentlich kleinerer Film in die deutschen Kinos. Das Drama mit Oscar Isaac in einer seiner besten Rollen mauserte sich zum Geheimtipp und wir sind sicher, es lässt sich auf vielen Bestenlisten des Jahres 2022 wiederfinden. Hier unser Fazit:
Nach "First Reformed" führt Paul Schrader seinen Siegeszug fort: "The Card Counter" ist eine klug und eigensinnig inszenierte Mischung aus finsterem Thriller und intensivem Charakterdrama.
Machen wir das Gute Filme-Hattrick voll mit Céline Sciammas Petite Maman - Als wir Kinder waren. Ja, die Regisseurin von Porträt einer jungen Frau in Flammen hat 2022 ihren neuen Film herausgebracht. Ein 75 Minuten langes Drama über zwei Mädchen, die in einem Wald spielen. Ach js, eines der Mädchen ist die Mutter der anderen. Hm, klingt irgendwie falsch. Schaut euch den einfach selbst an. Unsere Punktezahl 9 zeigt deutlich, wie gut wir den fanden. Als finales Ausrufezeichen noch das Fazit:
Der Blick zurück in die Vergangenheit ist der Schlüssel zu einem hoffnungsvolleren Weg in die Zukunft in Celine Sciammas bitter-süßem Märchen. Das erschließt Erwachsenen ebenso wie Kindern allegorische Begriffe für konträre Verlusterfahrungen, deren Gleichwertigkeit die feinsinnige Erzählung etabliert. Zugleich rückt die Zentrierung kindlichen Empfindens eine gerade in der Gegenwart in ihren Bedürfnissen missachteten Gruppe in den Fokus. Poetische Kameraaufnahmen und zurückhaltende Darstellerinnen thematisieren Tod und Trauer mit seltener Unvoreingenommenheit, angstfrei und mit kluger Nuanciertheit.
Ebenfalls gut gefallen, wenn auch nicht so gut wie Petite Maman, hat uns Netflix' The Adam Project mit Ryan Reynolds. Ein familiengerechter, kurzweiliger Sci-Fi-Happen, für den wir dieses kurze Fazit und 7 Punkte übrig hatten:
"The Adam Project" ist kein krakelendes Nostalgie- und Meta-Ereignis, sondern ein erzählerisch wohlig konzentriertes und inszenatorisch kompetent umgesetztes Abenteuer. Ein angenehmer Film, der Großeltern genauso gut unterhalten wird, wie ihre Enkel.
Bleiben uns noch zwei Kino-Blockbuster. Den Beginn macht Sonic the Hedgehog 2 mit Jim Carrey. Der erste Teil war ein Riesenhit, bei uns schnitt er bewertungstechnisch aber nicht sonderlich gut ab. Das Sequel schaffte es immerhin auf 5 von 10 Punkte. Fazit? Fazit:
»Sonic the Hedgehog 2« bringt es auf eine Laufzeit von immerhin zwei Stunden. Die hat man auch vollgepackt mit allerlei Verfolgungsjagden, coolen Sprüchen, Fanservice und mehr oder weniger gelungenem Humor – leider aber auch mit allem Formelhaften, was seichtes Hollywood-Familienkino zu bieten hat. Das macht »Sonic the Hedgehog 2« noch vorhersehbarer, als es das Genre verlangen würde. Selbst mit geringen Ansprüchen an Story und Figurenentwicklung bleibt somit Luft nach oben. Innovativ ist anders, spaßig bleibt das Abenteuer um den ambitionierten Teenie-Igel unterm Strich trotzdem – wofür an vielen Stellen allerdings vor allem die Gegenspieler verantwortlich sind.
Übrig bleibt dann noch die Hollywood-Produktion, die 2022 der Stellvertreter für das seelenlose, Profit orientierter Blockbusterkino war: Morbius. Für die meisten ein totales Desaster. Für uns ein Werk, das so elendig egal war, dass jedes Wort zu viel nur Zeitverschwendung wäre. Deswegen in aller Kürze, das Fazit:
Wenn Gleichgültigkeit eine Sportart wäre, dann wäre "Morbius" Mohammed Ali, Cristiano Ronaldo und Steffi Graf in Personalunion. Der Blockbuckster aus Sonys Spider-Man Universum ist so desinteressiert daran eine wirkliche Geschichte zu erzählen, dass einem die pure Wut überkommen könnte, wenn der Film nicht so elendig redundant wäre. Jedwede Form von Emotionen für und gegen "Morbius" ist nicht mehr als eine Verschwendung von Ressourcen.
Zum Ende des Rückblicks haben wir noch eine kleine Top-Liste: Filme mit Kinostart im März, die erfolgreich hätten sein können, es aber (leider) nicht waren.
5. Das Ereignis – Abtreibungsdrama dessen Aktualität schmerzt
4. Cyrano – Peter Dinklage singt und tanzt
3. Ambulance – Michael Bay hat Dronen für sich entdeckt
2. Come on, Come on – Joaquin Phoenix als guter Onkel
1. JGA – Der Beweis: Deutsche Komödien können sehr lustig sein
Heutiges Gewinnspiel: Welcher der großen Marvel/DC Produktionen hat euch dieses Jahr überzeugt? Was war Müll? Was wünscht ihr euch für die Zukunft?
Zu gewinnen gibt es heute dank der Unterstützung von Plaion Pictures 3x die BD von The Medium (seit dem 18. Juli im Handel erhältlich)
Viel Glück!