Auch dieses Jahr gab es wieder Werke, die vollkommen unter dem Radar laufen, sehr unbekannt sind, dafür aber richtige Perlen der Filmkunst. Geheimtipps also, die überraschen, fesseln, den Zuschauer regelrecht mitreißen und faszinieren. Für solche Filme sollte es mehr Aufmerksamkeit geben? Dann seid ihr hier genau richtig: Denn welche Filme des Jahres sollte man sich als Film-Fan eigentlich auf jeden Fall ansehen? Wir haben uns einmal die Mühe gemacht, und euch ein paar unsere Geheimtipps des Jahres 2019 zusammengesucht. Wir wünschen viel Spaß beim Entdecken:
: Irgendwo zwischen Mystery-Thriller, Charakterdrama, Gesellschaftsstudie und Liebesdreieck angesiedelt, hat Lee Chang-dong mit "Burning" ein furioses Meisterwerk geschaffen, das sich über die zweieinhalb Stunden der Laufzeit hinweg langsam beim Zuschauer anschleicht und nach dem Abspann lange Zeit nicht mehr loslassen wird. Die mit dezent surrealen Entwicklungen gespickte Geschichte des Films ist mit schauspielerischen Nuancen und Bildern gespickt, die mitunter unvergesslich sind und ein Geflecht aus Eifersucht, Frustration, Einsamkeit und Begierde entfalten, das den Film passend zum Titel irgendwann in Flammen aufgehen lässt.
: Natürlich verschreibt sich Jacques Audiard mit "The Sisters Brothers" nicht den tradierten Dramaturgiekonzepten altbackener Western. Stattdessen ist sein Film eine sehnsuchtsvolle Suche nach Frieden, Sinn und Treue in einer Welt, die sich immer mehr selbst zerstört. Mit hervorragenden Darstellern, den exquisten Fotografien und einer famosen Regie, die komödiantisches Timing und emotionale Wucht gleichermaßen beherrscht, wird "The Sisters Brothers" nicht nur zu einem außergewöhnlich Eintrag in das Western-Genre, sondern auch zu einem der schönsten Filme des Jahres.
: Mit "Dragged Across Concrete" liefert S. Craig Zahler nach "Bone Tomahawk" und "Brawl in Cell Block 99" das nächste Meisterwerk der Neo-Exploitation. In seinem neuen Film verhandelt Zahler ein weiteres Mal die fragile Bedeutung altertümlicher Männlichkeitsmodelle und nutzt das Schicksal zweier suspendierter Polizisten um auf der Meta-Ebene auch Mel Gibsons Person zu verhandeln. Herausgekommen ist dabei ein hochgradig intensives, pulpiges, eindringliches und überraschend komplexes Seherlebnis, welches den Zuschauer zusammen mit den Akteuren geradewegs in die alles zersetzende Finsternis führt.
: Was Zhang Yimou hier auf die Leinwand zaubert, ist durch und durch von purer Schönheit geprägt. Von den elegant inszenierten Kämpfen, der meisterlichen Bildkomposition bis hin zur spannenden Handlung ergibt sich ein überaus stimmiges Gebilde. "Shadow" ist ein zum Leben erwachtes Kunstwerk.
: Ein Überraschungshit, der seinen Hype redlich verdient hat. Wer sich für das Medium Film interessiert, für Zombies und/oder einfach nur herzhaft lachen will, ist bei "One Cut of the Dead" an der richtigen Adresse. Am besten völlig uninformiert den Film herangehen und den durchgeknallten Spaß genießen.
: Mensch gegen Natur: Mads Mikkelsens Überlebenskampf in eisiger Kälte ist nicht nur überaus stark gespielt, sondern trotz minimalistischem Ansatz auch höchst spannend und emotional aufwühlend.
: Mit "The Farewell" leistet Lulu Wang etwas unendlich Bewundernswertes. Nicht jeder Pointe hinterherhechelnd, nicht jede Träne auspressend, transzendiert alle Genrezuschreibungen und verwandelt eine Episode ihres Lebens in Poesie.
: Als melancholische wie tiefsinnige Reise funktioniert "Asche ist reines Weiß" hervorragend. Seine tragische Liebe ist ebenso faszinierend wie die zeitliche Dimension des Wandels, die uns Zhangke Jia hier unaufgeregt offenbart. Und dennoch: Eine emotionale Wucht kann Zhangke Jia dieses Mal nicht aufbauen. Was bleibt ist aber eine poetische Liebesgeschichte vermischt mit einem dramatischen Gesellschaftsporträt, welches ganz nah an seinen Protagonisten bleibt und zudem visuell atemberaubend vor sich hinfließt.
: Mit "The Highwaymen" liefert Regisseur John Lee Hancock seinen womöglich besten Film ab: Nicht nur als Abgesang auf den Mythos, der um das Verbrechenpaar Bonnie und Clyde erschaffen wurde, sondern auch als Dekonstruktion altertümlicher Männlichkeitsvorstellungen. Ungemein klassisch erzählt besticht "The Highwaymen" durch überraschend facettenreiche Charaktere und starke Bilder und führt direkt in das Klima eines Landes, welches sich fest im Klammergriff von Desillusion und Verwahrlosung befindet. Nichts ist weniger heldenhaft, als für das Töten ausgezeichnet zu werden.
: „Wintermärchen“ passt nur schwerlich in das klassische Korsett der filmischen Bewertung. Jan Bonny liefert einen feuchten (Alb)traum für Neonazis und verblendete Gutmenschen, der seine Zuschauer verstört, schockt, fordert und hoffentlich auch zum Nachdenken anregt. Einen anstrengenderen Grenzgang wird man dieses Jahr im Kino nur schwerlich erleben.
: "Mirai - Das Mädchen aus der Zukunft" ist ein ebenso wunderschönes wie menschliches Gleichnis über Familie, Zeit und Raum. Dank der liebevollen wie sympathischen Charaktere, der visuellen Kraft sowie der grandiosen lockerleichten Erzählkunst, kann sich der Zuschauer fantastisch in der Welt von Kun verlieren. Hier ist indes alles möglich, sodass sogar scheinbar unmögliche Grenzen gesprengt werden können. Zum Verständnis, zur Versöhnung, zum Lernen und Wachsen. Bitte unbedingt zusammen mit der Familie oder Freunden sehen.
: Das beim Filmfestival in Cannes mit Ovationen gefeierte libanesische Filmdrama „Capernaum – Stadt der Hoffnung“ ist eine markerschütternde Verquickung von Sozial-Realismus und fiktiver Erzählung. Getragen von den begnadeten darstellerischen Leistungen von Laienschauspielerinnen und -schauspielern entwickelt sich die emotionale Schilderung des Schicksals eines 12-Jährigen, der sein Leben gezwungenermaßen selbst in die Hand nimmt, zu einem kräftigen Apell gegen soziale Ungerechtigkeit.
: "Penguin Highway" ist ein ebenso fantastisches wie mysteriöses Abenteuer, welches im Kern eine klassische Coming-of-Age-Geschichte mit jeder Menge Pinguinen erzählt. Dabei ebenso ruhig wie wunderschön zugleich. Wer jedoch auf Antworten hofft, wird von der Geschichte von Tomihiko Morimi enttäuscht. Regisseur Hiroyasu Ishida möchte viel lieber verzaubern, zum Entdecken einladen und die Magie des Alltags offenbaren. Und dies schafft er mit Bravour.
: "Dark Eden" ist eine gar schon apokalyptische Dokumentation, die vom täglichen Überleben an einem der dreckigsten Orte der Welt erzählt. Düster, tief, melancholisch und vor allem (un)angenehm persönlich, berichtet sie dabei von den Menschen vor Ort. Ihren Ängsten und Hoffnungen, ihren Leiden und ihren Träumen. Doch das Wirrwarr aus Geld und Zerstörung bringt am Ende nur eines: Die Erkenntnis, dass der Mensch längst auch die abgelegensten Orte der Welt mit seiner Ignoranz und Gewinnsucht vernichtet.
Gesamt Gewinnspiel: Wenn ihr bei der Gesamtverlosung mitmachen wollt, dann erledigt diese Aufgabe und schickt diese am Ende gesammelt an uns: Wie viele unserer Geheimtipps hatten einen regulären Kinostart?