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Der große Jahresrückblick der MB-Redaktion 2023

von Sebastian Stumbek

MEINE TOP 10 FILME 2023:

1. Return to Seoul
Lebhafte und impulsive Identitätssuche trifft eine herausragende Debüt-Performance in einer aufwühlenden Figurenstudie: Freddie sucht, tanzt und irritiert, - so wie der Film, der sich die Gestalt seiner Hauptfigur in Form und Erzählung mehr als einmal zu eigen macht.

2. Die Frau im Nebel
Inszenatorisch eine Augenweide, inhaltlich verzweigt, aber reizvoll. Das Noir-Genre einverleibt, aber auch dessen Grenzen und Eigenheiten austastend. Ein Film mit tiefer, kühler Sogwirkung und faszinierender (Bild-)Sprache, in welchem das eigentliche Krimikonstrukt nur eines von vielen Puzzleteilen ist.

3. Past Lives - In einem anderen Leben
Trifft mit seinen ruhigen, kraft- und sehnsuchtsvollen Tönen und damit, jene Momente zuzulassen und klug aufzubauen, die in vielen anderen Filmen der Schere zum Opfer fallen würden: die Momente der ehrlichen Aussprachen und die Momente des Schweigens.

4.Der Junge und der Reiher
Es gibt sie noch. Diese unbändigen Märchen, diese kreativen Welten und skurrilen Figuren. Die Geschichten, die mit Herz und Verstand sowie der Kreativität und Gewissenhaftigkeit erzählt werden, dass sie Magisches auf der Leinwand entfesseln. Überraschend, mäandernd, nicht perfekt und nicht immer gleich zu entschlüsseln, aber mit größter Hingabe und Detailverliebtheit bebildert und zum Leben erweckt.

5. The Banshees of Inisherin
Tragischkomisches Inselleben mit einem herausragend funktionierenden Darsteller*innen-Gespann, feiner Detailliebe und stimmungsvollen Aufnahmen.

6. Joyland
Vereint eine Handvoll queerer und gesellschaftlicher Selbstbestimmungskämpfe in einem dynamisch gefilmten Problemmosaik, in dem es die kaum stillbaren Figuren nach individueller Freiheit sehnt. Ungeschönt, einfühlsam und elektrisierend beobachtet.

7. Das Blau des Kaftans
Worte benötigt es wenige, um die respektvollen und nahbaren Figurenbeziehungen auszukundschaften. Der mehrschichtigen Dreiecksbeziehung reicht die intime und ruhevolle Erzählung, unaufdringliche Bildsprache sowie die authentischen Darsteller*innen zu einer Eindringlichkeit, die lange nachwirkt.

8. The Quiet Girl
Die Eigenschaften der Hauptfigur prägen den Film, der sich als ebenso still und unscheinbar entpuppt wie die Titelheldin. Eine gemächliche, atmosphärisch dichte Romanverfilmung, die auf großen Kitsch verzichtet und in kleinen, ruhevollen Momenten umso mehr Wirkung zeigt.

9. Wie wilde Tiere
Brandherd spanische Provinz. Das Idyll vom eigenen Hof mit Gemüsenanbau endet für das hinzugezogene Ehepaar Olga und Antoine direkt am Gartenzaun. Dahinter: misstrauische Blicke und sich stetig steigernde Ablehnung und Hass der Alteingesessenen. Zunehmend zermürbende zwei Stunden mit in ihrer Ohnmacht rastlosen Figuren und beklemmender Anspannung.

10. Scrapper
Vater-Tochter-Beziehungen sind im Film zuletzt zur Genüge bearbeitet worden. Und dennoch fügt  diesem Dramenzweig mit ihrem rohen, energiegeladenen sowie eigenwilligen und herzlich gewitzten Debütfilm einen weiteren sehenswerten Beitrag hinzu. 

außerdem sehenswert: Saint OmerThe Shadowless TowerTárTotemBefore, Now & ThenAre You There God? It's Me, Margaret., ...


MEINE 5 ENTTÄUSCHENDSTEN FILME 2023:

1. Indiana Jones und das Rad des Schicksals
Auf vielen (Zeit-)Ebenen übel.

2. Poker Face
Wirre, überfrachtete und zerfahrene Regiearbeit von .

3. The Son
Zum Heulen, aber nicht wegen der Geschichte.

4. Knock at the Cabin
Löchriger Thriller mit faden Beigeschmack.

5. Cube
Langwierige und abgedroschene Würfelspiele.


MEINE 10 MOST WANTED FILME 2024:
Evil Does Not Exist
River
Green Border
City of Wind
Oceans are the real Continents
La chimera
Die Unschuld
Dune: Part Two
Robot Dreams
About Dry Grasses


MEIN SERIENJAHR 2023:
Wie die Jahre zuvor recht überschaubar. Nach der finalen Staffel von Star Trek: Picard und dem zweiten Ausflug zu Star Trek: Strange New Worlds zumindest im Star Trek-Universum auf dem neusten Stand, von ein paar Folgen Star Trek: Lower Decks abgesehen. Ansonsten gab es Anfang des Jahres einen Rewatch von BoJack Horseman und an der ersten Staffel The Last of Us kam man ohnehin schwer vorbei. Größte Überraschung und einzige Binge-Session in meinem persönlichen Serienjahr: Die erste Staffel von Silo.


FAZIT:
Dieses Jahr zwei Dinge wiederholt zu schätzen gelernt: die Stille im Film und beeindruckende Früh- oder Debütwerke junger Regisseur*innen, die hoffnungsvoll in eine filmische Zukunft blicken lassen.

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