Eigentlich denkt man immer, dass Science-Fiction eher etwas für Jungs wäre. Was hälst du davon?
Ich liebe Science-Fiction. Ich bin immer wieder sehr beeindruckt davon, wie diese Welten erschaffen werden. Das ist nur einer der Gründe, weshalb die Arbeit an „Ender's Game“ für mich sehr faszinierend war.
Es ist das erste Mal, dass du mit Asa Butterfield zusammenarbeitest. Wie würdest du ihn beschreiben?
Oh, er ist natürlich sehr talentiert. Aber vor allem sind wir sehr gute Freunde geworden und er bringt mich ständig zum Lachen. Seit den Dreharbeiten haben wir immer wieder gesagt, wie sehr wir uns darauf freuen, wenn wir den Film endlich der Welt zeigen können. Daher ist es natürlich besonders toll, jetzt mit ihm hier in Berlin zu sein.
Gibt es im Film eine kleine Romanze zwischen Ender und Petra?
Nein, und ich glaube das ist ziemlich cool, weil es vollkommen unerwartet ist. Zu dem Zeitpunkt, als Petra in dem Film auftaucht, merkt man, dass sie schon eine Weile im Training ist, während Ender komplett neu ist. Es ist der Situation in einer echten Schule sehr ähnlich. Wenn der neue Typ kommt und niemand so richtig weiß, was man von ihm halten soll. Alle zweifeln zunächst an Ender und bei Petra war es so ähnlich, weil sie das einzige Mädchen ist. Daher glaube ich, dass sie sich von Anfang an gut in Ender hineinversetzen kann und ihn von Anfang an schlichtweg als Freund sieht. Sie haben großes Vertrauen ineinander und das muss nicht immer damit enden, dass man sich verliebt. Es ist schön, wenn auch mal eine bloße Freundschaft zwischen Jungen und Mädchen gezeigt wird, ganz ohne den Druck, dass sich eine Romanze entwickeln muss.
Du hast gerade von der „normalen“ Schule gesprochen – gehst du selber noch zur Schule?
Ich werde zu Hause unterrichtet. Das fing an, als ich mit der Schauspielerei begann.
Wie hat sich dein Leben seit großen Filmen wie „True Grit“ verändert?
Ich würde sagen, dass es sich eigentlich nicht so doll verändert hat. Außer natürlich die Tatsache, dass mir nun mehr Möglichkeiten offen stehen und ich die Gelegenheit habe, diese tollen schauspielerischen Chancen wahrzunehmen.
Glaubst du, dass Kids in deinem Alter dich nun anders sehen als zuvor?
Ich glaube nicht. Meine Freunde unterstützen mich sehr und die meisten von ihnen sind nicht im Schauspielbusiness, obwohl ich in LA wohne.
Hattest du das Buch zu „Ender's Game“ gelesen?
Es ging mir wie Asa: ich las es direkt nachdem ich das Skript gelesen hatte. Das hat mir sehr geholfen, weil man dadurch noch mal ein paar hundert Seiten mehr hat, um über die Figuren zu lernen.
Wie war die Arbeit mit Gavin Hood?
Es hat sehr viel Spaß gemacht. Gavin war sehr offen und ließ uns auch mal improvisieren oder unsere eigenen Ideen einbringen. Oftmals haben wir vor Green Screens gedreht, was immer eine kleine Herausforderung ist, weil man seine Vorstellungskraft so sehr einsetzen muss. In diesen Szenen hingen wir oft in unseren Geschirren in der Luft herum und konnten nur per Mikrofon mit ihm kommunizieren. Er konnte uns in solche schwierigen Szenen immer gut ermutigen und war generell sehr zuvorkommen.
Du sagtest, dass du Science-Fiction magst, spielst du auch Video Spiele?
Ab und zu. Allerdings kann ich nicht sagen, dass ich so verrückt danach wäre, wie Asa. Er zockt wirklich die ganze Zeit. Ich habe einen älteren Bruder, der mal eine Videospiel Phase durchmachte. Ich glaube, meine Erfahrungen beschränken sich so ziemlich darauf (lacht).
Würdest du sagen, dass du und die anderen jungen Darsteller am Set gleich behandelt wurden wie die älteren Darsteller Harrison Ford und Sir Ben Kingsley?
Ich habe eigentlich nur die Erfahrung gemacht, dass ich immer gleich behandelt wurde. Natürlich wird nicht außer Acht gelassen, dass es vielleicht dein erster, zweiter oder dritter Film ist. Aber ich wurde niemals herablassend behandelt oder ähnliches.
Was machst du in deiner Freizeit gerne, wenn du keine Video Games spielst?
(lacht) Ich verbringe meine Zeit am liebsten mit meinen Freunden. Wir hören Musik und gucken uns Filme an. Das ist wirklich nichts Besonderes, ich glaube, da unterscheide ich mich kaum von Gleichaltrigen.
Du bist aber auch sehr an Mode interessiert...
Ja, das stimmt. Mode ist mittlerweile ein großer Teil meines Lebens geworden. Ich gehe unglaublich gerne shoppen, wobei ich glaube, dass auch das nicht unnormal ist (lacht). Diesen Woll-Cardigan, den ich trage, habe ich gestern hier in Berlin gekauft, weil ich nicht darauf vorbereitet war, wie kalt es hier sein würde (lacht). Er ist von Maje. Ich habe ihn im Schaufenster gesehen und musste ihn haben. Mit 15 wurde ich von Frau Prada höchstpersönlich eingeladen, zu einer Modenschau zu kommen. Seitdem weiß ich Designer und Mode noch wesentlich mehr zu schätzen und finde es einfach toll.
Setzen deine Eltern dir ein Limit, wenn es darum geht, wie viel du für Klamotten ausgeben darfst?
Nein, es ist komisch. Ich liebe es, shoppen zu gehen, aber oftmals kaufe ich dann gar nichts. Ich finde haufenweise Klamotten, probiere sie an und gucke in den Spiegel. Dann denke ich „irgendwie ist das doch nicht so toll“ oder „das brauche ich nun wirklich nicht“ und am Ende gehe ich dann leer aus. Für mein Konto ist das natürlich gut (lacht).
Wie habt ihr euch auf die Dreharbeiten zu „Ender's Game“ vorbereitet?
Ich und die anderen Kinderdarsteller haben an einem echten Militär Boot Camp teilgenommen. Da haben wir die Märsche und andere militärische Verhaltensweisen gelernt. Das war teilweise ein ganz schöner Drill. Außerdem sind viele Leute vom Militär und auch Astronauten gekommen und haben Vorträge gehalten. Es war wie eine Mischung aus Boot und Space Camp. Ich weiß noch, wie ich am Anfang dachte „Mann, das wird richtig cool, Science Fiction und so, das macht bestimmt höllisch Spaß!“ Am Ende war es dann richtig schweißtreibende Arbeit. Außerdem hat Gavin (Hood) auch viele persönliche Erfahrungen aus dem Militär mit einfließen lassen, was dem Ganzen einen ernsteren Rahmen gab und mich das Thema aus einer ernsteren Perspektive betrachten ließ. Da war es dann sehr schnell mehr als bloßer Spaß.
Wie sehr hat sich dein Leben durch „True Grit“ verändert?
Ich war 13, als ich den Film drehte und habe dann ein Jahr lang nichts anderes gemacht. Das war eher Zufall und nicht beabsichtigt. Rückblickend war es aber sicherlich ganz gut so, weil ich die Erlebnisse dadurch verarbeiten und erstmal wieder etwas runterkommen konnte. Trotzdem würde ich sagen, dass sich mein Leben nicht gravierend verändert hat. Mein tag-tägliches Leben ist das Gleiche geblieben. Man kann natürlich sagen, dass es eine lebensverändernde Erfahrung war, wenn man nach dem Einfluss geht, den diese großartigen Menschen auf mich hatten. Es war sicherlich eine immense tolle Erfahrung. Aber mein persönliches Leben hat sich nicht geändert.
Was sind deine nächsten Projekte?
In den USA läuft jetzt „Romeo und Juliet“, für den es leider noch keinen deutschen Starttermin gibt. Außerdem spiele ich in zwei Filmen, die gerade in Toronto liefen. Dann habe ich noch drei weitere Projekte in Planung. Ich bin momentan also gut beschäftigt.
Romeo und Julia – ist das für dich die Love Story schlechthin?
Ja, ich glaube wahrscheinlich schon. Ich finde es gut, dass sie jetzt noch einmal neu aufgelegt wird. Das bringt die Geschichte hoffentlich auch meiner Generation noch einmal wieder näher. Ich freue mich auf jeden Fall, ein Teil davon zu sein. Es ist eine klassische Interpretation, keine moderne wie die letzte mit Leonardo DiCaprio. Dadurch trugen wir imposante Kostüme. Die traditionellen englischen Dialoge waren ganz schön schwer zu lernen. Und der britische Akzent auch. Aber es hat auch etwas Gutes: jede Rolle, die ich bisher hatte, hat mir etwas Neues abverlangt. Also habe ich auch viel Neues gelernt, zum Beispiel über Shakespeare (lacht).
Suchst du dir deine Rollen nach einem bestimmten Schema aus?
Nein, das würde ich nicht sagen. Das Tolle ist, dass jede meiner Rollen bis jetzt komplett anders war als die davor. Als ich 13 war, wusste ich nichtmal, was ein Western ist. Jetzt sagen zu können, dass ich in einem mitgemacht habe, ist toll. „Ender's Game“ ist Science-Fiction, „Romeo und Julia“ klassische Literatur. Es ist einfach schön, in der Lage zu sein, so vielfältige Filme zu drehen.
Du bist auch auf Twitter sehr aktiv – hast du eine Menge Fans?
Ja, habe ich tatsächlich. Es ist Wahnsinn, Twitter verbindet einen mit der ganzen Welt. Mir ist noch nichts wirklich Verrücktes passiert, aber ich bekomme Nachrichten von Fans von überall her. Auch hier aus Deutschland. Ich finde das ziemlich toll und nutze Social Media daher sehr gerne. Es ist schön zu sehen, dass man Menschen überall so erreichen kann.