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Da Vinci's Demons - Season 2 Kritik

von Thomas Söcker

Der Tony Stark der Renaissance ist wieder da. Oder ist Tony Stark eher der Da Vinci der Neuzeit? Wie auch immer: Mit “Da Vinci’s Demons”Season 2 steht uns nun schon der zweite abenteuerliche Abstecher mit dem actionlastigen und jungen Da Vinci ins Haus. In Serienlänge. Schon vor einem halben Jahr warfen wir einen kurzen Blick auf die erste Staffel des mittelalterlichen Superhelden und wollten herausfinden, ob Da Vinci im überschwemmend großen Serienmeer das Zeug hat sich nachhaltig über Wasser zu halten (HIER). Das Ergebnis war etwas zwiegespalten: Zwar überzeugte die erste Staffel von “Da Vinci’s Demons” mit einem hübschen Look, überwiegend guten Darstellern und einer angenehm augenzwinkernden Inszenierung, besaß in Sachen Geschichte, Pacing und vor allem Emotion aber noch viel Luft nach oben.

An Staffel 2 der verrückten Künstlershow steht nun also die Erwartung, neben einer vernünftigen und spaßigen Weiterführung der Geschichte und der Figuren, die Ungereimtheiten der ersten 8 Folgen zu beseitigen. Und gelingt dem Artista diese wünschenswerte Wandlung? Auch hier ist das Ergebnis wieder nicht mit einem einfachen “ja” oder “nein” zu beantworten. Denn obwohl die zweite Staffel von “Da Vinci’s Demons” sich gerade in Sachen Handlung und Charaktere merklich verbessert und es sogar schafft den Zuschauer ab und an mit den Figuren richtig mitzureißen, krankt auch Season 2 immer noch an unnötigem und uninteressantem Füllermaterial, offensichtlichen Wendungen und unausgewogenem Pacing.

Aber beginnen wir mit dem ... ehm ... Beginn: Die zweite Staffel knüpft natürlich nahtlos an den (unbefriedigenden) Cliffhanger der ersten Staffel an und führt den Zuschauer mit jeder Menge Action und Intrigen direkt wieder ins dreckige (und nach wie vor hübsch designte) Florenz. Viel Anlaufzeit hat und braucht man nicht, der oberflächliche Ritt wird (wie es sich für eine spaßige Attraktion gehört) flott und unterhaltsam fortgesetzt. Doch erzeugt Season 2 im Verlauf seiner ersten Folgen gar eine kleine Überraschung: Schon Folge 2 “The Blood of Brothers” überzeugt auf gelungene Art und Weise durch eine packende und folgenreiche Charakterentwicklung von Elliot Cowans Lorenzo De'Medici, die Geschichte bekommt einen neuen und konsequenten Kurs und “Da Vinci’s Demons” vollbringt endlich den Ansatz einer nötigen Tiefe. Es ist in diesem Zusammenhang auch erwähnenswert, dass Staffel 2 in Sachen Settings ausgesprochen exotisch und unverbraucht vorgeht. Ohne hier zu viel spoilern zu wollen (Fans der Serie werden sowieso wissen, wo es Da Vinci mit der Zeit hintreibt) präsentiert Season 2 dem Zuschauer nicht nur ein paar wundervolle Landschaftsbilder, sondern auch ein paar wahrlich frische Umgebungen. Und das fügt sich sogar noch ausgesprochen homogen in die gute Atmosphäre der Serie ein. An manchen Punkten fühlt sich Staffel 2 gar wie ein Assassins Creed: The Da Vinci Chronicles an. Und das ist absolut positiv gemeint.

Dies rührt aber vielleicht auch daher, dass “Da Vinci’s Demons” etwas ernster geworden ist. Nicht, dass der Kritiker Albernheiten und Absurditäten verteufeln würde (er liebt sie sogar), aber durch die etwas fixiertere und ernstere Erzählweise des jetzt viel stimmigeren und besser übergreifenden Spannungsbogens, fühlt sich die Geschichte einfach runder an. Episoden, die aus dem Rahmen der Geschichte herausfallen,wie “The Devil” aus Season 1 (wo Da Vinci auf Dracula traf), gibt es jetzt zum Glück kaum mehr. Dem gegenüber mag es aber vielleicht genau den Fans negativ aufstoßen, die gerade Da Vinci’s Absurdität so überzeugend fanden. Denn diese wird merklich zurückgefahren (obwohl auch Season 2 noch einiges an Verrücktheiten und Späßen in petto hat).

Und dennoch: Obwohl Staffel 2 eine insgesamt rundere Da Vinci-Storyline erzählt, die ausschweifenden 55-minütigen Episoden nun besser genutzt werden und ein paar der Figuren ihre nötige Tiefe bekommen, stimmt das Pacing immer noch nicht so wirklich. Viele der Nebenfiguren nehmen viel zu viel Platz ein und vor allem Lara Pulvers Clarice Orsini und die Verhandlungen um Florenz ergattern eine viel größere Prominenz, als nötig. So splittet sich die Erzählweise teils in viel zu viele Handlungsstränge auf, die dann auch viel zuschnell und unbefriedigend aufgelöst werden. Auch die anfängliche Überraschung wird eher schlecht als recht aufgefangen und führt zu einigen Langatmigkeiten zur Hälfte der Staffel, wenn das Pacing und die Erzählweise immer wieder zu oft zwischen schnell und langsam hin und her pendeln. Den ausgesprochen guten Eindruck der ersten zwei Folgen kann Season 2 also nur vereinzelt bestätigen.

Und das größte Problem: Trotz der funktionierenden Storyline um Da Vinci selbst, erfährt gerade Tom Rileys Charakter so gut wie keine Entwicklung. Und das ist schade. Bei all dem Lob, was sich Staffel 2 bei der Exposition manch anderer Hauptfiguren verdient, den namensgebenden Artista vergessen die Autoren dann doch. Er geht zwar nicht im eigentlichen Sinne unter, aber wirklich neue Facetten gewinnen die 10 Folgen dem Genie auch nicht ab. Zudem ist die Serie natürlich immer noch nicht wirklich tiefgründig und auch die Emotionen bleiben gegen Ende wieder auf der Strecke. Insgesamt 3 Folgen stechen als packende und mitreißende Episoden heraus, bleiben aber in der Unterzahl. Und vor allem der unrunde Cliffhanger entlässt den Zuschauer dann doch erneut unbefriedigt zurück. Einen umfassenden Lernprozess gab es bei den Autoren also scheinbar nicht. Obwohl sich die Serie immerhin auf einem besseren Weg befindet.


Fazit:

Die zweite Staffel von “Da Vinci’s Demons” überzeugt durch einen runderen Spannungsbogen, bessere Figurenzeichnung sowie eine interessante Haupthandlung, verliert sich aber immer noch zu sehr in handlungsfüllenden Nebenschauplätzen und emotionaler Oberflächlichkeit. Spaß kann man mit dem Modell und Action-Genie natürlich ohne Zweifel haben und gerade die Sets und Schauspieler tuschen über viele Ungereimtheiten hinweg. Aber wenn eine Serie sich nun etwas ernster präsentieren will (und das tut Staffel 2), dann muss auch etwas mehr Tiefgang folgen. Und das lässt Da Vinci leider immer noch vermissen.


Technik:


Die DVD kommt mit einem insgesamt netten Bild daher, stellt aber selbstredend keine Referenz dar.  Audio gibt es auf Deutsch undEnglisch (wobei sich die deutsche Synchro nach wie vor viel zu hölzern präsentiert). Extras lassen sich bei der DVD-Version aber leider entschuldigen: Es gibt gar keinen Einblick in die Machart der Serie. Eine Kaufempfehlung gibt es daher für Fans der Serie, die Da Vinci unbedingt zu Hause stehen haben wollen. Der Rest leiht sich die Serie einfach mal aus. Denn wem Season 1 gefallen hat, der wird auch mit Season 2 seinen Spaß haben

Wertung: 6,5/10

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