Bildnachweis: © Polyband/WVG | Motiv von "The Outlaws"

Britische Dramedy „The Outlaws“ - Staffel 1 - Kritik

von Yuliya Mieland

Inhalt

Als sieben Fremde im Rahmen eines gemeinnützigen Projekts zusammengewürfelt werden, stellen sie fest, dass sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Das Einzige, was sie gemeinsam haben, ist, dass sie in ihrer Heimatstadt Bristol das Gesetz gebrochen haben. Während neue Freundschaften entstehen, kommen dunkle Geheimnisse ans Licht. Und als die Gruppe in gefährliche kriminelle Aktivitäten hineingezogen wird, müssen sie die Grenzen zwischen ihnen niederreißen, bevor sie für das Richtige kämpfen können.

Kritik

Der Drehbuchautor Stephan Merchant, der für die britische Comedyserie The Office verantwortlich ist, schuf mit The Outlaws eine Serie, die die Welt unbedingt braucht. Alle sind so verdammt ernst geworden und keiner traut sich seine Meinung offen kundzutun, weil sie peinlich genau seziert wird. Was ist heutzutage eigentlich noch politisch korrekt und was nicht und muss man eigentlich zum Lachen immer in den Keller gehen oder darf es auch mal ein Schmunzler in der Öffentlichkeit sein? Für alle, die nicht verlernt haben über sich selbst zu lachen und ein Ventil für den Umgang mit der absurden politischen Korrektheit brauchen, ist The Outlaws genau die richtige Serie. Manchmal entsteht der Eindruck, dass es heutzutage zum ungeschriebenem Kodex gehört, sich von manchen Themen bewusst fernzuhalten, um bloß niemandem aus Versehen auf die Füße zu treten. Um so wichtiger ist es, dass solche Serien wie The Outlaws existieren, weil es elementar ist, alle gesellschaftlichen Probleme mit Humor zu nehmen, denn wenn wir nicht über uns selbst lachen können, dann sind wir auch nicht in der Lage zur Selbstreflexion und das ist der erste Schritt zum Verständnis und Empathie.


The Outlaws versammelt verschiedene Charaktere, die durch Streitigkeiten gesellschaftliche Konflikte offenbaren. Man lässt bewusst eine schwarze Aktivistin (Clare Perkins, Das Rad der Zeit) und einen weißen Rassisten (Darren Boyd, Killing Eve) aufeinander los, damit man sich über die Vorurteile auf beiden Seiten lustig machen kann. Ganz recht, es geht nicht nur darum, die schwarze Frau als ein Opfer der Weißen darzustellen, sondern die beiden Figuren unabhängig von ihrem festgefahrenem schwarz-weiß Denken als starke Individuen zu zeigen, die beide Fehler gemacht haben und beide voneinander lernen können und im Laufe der Serie immer mehr Verständnis für den anderen aufbringen. The Otlaws sprengt die schwarz-weißen Klischees und lässt Erkenntnisse zu, die weitaus ernsthafter sind, als der witzige Unterton der Serie zunächst vermuten lässt. Im Grunde sind alle Figuren traurige Seelen, die zueinander finden, um gemeinsam an ihren Herausforderungen zu wachsen. Sie streiten sich, sie versöhnen sich und sie offenbaren Stück für Stück immer mehr ihr wahres Ich.

Mit pointierten Dialogen gelingt es Stephan Merchant, das Publikum augenblicklich mitzunehmen und nicht nur zum Lachen zu bringen, sondern auch zum Nachdenken anzuregen. Die Kombination aus witzigen und ernsten Passagen funktioniert erstaunlich gut, denn The Outlaws schafft es so ernste Themen wie Drogensucht, Kriminalität, soziale Missstände, Vernachlässigung durch die Familie oder wiederum zu viel Druck durch Familie so vorzutragen, dass man sowohl darüber lachen kann, als auch traurig deswegen sein kann. Mit der Figur der tollpatschigen Aufseherin Diane (Jessica Gunning, Pride) hat man eine großartige Antagonistin geschaffen, die die "Outlaws" überwacht und am liebsten Polizistin werden möchte, deswegen ihren Dienst viel zu ernst nimmt, aber gleichzeitig nie merkt, was direkt vor ihrer Nase passiert. Erwähnenswert ist außerdem Christopher Walken, der den Vater von Frank William Abagnale in Catch me if you can spielte. Er macht sich großartig als alter Gauner, der zu seiner Familie zurückgekehrt ist.

Zu guter Letzt bekommt auch die Social-Media-Welt mit der Influencerin Lady Gabby (Eleanor TomlinsonLoving Vincent) eine Plattform in dieser Serie und nicht nur um einige Vorurteile über Influencer zu bestätigen, sondern auch um die Schattenseiten der Social-Media-Welt zu offenbaren und zu zeigen, dass Influencer auch nur Menschen sind und die gleichen Probleme haben können, wie jeder andere auch. Deswegen ist es gut, wenn sie einen Rechtsanwalt an ihrer Seite haben, und zwar so einen wie Greg (Stephan Merchant) Wer Merchant wegen seiner lustigen Auftritte bei der Serie Modern Family kennt, der weiß, dass er ein begnadeter Komiker ist und er wertet die Serie allein durch seine Anwesenheit schon auf. Er gehört zu den Schauspielern, die nicht einmal etwas sagen müssen, um komisch zu sein. Merchant ist definitiv eine große Bereicherung für den Cast und man kann nur froh sein, dass er sich in der Lage fühlte, nicht nur das Drehbuch gemeinsam mit Elgin James (Little Birds) zu schreiben, sondern auch zusammen mit John Butler (Handsome Devil) Regie zu führen.

Stephan Merchant ist definitiv ein Ausnahmetalent und er hat sehr viel zum Erfolg von The Outlaws beigetragen. Ohne ihn und seiner Mutter wäre die Serie erst gar nicht entstanden, denn Merchants Mum arbeitete als Sozialarbeiterin in seiner Heimatstadt Bristol und erzählte ihm von unterschiedlichen Menschen, um die sie sich kümmerte. So entstand die Idee für die Serie und Merchant musste keine aufwändige Recherche betreiben, um eine authentische Geschichte über Sozialarbeit zu erzählen, er brauchte nur seine Mutter zu fragen. Die Menschen, um die sie sich kümmerte, waren keine hartgesottenen Kriminellen, sondern Individuen, die einen Fehler gemacht haben und eine zweite Chance verdienten. Genau diesen Gedanken integriert Merchant in seine Serie: "Keiner ist gut oder schlecht. Niemand ist nur böse oder nur lieb. Jeder ist eine Mischung aus beidem."

Die erste Staffel von The Outlaws macht auf jeden Fall Lust auf mehr und zum Glück ist die dritte Staffel bereits in Planung.

Technischer Part

Polyband/WVG veröffentlichte die 1. Staffel der Serie The Outlaws auf zwei DVDs am 26. Mai 2023 in Deutsch und Englisch (in jeweils Dolby Digital 5.1) in hervorragender Bild- und Tonqualität. Als Bonusmaterialien enthält die zweite DVD die Entstehung der Serie, Dreharbeiten in Bristol, Die Charaktere und Outtakes.

Fazit

Das schwarz-weiß Denken und übertriebene politische Korrektheit werden humorvoll und intelligent aufgearbeitet. Trotz der ernsthaften Problematiken wie Rassismus, Drogensucht, soziale Missstände sprüht die Serie nur so vor Witz und hält der Gesellschaft gekonnt den Spiegel vor. "The Outlaws" ist ein wahrer Geniestreich.

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