Von den fünf Filmen, die Souli und meine Wenigkeit in den letzten Wochen und bis zur nächsten Woche geschaut haben und noch sehen werden, wird „Eragon“ wohl noch der akzeptabelste sein. Das ist sogar ziemlich sicher. Das soll aber selbstverständlich nicht heißen, der Film wäre gut oder auch nur okay. Das ist er nämlich ganz und gar nicht. Dieser Film ist grottenschlecht und noch erbärmlicher als Adaption eines Buches. Das Buch scheint nämlich keiner gelesen zu haben, vor allem nicht der Drehbuchautor (ein Turnbeutel-Vergesser vor dem Herrn), dessen Nachname (kein Scherz) Buchman ist. Nun gut, Zufälle soll es ja angeblich immer wieder geben. Es wäre auch gelogen, würde man behaupten, dass Buchman und sein Drehbuch einzig und allein Schuld an diesem Totalausfall sind. Mit ihrer uninspirierten Arbeit sind sie nämlich hier in guter Gesellschaft.
Und dabei geht die Gaudi so weit, dass sogar die einfachsten und weltbekanntesten Regeln des Filmemachens gebrochen werden. „Show don’t tell“ ist eine dieser Maximen, die man als Filmfan kennt, ohne je eine Film-Universität von innen gesehen zu haben. Erzähle dem Zuschauer auf einer visuellen Ebene, was vor sich geht und bete es ihm nicht via Narration oder Monolog vor. Das ist dem Regisseur (der davor und danach nie wieder Regie geführt hat) Stefen Fangmeier ziemlich egal. Und so führt er den Film mit einer peinlichen Exposition ein, die eben jene genannte Faustregel gepflegt ad absurdum führt. Das ist so stümperhaft, dass einen die deutlich drittklassigen Theaterkulissen schon nicht mehr aufregen. Und das ist gut, diese Aggressionsenergie braucht man schließlich noch für die Darsteller; die sind nämlich das reinste Desaster. Bevor wir aber zu den Pappenheimern kommen, noch ein paar Worte zum Autor und Regisseur. Die Vorlage von Christopher Paolini bestand größtenteils aus der Wiederverwertung anderer Romane, schaffte es aber durchaus, einen eigenen Rhythmus zu finden. Diese Vorlage wird von Buchman derart vergewaltigt, dass es richtig unangenehm ist. Die Kürzungen sind da das offensichtlichste Problem, aber bei Weitem nicht das einzige. Die Geschichte ist nämlich nicht wirklich wiederzuerkennen, brachial erzählt, gefühllos hingerotzt, ohne Sinn und Verstand für das Medium Film und ohne Respekt vor dem Buche.
Der Regisseur hingegen, der vor und nach "Eragon" als Visual-Effects-Artist gearbeitet hat und arbeitet, der verwechselt Spannung mit Hektik, witzig mit hohl und das gute alte Foreshadowing mit dem Verraten der restlichen Handlung. Und da muss man sich doch auch fragen; wenn dieser Mann als VFX-Artist arbeitet: Wieso sind die Animationen des Drachen derart schlecht? Das erinnert dann an den deutschen Achterbahn-Konstrukteur Ronny Schäfer, der, in einem Anflug von Genie, sagte: „Ham die Leute einfach keine Lust hier oda watt?“ Offensichtlich nicht. Und dann waren wir ja noch gar nicht bei den Darstellern. Aber dazu kommt jetzt mehr: Angefangen bei dem Milchbubi von Hauptdarsteller, der Selbstgespräche führt, um dem Zuschauer klarzumachen, was er grade sieht (Ah, das Ei ist also ein Ei und kein eiförmiger Stein!) und dazu aussieht, als würde er anderen im Schlaf heimlich einen Genitalpiercing anbringen. Oder zwei. Diesem Blondi soll man also als Held folgen. Und er ist ein brutal bescheuerter Typ als Held, um das zu erkennen braucht er nicht einmal Nippel und Warzenhof an seinem Kostüm anzubringen. Der Zuschauer ist nämlich nicht komplett doof. Und der Newcomer Edward Speleers wäre lieber in seiner Höhle geblieben, weil er derart talentbefreit ist, dass man ihm und allen anderen Darstellern die Zunge durch einen Dosenöffner drehen will, weil sie so jämmerlich hölzern sind.
Die größte Peinlichkeit hat man aber dann noch vor sich: John Malkovich. John fucking Malkovich ist in diesem Film. Insgesamt für etwa vier Minuten. Er spielt hier den bösesten der Bösen, der so böse ist, dass es einen wundert, dass er kein Hitlerbärtchen bekommen hat, um deutlich zu machen, wie böse er sein kann. So böse. Nein, wundern würde es nicht, da Fangmeier so ein schlechter Filmemacher ist, dass das Niveau seiner Inszenierungs-Symbolik mit Zweifingerbart nicht überraschen würde. John Malkovich sitzt auf einem Thron in einem dunklen Zimmer und guckt die ganze Zeit böse - ehrlich gesagt erinnert der Kram an dieser Stelle an HipHop-Videos. So voller Klischees und Unzulänglichkeiten ist dieses Machwerk geworden, so wenig Stil hat der Film. So wenig wurde der Charakter des Films getroffen und die offenbare Liebe der Buchvorlage zum Genre so wenig Bedeutung beigemessen. Liebe zur Kunst scheint hier nämlich keiner zu haben. Ein Detail: Im Buch steht geschätzt 14.000 mal wie spitz doch die Ohren der Elbin seien. Im Film sind ihre Ohren rund. Wie gesagt, gelesen hat das Buch wohl keiner. Auch deshalb wirkt der Film, wie das untere Ende der Episoden von „Primeval - Rückkehr der Urzeitmonster“. Und das kann nie was Gutes sein.