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Best of the Worst: Wofür Kotztüten, wenn es diese Filme gibt? - Teil 4

von Levin Günther

Ein Jahr zuvor hatte „Harry Potter und der Feuerkelch“ ohne Mühe die 800-Millionen-Marke geknackt und weltweit ein mehr als ansehnliches Einspielergebnis erzielt, während die „Der Herr der Ringe“-Trilogie von Peter Jackson unlängst Filmgeschichte geschrieben hat und mit „Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia“ schon wieder die nächste hochbudgetierte Fantasy-Reihe aus dem Boden gestampft wurde. Da sprangen den Verantwortlichen der Hollywood-Studios die dicken Dollarzeichnen natürlich geradezu aus den funkelnden Augen, als ihnen zu Ohren kam, dass es dort einen Jugendlichen (mit 15 Jahren hat er angefangen, die „Eragon“-Tetralogie zu schreiben) namens Christopher Paolini gibt, der es mit seinen ersten beiden Bücherschinken auf die New York Times Bestsellerliste geschafft hat. Die logische Konsequenz: Eine Verfilmung musste her, so aufgeblasen, dass das Kinoprogramm flächendeckend verstopft wird und der nächste Hype die Runde macht.

Tja, Pustekuchen. Der kommerzielle Boom blieb bei einem Budget von 100 Millionen US-Dollar aus, die Kritiken schienen einvernehmlich auf „Eragon – Das Vermächtnis des Drachenreiters“ einzuschlagen, während sich der dreimal für den Oscar nominierte Stefen Fangmeier, der sich zuvor als Visual Effects Artist bei Filmen wie „Terminator 2 – Der Tag der Abrechnung“ oder „Der Soldat James Ryan“ bewiesen hat, seitdem nicht auf dem Regiestuhl traute. Natürlich ist „Eragon – Das Vermächtnis des Drachenreiters“ immerfort anzumerken, dass hier im Hintergrund überdeutlich nach den Pfeifen des wirtschaftlichen Kalküls getanzt wurde – Man wollte eben die Erfolgswelle mitnehmen, die Harry Potter und Konsorten zu Anfang des Jahrtausends losgetreten haben. „Eragon – Das Vermächtnis des Drachenreiters“ aber zieht gegen all die arrivierten Fantasy-Vehikel den Kürzeren, weil er niemals eine leise Ahnung davon besitzt, wie man eine Geschichte entfaltet, wie man Sympathiefiguren plastisch entwickelt, wie man Bösewichter zu hassenswerten Subjekten stilisiert und ein phantastisches Universum etabliert.

Dass „Eragon – Das Vermächtnis des Drachenreiters“ die Allgemeinplätze dieser Gefilde abklappert und mit dem blonden Schnorchelpeter in der Hauptrolle (Edward Speleers, „A Lonely Place to Die“) einen aus ärmlichen Verhältnissen stammenden Burschen zum Erlöser seines Volkes aufbaut, ist zwar irgendwo recht altbacken, aber für die Wirkung derlei phantasievollen Sagen nicht abträglich: Letzten Endes nämlich geht es doch nur um den verlockenden Eskapismus. „Eragon – Das Vermächtnis des Drachenreiters“ scheitert hinsichtlich dieses elementaren Aspekts allerdings auf ganzer Linie. Zwei namhafte Spezialeffektfirmen (Industrial Light and Magic und WETA) haben die Hochleistungsrechner vergeblich Tag und Nacht rödeln lassen, um Alagaësia und all seine Fabelwesen adäquat auf die Leinwände zu projizieren. Herausgekommen allerdings ist ein seelen- und ausdrucksloser Flickenteppich, der niemals versteht, was es bedeutet, sich in tiefer Nacht die Druckerschwärze von den Fingerkuppen zu waschen, weil man beim gebannten Lesen vollkommen die Zeit verloren hat.

„Eragon – Das Vermächtnis des Drachenreiters“ absondert keinerlei eskapistische Strahlkraft - die elaborierten Kamerafahrten über erlesene Landschaften mögen zwar durchaus attraktiv sein, nehmen aber niemals gefangen – was nicht unwesentlich damit zusammenhängt, dass ein über 600 Seiten langes Buch auf sitzfleischfreundliche 105 Minuten heruntergebrochen wurde. Stefan Fangmeier lässt jedes inszenatorische Gespür für Timing vermissen (bei dem Kriegsschauplatz von Drehbuch kein Wunder), alles wirkt hier irgendwie gehetzt, inkohärent, stümperhaft und steif, Jeremy Irons („Die Unzertrennlichen“) darf als weiser, kampferprobter Mentor reichlich Phrasendrescherei betreiben, passt sich in Sachen Engagement aber gerne mal dem Charisma seines Schauspielkollegen Speleers an, welches niemals über den Status eines wackelnden Ohrlappens hinausgeht. Einzig John Malkovich („R.E.D. - Älter. Härter. Besser“) gibt sich als despotischer König die deklamatorische Ehre, als wolle ihm jemand seinen schauspielerischen Riesenlümmel streitig machen.

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